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Brenntag setzt sich gegen Investoren durch, Foto: Tobias Arhelger - stock.adobe.com
Brenntag setzt sich gegen Investoren durch, Foto: Tobias Arhelger - stock.adobe.com

Showdown bei Brenntag: Der Chemiekonzern konnte einen Angriff von aktivistischen Investoren abwehren. In der gestrigen Hauptversammlung stimmte die Mehrheit der Aktionäre für die von Brenntag nominierten Aufsichtsratsmitglieder – statt für die Gegenkandidaten des Investors Primestone. Dennoch ist der Streit zwischen dem Hedgefonds und Unternehmen nicht beigelegt.

Primestone gegen Brenntag

Der aktivistische Investor Primestone hatte zwei Gegenkandidaten aufgestellt und wurde von dem US-amerikanischen Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis unterstützt. Brenntag-Investor Klaus-Michael Kühne sprach sich hingegen öffentlich für die Brenntag-Kandidaten aus und wurde seinerseits von Primestone attackiert.

Am Ende entschieden die Brenntag-Kandidaten das Rennen für sich. Beide erreichten eine Mehrheit von rund 62 und 63 Prozent. Abgestimmt hatten Vertreter, die für 83 Prozent der Aktien stehen. Richard Ridinger wurde wiedergewählt und leitet künftig den Aufsichtsrat. Neu im Aufsichtsrat ist Suja Chandrasekaran, die Doreen Nowotne ersetzt. Chandrasekaran war zuletzt Chief Digital and Information Officer bei dem amerikanischen Unternehmen Commonspirit Health. Ridinger ist der frühere Chef des Schweizer Chemiekonzerns Lonza.

Schlagabtausch vor Brenntag-HV

Im Vorfeld der Hauptversammlung lieferten sich Brenntag und Primestone einen heftigen Schlagabtausch. Primestone vertrat die Meinung, Aufsichtsratsmitglied Ridinger habe seine Chance gehabt. Brenntag wiederum pochte darauf, dass der Primestone-Gegenkandidat Geoff Wild nicht unabhängig sei und ihm die Erfahrung fehle. Auch der zweiten Primestone-Kandidatin Joanna Dziubak sprachen die Essener die Expertise ab.

Damit nicht genug: Primestone warf Brenntag vor, die Aufsichtsratskandidaten nicht korrekt auf der Webseite vorgestellt zu haben. Brenntag hat dieser Darstellung widersprochen.

Primestone verlangt Aufspaltung

Hintergrund des Streits ist, dass der Hedgefonds Primestone seit längerem auf eine Aufspaltung von Brenntag drängt. Brenntag solle die Geschäftsbereiche Specialties und Essentials trennen. Der Vorstand von Brenntag ist gegen eine Aufspaltung zum jetzigen Zeitpunkt, schließt sie aber zu einem späteren nicht aus. Brenntag-CEO Christian Kohlpaintner kommentiert: „Wir werden noch vor dem Sommer über konkrete Entscheidungen zur operativen Geschäftsstruktur beider Divisionen informieren.“

Zudem ist der mit 2 Prozent beteiligte Investor der Meinung, dass die Brenntag-Aktie underperformt und gibt dem Aufsichtsrat die Schuld dafür. Kritisch sieht Primestone unter anderem die geplante und dann verworfene Übernahme des Konkurrenten Univar.

Brenntag will „offenen Dialog“ mit Investoren

Mit der Wahl der Aufsichtsräte ist die Auseinandersetzung aber nicht beendet. Ein Primestone-Vertreter hat nach Verkündung der Ergebnisse umgehend Widerspruch eingelegt. Er machte einen möglichen Verfahrensfehler während der Abstimmung geltend. Brenntag-Aufsichtsratschefin Doreen Nowotne prüfte dies umgehend und erklärte, laut einer Prüfung lägen kein Fehler vor.

Unklar ist, ob Primestone gegen den Hauptversammlungsbeschluss klagen wird. Rückenwind hätte er: Der ebenfalls bei Brenntag engagierte Hedgefonds Engine Capital unterstützt Primestone. Brenntag präsentierte sich offen für einen friedlichen Austausch – ohne juristische Unterstützung. Der neu gewählte Aufsichtsratsvorsitzende Ridinger sagte: „Wir werden weiterhin den offenen und konstruktiven Dialog mit allen Investoren von Brenntag suchen.“

Primestone bekräftigte nach der Versammlung die Kritik an der Unternehmensführung. Gleichzeitig freue man sich auf die Ankündigung zu den Geschäftsbereichen im Sommer. Weiter teilte das Unternehmen mit: „Wir werden weiterhin konstruktiv mit dem Aufsichtsrat und dem Management zusammenarbeiten, um langfristig nachhaltige Werte bei Brenntag zu schaffen.“

Der Aktienkurs von Brenntag rutschte leicht ab: Am gestrigen Donnerstag, dem Tag der Hauptversammlung, startete der Kurs bei rund 74 Euro. Nach der Entscheidung fiel er um rund 3,4 Prozent auf 71,60 Euro.

Eva Brendel ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Kommunikationswissenschaft, VWL und Politik in Bamberg und Jena studiert. Neben dem Studium arbeitete Eva Brendel als freie Nachrichtenmoderatorin bei einem Lokalsender und moderierte eine eigene Podcast-Reihe.