Dax-CFOs: Das sind die Top-Verdiener

Finanzchefs mit einer langen Unternehmenszugehörigkeit und viel CFO-Erfahrung sind für Unternehmen aus dem Dax 40 äußerst wertvoll. Sie kennen die Strukturen ihrer Konzerne gut und können komplexe Aufgaben in der Regel schnell lösen. Auch für Dax-CFOs selbst ist es lukrativ, bei ihrem Konzern zu bleiben. Denn die Treue führt nicht selten zu höheren Gehältern. So auch bei Marcus Kuhnert, Finanzchef bei Merck. Er ist seit August 2014 – also seit fast neun Jahren – für die Finanzen der Darmstädter verantwortlich. Nun wird er seinen Posten im Sommer dieses Jahres niederlegen und an Helene von Roeder übergeben. 2022 führte der Noch-Finanzchef Kuhnert das Gehaltsranking der CFOs auf Dax-Ebene an. So hoch war sein Gehalt. Der Finanzchef kam auf eine Gesamtvergütung von knapp 7,2 Millionen Euro. Das zeigt eine Analyse der CFO-Gehälter im Dax, die FINANCE gemeinsam mit der Corporate-Finance-Beratung Blättchen & Partner aus München durchgeführt hat. Insgesamt wurden 33 der 40 Dax-CFOs in dem Ranking berücksichtigt, also alle Finanzchefs, die das komplette Geschäftsjahr im jeweiligen Unternehmen angestellt waren. Kuhnert profitiert dabei besonders von seiner langjährigen Vorstandszugehörigkeit: Ohne Bonuszahlungen kassierte er ein Fixgehalt von 1,2 Millionen Euro, was ihn im Vergleich zu seinen CFO-Kollegen im Leitindex im oberen Quartil platziert. An die Spitze katapultiert haben Kuhnert seine Long-Term Incentives (LTIs). Damit sind mehrjährige Vergütungselemente gemeint, die häufig an die Entwicklung des Aktienkurses gekoppelt sind und damit eine langfristige Anreizfunktion auf die Manager ausüben sollen. Zu seinem Grundgehalt kamen 2022 satte 3,3 Millionen Euro an Langzeitboni sowie 2,7 Millionen Euro Kurzzeitboni (Short-Term Incentives; STIs) hinzu. Damit hatte Kuhnert die höchsten Bonuszahlungen im Dax. Bereits im Jahr 2021 hatte der Merck-CFO zu den Top-Verdienern im Leitindex gehört und rund 6,1 Millionen Euro eingestrichen. Und auch das Gehalt des Zweitplatzierten, BMW-Finanzchef Nicolas Peter, konnte sich in den vergangenen Jahren sehen lassen. Peter wurde 2022 mit knapp 5,7 Millionen Euro vergütet, im Vorjahr hatte er mit 4,8 Millionen Euro noch Platz vier belegt. Doch seine Ära bei dem Autobauer hat nun ein Ende, er hat BMW Mitte Mai dieses Jahres verlassen und sich in den Ruhestand verabschiedet. Porsche-CFO Meschke: Börsenneuling auf Platz drei Auf Platz drei findet sich Lutz Meschke, Finanzchef von Porsche, mit einem Gehalt von knapp 4,4 Millionen Euro wieder. Der Finanzexperte des Börsenneulings hatte den Sportwagenbauer im vergangenen Jahr bei seinem IPO begleitet – seit Dezember 2022 ist die Porsche AG im Dax gelistet. Das Unternehmen ist zwar neu an der Börse, doch Meschke kennt die Finanzabteilung gut. Seit 2009 ist er als CFO bei Porsche tätig. Auffallend: Für seine Position als stellvertretender Vorstandsvorsitzender hat er einen Sonderbonus von 1 Million Euro als Einmalzahlung erhalten. Im laufenden Geschäftsjahr 2023 sollte sein Gehalt deshalb höher ausfallen. Mehr zum Thema Die verwobenen Gehaltsstrukturen im VW-Imperium Die komplexen Strukturen erschweren es, die tatsächlichen Gehälter im VW-Konzern nachzuvollziehen. FINANCE hat sich die Vergütungsberichte angeschaut. Zwei Ex-CFOs erhalten immer noch Millionen. Mehr lesen Insgesamt haben die Dax-CFOs im Jahr 2022 aber im Schnitt weniger verdient als im Vorjahr. 2021 hatten die Finanzexperten ein Durchschnittsgehalt von knapp 3,5 Millionen Euro (gewährt und geschuldet im Sinne des Paragrafen 162 des Aktiengesetzes). 2022 lag der Durchschnitt nur noch bei rund 2,6 Millionen Euro – knapp 26 Prozent weniger. Der Grund ist die schlechte Entwicklung an den Aktienmärkten, an die die Lang- und Kurzzeitboni größtenteils gekoppelt sind: „Die STIs waren im vergangenen Jahr deutlich kleiner als im Vorjahr. Durch Krisen wie etwa den Ukraine-Krieg war 2022 für viele CFOs ein schwieriges Jahr“, erklärt Moritz Stahl, Director bei Blättchen & Partner. Auch die LTIs seien bei den CFOs im Ranking niedriger ausgefallen. „Wir haben in der Auswertung viele Vorstände dabei, die noch nicht lange im Amt sind“, so Stahl. „Dadurch bekommen sie noch keine Langzeitboni ausbezahlt, da diese eine mehrjährige Laufzeit haben und daher noch nicht in 2022 zugeflossen sind.