Ziele verfehlt: Keine Boni für Brenntag-CFO Neumann

Das Gehalt von CFOs bemisst sich zu einem Großteil am finanziellen Erfolg ihrer Unternehmen. Kurzfristige und langfristige variable Vergütungselemente werden an zuvor festgelegte Ziele gekoppelt. Je höher die Auszahlung, desto besser wurden die Ziele erreicht. Viele CFOs können auf diesem Weg ihre Gehälter nach oben treiben, so zum Beispiel der Mercedes-Benz-Finanzchef Harald Wilhelm. Dieser profitierte 2023 von einer guten Unternehmensperformance und erreichte vollständig seine Ziele für das abgelaufene Geschäftsjahr oder übertraf diese sogar. Aber auch der umgekehrte Weg ist möglich. Werden Ziele nur teilweise oder gar nicht erreicht, macht sich das ebenfalls an den Vorstandsgehältern bemerkbar. So der Fall bei Kristin Neumann, der Finanzchefin des Chemikalienhändlers Brenntag. Für das abgelaufene Jahr erhielt die Managerin ein Gehalt von gerade einmal 699.000 Euro. Damit gehört die Finanzerin zu den CFOs im Dax mit dem niedrigsten Gehalt. Der Grund: Eine unterdurchschnittliche Unternehmensperformance des Dax-Konzerns. Brenntag: Keine Zielerreichung für 2023 Neumanns Vergütung für 2023 besteht zum Großteil aus einer Fixvergütung in Höhe von 525.000 Euro. Hinzu kommen noch 139.000 Euro Versorgungsentgelt sowie 35.000 Euro für sonstige Leistungen – Bonuszahlungen bekam Neumann für 2023 keine, denn die Finanzchefin konnte die Jahresziele für das Geschäftsjahr nicht realisieren. Die Jahresziele Neumanns sind größtenteils an das organische operative Ebita, also dem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, gekoppelt. Darüber hinaus spielt die Umschlagshäufigkeit des Working Capital und das Ergebnis je Aktie eine Rolle. Alle drei Kennzahlen wurden für Neumann auf Konzernebene betrachtet. „Der Jahresbonus bietet einen Anreiz, die operativen Geschäftsziele des Geschäftsjahres zu erreichen, die wiederum aus der Geschäftsstrategie und der jährlichen Budgetplanung abgeleitet sind“, heißt es dazu im Vergütungsbericht von Brenntag. Ein genauerer Blick in den Vergütungsbericht zeigt, dass Neumann 2023 keines der gesetzten Ziele erreicht hat. So sollte das Ebita zwischen 1,4 Milliarden Euro und 1,6 Milliarden Euro liegen, der Zielwert wurde dabei auf 1,5 Milliarden Euro festgelegt. Für 2023 verzeichnete Brenntag ein Ebita lediglich in Höhe von 1,3 Milliarden Euro. FINANCE Köpfe Dr. Kristin Neumann Brenntag SE Mehr lesen Brenntag verfolgt Pay-for-Performance Philosophie Das Besondere: Der Zielkorridor für das Ebita lag bei dem Dax-Konzern zwischen 95 und 105 Prozent rund um den Zielwert von 1,5 Milliarden Euro. Damit hatte das Unternehmen einen engeren Zielkorridor festgelegt, als es in anderen Unternehmen gängig ist. Üblicherweise liege ein Zielkorridor zwischen 80 und 120 Prozent rund um einen Zielwert, sagte ein Marktexperte, der anonym bleiben wollte, gegenüber FINANCE. „Die Kombination aus Zielwert und Korridorbreite reflektiert den Wachstumsanspruch bei Brenntag“, teilte Brenntag auf FINANCE-Nachfrage mit. Neben dem Ebita lag die Umschlaghäufigkeit des Working Capital 2023 mit 7,25 x (Zielwert: 7,77 x) sowie der Gewinn je Aktie mit 4,73 Euro (Zielwert: 6,06 Euro) deutlich unter den Jahreszielen 2023. „Die Vorstandsvergütung bei Brenntag folgt der Pay-for-Performance Philosophie. Werden die Ziele einer variablen Vergütung für ein Geschäftsjahr verfehlt, dann ergibt sich naturgemäß eine Auszahlung, welche nur aus fixer Vergütung besteht“, ordnete ein Sprecher das Gehalt der Finanzvorständin ein. Brenntag-CFO: Doppelt so hohes Gehalt 2022 Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2023 hat Neumann außerdem keinen Langzeitbonus erhalten. Das hängt jedoch damit zusammen, dass die 1972 geborene Managerin erst seit Anfang März 2022 im Amt ist und ihr noch keine langfristige Vergütungskomponente ausbezahlt werden konnte. Der Long-Term Incentive hat eine Laufzeit von vier Jahren und wird laut Brenntag Ende Dezember 2025 fällig. Neumann wird also erstmals im Frühjahr 2026 einen Bonus aus dem Long-Term Incentive erhalten. Dass die Brenntag-Vorstände nicht jedes Jahr auf ihren Jahresbonus verzichten müssen, zeigt der Vergütungsbericht aus dem Jahr 2022. Damals wurde Neumann mit 1,4 Millionen Euro vergütet, und das, obwohl sie erst seit dem 1. April 2022 im Amt ist und somit nicht das gesamte Geschäftsjahr bei dem Unternehmen angestellt war. Für 2022 erhielt sie einen Jahresbonus in Höhe von 833.000 Euro. Im direkten Jahresvergleich der beiden Jahre sank damit ihr Gehalt für 2023 um satte 50,7 Prozent.

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