Wieso bekam Baywa-CFO Helber ein Millionengehalt?

Der Agrarkonzern Baywa befindet sich in der größten wirtschaftlichen Krise seiner Unternehmensgeschichte. Bereits das Geschäftsjahr 2023 stellte den Vorstand, vor allem aber auch CFO Andreas Helber, vor finanzielle Herausforderungen. Erstmals in der 100-jährigen Firmengeschichte schloss der Konzern ein Jahr mit einem Jahresfehlbetrag ab, der sich auf 93 Millionen Euro belief. Im Vorjahr konnte der Konzern noch einen Überschuss von 239,5 Millionen Euro vorweisen. Trotz der ersten Anzeichen, dass das Unternehmen möglicherweise vor einer Krise stehen könnte, erhielt Finanzvorstand Helber im Berichtsjahr 2023 das höchste Gehalt seit 2020 und wurde mit 2,1 Millionen Euro vergütet. Der Bericht wurde zwar schon im März veröffentlicht, durch die jüngste Krise hat er aber eine besondere Relevanz. Andreas Helber mit hohem Fixgehalt für SDax Handelt es sich etwa um einen Gehaltsexzess? Wohl kaum. Beim genaueren Hinsehen fällt auf, dass ein Großteil von Helbers Gehalt zunächst an seine Fixvergütung gebunden ist. Mit etwa 992.000 Euro machte die fixe Vergütung beinahe die Hälfte von Helbers Vergütung 2023 aus. Helbers Jahresgrundgehalt wurde mit Wirkung zum April 2023 von 800.000 auf 900.000 Euro angehoben. Dadurch, dass er von der Gehaltserhöhung nur anteilig profitierte, lag seine Grundvergütung für 2023 bei 875.000 Euro. Zu Helbers Grundgehalt hinzu kamen noch zusätzlich 18.600 Euro an Nebenleistungen sowie eine Vergütung für Konzernmandate in Höhe von 98.000 Euro. Für einen SDax-Finanzchef ist ein solcher Fixanteil am Gehalt hoch. Neben der Festvergütung hat der Finanzmanager, der seit November 2010 für die Finanzen von Baywa verantwortlich ist, eine hohe Altersvorsorge von knapp 288.000 Euro erhalten. FINANCE Köpfe Andreas Helber BayWa AG Mehr lesen Baywa: Kurzzeitbonus mit langer Wirkung Obwohl Helber einen hohen fixen Anteil hat, kommt sein üppiges Salär durch einen anderen Gehaltsposten zustande. Auffällig ist, dass die andere Hälfte seines Gehalts – die variable Vergütung – hauptsächlich an Leistungen aus den Vorjahren gekoppelt ist. So etwa sein Jahresbonus. Dieser wird im Vergütungsbericht von Baywa als jährliche Tantieme ausgewiesen. Dabei wird den Vorstandsmitgliedern des Agrarkonzerns der Bonus nicht für dasselbe Jahr gewährt und ausbezahlt, sondern erst im darauffolgenden Geschäftsjahr. Konkret heißt das, dass Helber 2023 Geld für die Arbeit aus dem wirtschaftlich erfolgreichen Vorjahr zugeflossen ist. 2022 waren die Ziele an das operative EGT (Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit) gekoppelt, mit 445,9 Millionen Euro hat CFO Helber dieses Ziel übererfüllt. Außerdem hat Baywa für Helber 2022 individuelle Ziele festgelegt, die zum einen „an Kosten der Corporate-Abteilungen seines Ressorts gegenüber dem Corporate-Controlling-Plan“ und zum anderen an seinem Kreditmanagement gemessen wurden. Insgesamt floss dem CFO im Berichtsjahr 2023 der Jahresbonus von 2022 in Höhe von 408.000 Euro zu. Helbers Gehalt wird unter der akuten Krise voraussichtlich bald leiden. Für 2023 ist „die Auszahlung der jährlichen Tantieme […] erst im Geschäftsjahr 2024 fällig“, heißt es dazu im Vergütungsbericht. Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2023 hat Helber laut des Berichts Ziele rund um das EGT verfehlt. 2024 wird ihm demzufolge lediglich ein Jahresbonus 2023 von 140.000 Euro ausbezahlt. Baywa-CFO Helber hat 2023 die Ziele verfehlt Auch mit Blick auf den Langzeitbonus profitierte Finanzchef Helber in seiner Vergütung von den vorherigen Geschäftsjahren 2020 bis 2022, in denen es für Baywa außergewöhnlich gut lief. Für den Langzeitbonus wird je nach Zielerreichung jährlich ein Bonus auf eine Tantiemebank eingezahlt, der wiederum in den folgenden Geschäftsjahren anteilig ausbezahlt wird. Bei einer 100-prozentigen Zielerreichung werden darauf 1,4 Millionen Euro verbucht. „Bei Übererfüllung der Ziele ist eine Einzahlung in die Tantiemebank bis maximal 1,9 Millionen Euro jährlich möglich“, heißt es dazu in dem Vergütungsbericht. Bei einer Untererfüllung der Ziele könne hingegen ein Minus von bis zu 1,9 Millionen Euro vorgenommen werden. CFO Helber wurden im zweiten Quartal 2023 vorläufig 443.000 Euro aus diesem Konto ausbezahlt. Dieser Betrag besteht je zu einem Drittel aus den Geschäftsjahren 2020 (etwa 127.000 Euro), 2021 und 2020 (für beide Jahre je 158.000 Euro). „Die Tantiemebank-Anteile der Geschäftsjahre 2021 bis 2023 werden zum Teil erst in den Geschäftsjahren 2024 bis 2026 anteilig fällig, vorbehaltlich eines Guthabens auf dem Tantiemebank-Konto“, so im Bericht. Aufgrund des herausfordernden Geschäftsjahres 2023 wurde für Finanzvorstand Helber der Anteil für das Jahr auf 0 Euro angesetzt – sprich für das bereits kriselnde Jahr 2023 wird Helber keinen Bonus erhalten. Mehr zum Thema 6 Dinge, die Sie zur Baywa-Krise wissen müssen Was ist bei der Baywa schiefgelaufen? Wie düster ist die Finanzierungslage? Und wie kann es weitergehen? Die wichtigsten Fragen und Antworten im FINANCE-Überblick. Mehr lesen Herausforderndes Jahr 2024 für Baywa Auf den CFO warten noch einige Herausforderungen – denn der Finanzchef muss nun gemeinsam mit seinem Team die Kapitalstruktur und Liquidität des Konzerns neu organisieren. Darüber hinaus steht auch ein Verkauf der Tochtergesellschaft Baywa Re sowie der Verkauf von Beteiligungen im Raum. Mit Blick auf die Herausforderungen, mit denen sich der Baywa-Vorstand konfrontiert sieht, dürfte für das laufende Geschäftsjahr 2024 der Bonus für CFO Helber und seine Vorstandskollegen deutlich niedriger ausfallen als in den Berichtsjahren zuvor.

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