“ Hannover-Rück-CFO ist Schlusslicht im Ranking Dazu zählt auch Clemens Jungsthöfel von Hannover Rück. Er ist seit Oktober 2020 für die Finanzgeschicke des Rückversicherers verantwortlich und erhielt keine LTI-Auszahlung. Der CFO hatte 2022 auch deshalb die niedrigste Vergütung unter den Dax-CFOs. Mit einer Grundvergütung von 430.000 Euro, einem STI von 427.000 Euro sowie Nebenleistungen in Höhe von 9.000 Euro verdiente er für einen Dax-Vorstand geringe 866.000 Euro – und blieb somit unter der 1-Million-Euro-Marke. Damit ist Jungsthöfel aber nicht allein: Ebenfalls darunter blieben Continental-Finanzchefin Katja Dürrfeld (913.000 Euro), Adidas-CFO Harm Ohlmeyer (rund 937.000 Euro) und die Beiersdorf-CFO Astrid Hermann (957.000 Euro). Immense Unterschiede zwischen den CFOs zeigen sich nicht nur bei den Boni, sondern auch in der Fixvergütung. Während viele Finanzchefs von hohen LTIs profitieren, verdienen andere primär über ihre Grundvergütung. Der Deutsche-Bank-Finanzchef James von Moltke bekam eine feste Vergütung von 2,9 Millionen Euro, LTIs wurden ihm für 2022 keine ausgezahlt. Damit hat der Finanzexperte mit Abstand das höchste Fixgehalt im Dax. Empfohlener externer Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Datawrapper, der von der Redaktion empfohlen wird. Sie können den Inhalt mit einem Klick aktivieren. Inhalt entsperren Immer entsperren Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte von Datawrapper angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu erfahren Sie bei Datawrapper und unserer Datenschutzerklärung. Gehaltseinbruch bei Post-Finanzchefin Kreis Auffällig ist, dass auch im vergangenen Jahr weibliche CFOs deutlich weniger verdient haben als ihre männlichen Kollegen. Im Schnitt wurden Finanzchefinnen in Dax-Konzernen mit knapp 1,5 Millionen Euro vergütet. Zum Vergleich: Das Durchschnittsgehalt bei den Männern lag bei 2,8 Millionen Euro. In der Auswertung berücksichtigt wurden allerdings nur fünf der acht Finanzchefinnen, denn nur sie waren ganzjährig für dasselbe Unternehmen tätig. Das Phänomen von Frauen als Dax-CFO ist relativ neu, lange gab es gar keine Finanzchefinnen im Dax. Die amtierenden weiblichen Dax-CFOs können entsprechend teilweise noch nicht von Langzeitboni profitieren. Der durchschnittlich ausgezahlte LTI lag bei Finanzchefinnen 2022 bei gerade einmal 186.000 Euro. Während sich Dürrfeld und Hermann am Ende des Rankings wiederfinden, haben ihre Mitstreiterinnen mehr verdient und ordnen sich in der Gesamttabelle zumindest im unteren Mittelfeld ein: Helen Giza, CFO und seit Dezember 2022 auch CEO von Fresenius Medical Care, wurde mit knapp 2 Millionen Euro vergütet. Damit führt sie das Ranking der Finanzchefinnen an. Und Maria Ferraro, Finanzchefin von Siemens Energy, hat ein Jahresgehalt von 1,7 Millionen Euro erhalten – deutlich weniger als noch 2021, als sie knapp 2,9 Millionen Euro verdiente. Die größten Einbußen hatte die Deutsche-Post-Finanzchefin Melanie Kreis. 2021 belegte sie noch Platz zwei des Gehaltsrankings mit einer Vergütung von mehr als 9 Millionen Euro. Kreis hatte dabei mehrheitlich von der Ausschüttung der LTIs in Höhe von 8,1 Millionen Euro profitiert. 2021 wurde sie zudem von dieser Publikation zur „CFO des Jahres“ gewählt. Im vergangenen Jahr verdiente sie lediglich 1,8 Millionen Euro. Gehaltsdaten sind schwer vergleichbar So lang und ausführlich die Vergütungsberichte der Dax-40-Unternehmen auch sind, ein Vergleich der Gehälter ist nicht immer einfach: „Durch den Paragraf 162 des Aktiengesetzes und die damit einhergehende Darstellung der ‚gewährten und geschuldeten Vergütung‘ ist es durchaus schwierig, die Gehälter zu vergleichen“, sagt Stahl. Das liegt vor allem daran, da die neu eingeführte Definition im Kern auf die ausgezahlten Vergütungsbestandteile abstellt, was insbesondere bei den LTIs zu erheblichen Verzerrungen führen kann. Zudem sind die Berichte deutlich länger geworden, aber nicht unbedingt informativer. Trotzdem: Das Gehaltsranking zeigt, dass Unternehmen ihren CFOs klare Incentives zum Bleiben geben. Dabei wird ein großer Teil der Gesamtvergütung direkt an die Unternehmensperformance gekoppelt. Nur wer als CFO langjährig für einen Konzern aktiv ist und das Unternehmen gleichzeitig weiterentwickelt, kann darauf hoffen, zum Top-Verdiener im Dax aufzusteigen. 2022 ist das Marcus Kuhnert von Merck gelungen.

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