Warum Brenntag ein Vorbild in Sachen Corporate Governance ist

Das Gehalt von Vorständen ist zum Großteil von kurz- und langfristigen Vergütungselementen abhängig, die an Unternehmensziele gekoppelt sind. Das bedeutet: Wenn das Unternehmen nicht performt, werden nur niedrige oder zum Teil gar keine Boni an den Vorstand ausbezahlt. In der Praxis funktioniert das aber nicht immer. Das Problem: Viele Unternehmen setzen die Ziele für ihren Vorstand im Vergütungssystem zu niedrig an. Ein Unternehmen konnte also beispielsweise eine schlechte Geschäftsentwicklung haben oder fast pleitegehen – trotzdem haben die Vorstände Boni erhalten, und das teilweise in Millionenhöhe. Nicht selten echauffieren sich im Nachgang Aktionäre oder auch Medien über zu hohe Bonuszahlungen, wie es in der Vergangenheit bei der Deutschen Bahn oder bei dem Pharmakonzern Bayer der Fall war. Keine Boni für Brenntag-Vorstand Gegen diese Entwicklung stemmt sich jetzt ein Dax-Konzern. Der Chemiedistributor Brenntag hat für 2023 dem Großteil seines Vorstands, so auch seiner Finanzchefin Kristin Neumann, keinen Jahresbonus ausbezahlt. Der Grund: Eine unterdurchschnittliche Unternehmensperformance. Auf dem ersten Blick wirkt es, als ob der Vorstand von Brenntag 2023 keinen guten Job gemacht hätte. Doch Brenntag hat die Jahresziele für 2023 enger definiert als es im Markt üblich ist. Das Unternehmen hat also womöglich höhere Erwartungen an das eigene Management als andere Konzerne. Mehr zum Thema Ziele verfehlt: Keine Boni für Brenntag-CFO Neumann Der Chemikaliendistributor Brenntag hatte 2023 mit einigen Herausforderungen zu kämpfen. Finanzchefin Kristin Neumann hat ihre Jahresziele verfehlt – das zeigt sich jetzt an ihrem Gehalt. Mehr lesen „Die Kombination aus Zielwert und Korridorbreite reflektiert den Wachstumsanspruch bei Brenntag“, teilte Brenntag auf FINANCE-Nachfrage mit. Diese ambitionierten Ziele sprechen für eine gute Corporate Governance bei dem Unternehmen. Denn Brenntag will damit gewährleisten, dass der Erfolg der Geschäfte oberste Priorität im Vorstand hat. Einen Bonus nicht auszuzahlen, bedeutet hierbei nicht, dass ein Vorstand in dem Geschäftsjahr 2023 per se schlechte Arbeit geleistet hat, wie etwa die Aktie des Konzerns zeigt, die im abgelaufenen Geschäftsjahr eine moderat positive Entwicklung hingelegt hat. Vielmehr ist die Führung eines Unternehmens, das in einer stark konjunkturabhängigen Branche wie der Chemieindustrie operiert, oftmals herausfordernd. Brenntag fokussiert positive Geschäftsentwicklung Dennoch behält Brenntag das Wesentliche im Blick: die positive Geschäftsentwicklung. Mit der „Pay-for-Performance“-Philosophie und ambitionierteren Zielen als es in anderen Unternehmen gleicher Größenordnung üblich ist, setzt der Dax-Konzern ein klares Zeichen in Richtung Geschäftsentwicklung. Selten hat ein Unternehmen das so transparent und klar kommuniziert. „Für das Geschäftsjahr 2023 betrug der Jahresbonus für den Vorstandsvorsitzenden 0 Prozent des Zielbetrags, was die unterdurchschnittliche Geschäftsentwicklung des Brenntag-Konzerns reflektiert“, heißt es dazu im Vergütungsbericht. Die Konsequenz: kein Jahresbonus. Immerhin: Bei Gehältern in der Größenordnung, wie Dax-CFOs sie erhalten, dürften niedrigere Boni nicht existenzbedrohend sein – und könnten sogar eher einen Ansporn für das nächste Geschäftsjahr darstellen. Andere Unternehmen sollten sich aus Corporate-Governance-Sicht ein Beispiel an dem Dax-Konzern Brenntag nehmen und Boni-Zahlungen wirklich nur bei einer guten Unternehmensperformance geltend machen. Den Fokus stärker auf die tatsächliche Performance des Vorstands und die positive Geschäftsentwicklung zu richten, hat bestimmt noch keinem Unternehmen geschadet.

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