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Die Signa-Krise oder wie es zum Benko-Beben kam

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Cool, cooler, Benko: Das galt lange Zeit, doch jetzt droht dem Österreicher sein Immobilienimperium Signa Holding zu entgleiten. Foto: picture alliance/GEORG HOCHMUTH/APA/picturedesk.com|GEORG HOCHMUTH
Cool, cooler, Benko: Das galt lange Zeit, doch jetzt droht dem Österreicher sein Immobilienimperium Signa Holding zu entgleiten. Foto: picture alliance/GEORG HOCHMUTH/APA/picturedesk.com|GEORG HOCHMUTH

Als wir uns Mitte September zur Redaktionskonferenz trafen, stand der Vorschlag im Raum, sich näher mit René Benkos Signa Holding für die kommende FINANCE-Ausgabe zu beschäftigen, vielleicht in Kombination mit der allgemeinen Misere des Immobilienmarkts. Warum ausgerechnet die Signa Holding, eine bis dato eher unbekannte Gesellschaft? Deren Geschäft zeigte schon vor Wochen Risse.

Es ist eine Art obskurer Immobilienriese, der sich mit massenhaft Fremdkapital vollgesogen hat und nun in einer existenzbedrohenden Krise steckt. Lange war das Signa-Mastermind René Benko mit seinem aggressiven Kurs sehr erfolgreich gewesen. Der gebürtige Österreicher agierte politisch äußerst geschmeidig, trat im Geschäft als harter Verhandler auf und nutze alle Möglichkeiten des Banken- und Kapitalmarkts.

Doch die Fortüne hat ihn inzwischen verlassen: Seine Signa ist anno 2023 ins Visier der EZB geraten. Das ist eine Ausnahme, da dies bislang nur beim ebenfalls lange Medienimperium Kirch der Fall war. Die Schieflage von Galeria und die dortige Staatshilfe warfen ebenfalls ein schlechtes Licht auf Benko. Eine tiefere Recherche schien sich zu lohnen, das war schon Anfang September klar.

Doch dass sich der Fall wenig später dramatisch entwickeln würde, hätten wir vor rund zwei Monaten nicht gedacht. Mitte Oktober später ließ eine Adhoc aufhorchen: Die Beteiligungsgesellschaft Signa Sports United wollte Insolvenz anmelden, was FINANCE als eines der ersten Medien überhaupt vermeldete. Seither überschlagen sich die Ereignisse. Um der Nachrichtenlage Herr zu werden, haben wir online einen Ticker eingerichtet und eine Themenseite mit zahlreichen Artikeln verfasst.

Bei den vielen Nachrichten, gerät leicht das Gesamtbild aus dem Blick. Hintergründe analysieren ist aber die perfekte Spielwiese für Print. Dafür haben meine Kollegen Falk Sinß, Sarah Backhaus und Philipp Hafner die gesamte Story des wankenden Immobilienimperiums von René Benko aufgeschrieben – ein spannender Überblick, der alles beinhaltet, was eine FINANCE-Story ausmacht: spannende Deals, illustre Akteure aus der Finanzwelt und Politik, bereitwillig finanzierende Banken und prominente Investoren wie die Beraterlegende Roland Berger oder der Unternehmer Klaus-Michael Kühne.

Als besonderer Service für unsere Abonnenten haben wir diese Geschichte online bereits am vergangenen Dienstag zur Verfügung gestellt. Denn durch den Druck des FINANCE-Magazins vergehen immer einige Tage bis zum Erscheinen. Die ganze Geschichte können Sie aber jetzt auch im neuen FINANCE-Magazin nachlesen, das heute schon als E-Paper erscheint.

Die Causa Conti, Schaeffler und Vitesco

Ein anderer Schwerpunkt im neuen Magazin ist der Schaeffler-Conti-Komplex. Eine äußerst interessante Geschichte, die zurückreicht ins Jahr 2008, entspannt sich gerade um die beiden Automobilzulieferer und Industriekonzerne sowie das Conti-Spin-off Vitesco. Als Schaeffler vor 15 Jahren versuchte, Continental zu übernehmen, machte bekanntlich die Finanzkrise einen Strich durch die Rechnung.

Die Übernahme hätte dem zuvor grundsoliden Schaeffler-Konzern aus dem beschaulichen Herzogenaurach beinahe das Rückgrat gebrochen. Doch der damals neu eingesetzte CFO Klaus Rosenfeld schaffte es, Schaeffler zu retten und stabilisieren. Für die gelungene Finanztransaktion unter Einbeziehung der Holding IHO zeichneten wir ihn als CFO des Jahres 2009 aus.

Die Zeit verging, Schaeffler und Conti erholten sich zunächst prächtig, stecken inzwischen aber in strategischen Problemen. Nun holt Rosenfeld zu einem neuen Streich aus: Im Oktober kündigten die Herzogenauracher an, das Conti-Spinoff Vitesco übernehmen zu wollen, an dem die Eigentümerfamilie schon rund 50 Prozent hält. Gleichzeitig spekulieren Beobachter darüber, dass Schaeffler auch noch auf die darbende Automotive-Sparte von Continental aus sein könnte. Das wäre vor dem historischen Hintergrund freilich ein ganz besonderer Deal. Zu diesem Themenkomplex hält die neue Ausgabe gleich zwei Analysen und einen Kommentar bereit.

EnBWs Thomas Kusterer bewältigt Mammutprogramm

Benko und Schaeffler – spannende News aus der Finanzwelt, die fast gleichzeitig mit der 19. Structured FINANCE im Oktober ventilieren. In Stuttgart traf sich die FINANCE-Community mit in diesem Jahr rund 2.300 Teilnehmern und diskutierte über aktuelle und vergangene Deals. Einen Rückblick in Bildern hält die neue Ausgabe bereit.

„Im Finanzbereich stand im Vordergrund, die Liquidität zu sichern.“

Thomas Kusterer, EnBW

Aber nicht nur das: Auch die Vita unsere CFO des Jahres beleuchten wir genau. Thomas Kusterer von EnBW hat in der vergangenen Dekade ein Mammutprogramm bestritten: von Fukushima über Corona und zuletzt die dramatischen Ereignisse rund um den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Dieser sorgte zeitweise für enorm steigende Energiepreise und volatile Rohstoffmärkte. Margin Calls in Milliardenhöhe waren die Folge, auch für EnBW.

„Im Finanzbereich stand im Vordergrund, die Liquidität zu sichern“, betont Kusterer im Interview und verweist dabei auf sein Treasury-Team, das ganze Arbeit leisten musste. „Wir hatten zwischenzeitlich mehrere Milliarden Euro an Liquidität auf den Bankkonten liegen, um kurzfristig reagieren zu können“, erinnert sich der Finanzchef. Auch deshalb wählten wir Kusterer zum CFO des Jahres.

Wie beeinflusst KI das Controlling?

Für Kusterer, aber eigentlich jeden guten CFO ist das Controlling zweifellos die Kerndisziplin. Im Schwerpunkt der neuen Ausgabe haben wir uns die Frage gestellt, welche Rolle Künstliche Intelligenz in dem Bereich bereits spielt – und künftig noch spielen kann. Tatsächlich entpuppen sich die Großkonzerne hier als Vorreiter. Viel geschehen ist noch nicht, doch das Potential ist revolutionär. Wie genau, das zeigt der Beitrag.

Info

Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.