VW: Ist Arno Antlitz noch der richtige CFO für die Restrukturierung?

Vergangene Woche wurde bekannt, dass Finanzchef Lutz Meschke und Porsche getrennte Wege gehen wollen. Auch Marketingvorstand Detlev von Platen soll das Unternehmen verlassen. Wie der geplante Weggang kommuniziert wurde, hat Seltenheitswert. Nun kommt die Frage auf, ob auch weiteren Managern des VW-Konzerns das gleiche Schicksal drohen könnte. Dabei rückt auch Arno Antlitz, Finanzvorstand von VW, ins Scheinwerferlicht, der seit 2022 zusätzlich noch die wichtige Rolle des Chief Operating Officers (COO) innehat. Die Zahlen des Autobauers sind alles andere als rosig: Vor allem die Kernmarke VW leidet unter hohen Kosten und geringer Auslastung seiner Werke. Zudem soll der Konzern insgesamt im vergangenen Jahr deutlich weniger Fahrzeuge verkauft haben als im Vorjahr. Unternehmen und Gewerkschaft hatten sich kurz vor Weihnachten nach langem Ringen auf ein Sanierungsprogramm geeinigt, das den Abbau von 35.000 Arbeitsplätzen in Deutschland bis 2030 vorsieht. Im Gegenzug verzichtet VW auf Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen. Arno Antlitz: ein Gesicht der Krise Antlitz ist als langjähriger Manager ein Gesicht der Krise des Autobauers. Er arbeitet bereits seit 2004 für den Konzern. Er war unter anderem CFO von Audi und in leitenden Positionen im Controlling und Rechnungswesen der Marke Volkswagen tätig. Zudem hat er bereits Expertise in Strategie und Kostenoptimierung während seiner Zeit bei McKinsey gesammelt. Seit 2021 verantwortet er als Finanzvorstand als Nachfolger von Frank Witter die Finanzen des gesamten Konzerns. Mit der Inthronisierung von VW-Chef Oliver Blume wurde Antlitz 2022 zusätzlich zum COO ernannt, was seine Rolle im operativen Geschäft stärkt. Seine Erfahrung macht ihn zweifellos zu einem Experten für finanzielle und operative Herausforderungen. Kritische Analystenstimmen Für die aktuelle Krise, die sich seit einigen Jahren hochgeschaukelt hat, hat Antlitz bereits einschneidende Maßnahmen eingeleitet. So sollen zum Beispiel Produktionskapazitäten um 700.000 Fahrzeuge reduziert werden. Gleichzeitig plant der Konzern Einsparungen von jährlich 4 Milliarden Euro. Diese Maßnahmen sind notwendig, da die operative Marge der Kernmarke VW aktuell bei nur 2,3 Prozent liegt – weit entfernt vom Ziel von 6,5 Prozent. Doch trotz dieser Initiativen bleibt die Kritik laut: Analysten bemängeln die fehlende Dringlichkeit der Maßnahmen, und interne Streitigkeiten im Vorstand deuten auf Uneinigkeit über den richtigen Kurs hin. Auch ein erfahrener Restrukturierer im Automotive-Bereich sagt gegenüber FINANCE, dass Antlitz „nicht wirklich vorankommt und die Maßnahmen nicht ausreichen könnten“. Reicht die Rolle als Stabilitätsanker? Für Antlitz spricht, dass er in Zeiten des Wandels unter dem noch relativ neuen CEO Blume ein Stabilitätsanker für VW ist. Und während seiner Zeit als CFO bei Audi hat Antlitz bewiesen, dass er Restrukturierungen erfolgreich umsetzen kann. Er startete dort mitten in der Corona-Krise und setzte auf Kostenkontrolle sowie strategische Investitionen, um die Marke zu stabilisieren. Weggefährten sagen, dass er eine sachlich-nüchterne Art hat, die über die Jahre eine gewisse Härte und Distanz bekommen hat, gleichzeitig aber Ruhe und Verbindlichkeit ausstrahlt, hieß es etwa in einem Artikel der F.A.Z. als Antlitz die Rolle des COOs antrat. Ob das in der aktuellen Krise des Autobauers ausreicht, ist die Frage. Denn nun verschärft sich die Fragen nach Kostenkürzungen, der Transformation auf E-Mobilität, die von den Konsumenten nicht goutiert wird, und womöglich noch Trump-Zölle. Liefert Antlitz nun nicht, könnte er ein CFO auf Abruf sein, wenn wichtige Investoren wie die Porsche Familie das Vertrauen verlieren. Dass sich VWs Aktienkurs seit seinem Antritt mehr als halbiert hat, spricht nicht gerade für ihn. Info In unserer neuen Serie „Automotive in der Krise“ beleuchtet FINANCE in den kommenden Wochen die drängendsten Fragen der Branche: Welche Zulieferer stehen besonders unter Druck? Welche Finanzierer unterstützen noch die angeschlagenen Unternehmen, und welche Rolle nimmt dabei Private Equity ein? Außerdem im Fokus: die CFOs der Branche – wer meistert die Herausforderungen und führt seine Unternehmen durch die Krise? Alle Serienteile finden Sie hier.

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