Ströer hat eine neues Schwergewicht unter seinen Aktionären. Wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Stimmrechtsmitteilung des MDax-Konzerns hervorgeht, hat der Investor Valueact seinen Anteil an dem Werbevermarkter auf 11,42 Prozent aufgestockt.
Valueact hatte sich im März 2021 zunächst mit 5,2 Prozent bei Ströer eingekauft und zuletzt 6,18 Prozent der Anteile an dem Werbevermarkter gehalten. Mit dem neuerlichen Zukauf hat die US-Gesellschaft ihr Aktienpaket nun auf einen Schlag nahezu verdoppelt. Damit sind die Amerikaner nun drittgrößter Investor hinter Ströer-Co-Chef Udo Müller (22 Prozent) und Mitgründer Dirk Ströer (19,5 Prozent).
Zeitgleich mit dem Zukauf von Valueact, der bereits am 2. Februar stattfand, hat sich die Deutsche Telekom von einem Teil ihrer Ströer-Anteile getrennt. Die Bonner hatten zuletzt 4,94 Prozent gehalten, nun jedoch 2,35 Prozent abgegeben. Ob die Telekom die Aktien an Valueact verkauft hat, ist jedoch nicht bekannt.
Valueact mischte schon bei Microsoft mit
Im Markt gilt Valueact als aktivistischer Investor, der durchaus in der Unternehmenspolitik seiner Beteiligungen mitmischt. Dabei scheut sich der US-Investor im Zweifel auch nicht, seinen Forderungen öffentliches Gewicht zu verleihen. So hatte Valueact in der Vergangenheit beispielsweise mehrmals versucht, die Strategie von Konzernen wie Rolls-Royce oder der Citigroup zu beeinflussen.
Einen Leuchtturm-Erfolg dieser Strategie hatte der Investor 2014 im Fall von Microsoft verbucht. Damals war es Valueact mit einer vergleichsweise geringen Beteiligung von lediglich 2 Milliarden US-Dollar gelungen, einen Platz im Verwaltungsrat der Softwareschmiede zu ergattern.
Auch Ströer hat in der Vergangenheit bereits Erfahrung mit der Einmischung von Investoren gemacht. Unter anderem hatte 2016 der Leerverkäufer Muddy Waters eine negative Studie über die Kölner veröffentlicht und zuvor auf fallende Kurse gesetzt. Der US-Hedgefonds hatte Ströer Täuschung, Bilanzmanipulation und Insidergeschäfte vorgeworfen. Die Aktie des Werbevermarkters hatte sich von der Attacke damals nur langsam erholt.
Störer hat Corona bisher gut verkraftet
Bei Ströer sind seit dem Einstieg von Valueact vor gut einem Jahr aber noch keine Forderungen an das Management bekanntgeworden. Bei den Anlegern sorgte die Nachricht des Zukaufs dennoch für Begeisterung. So schoss der Kurs der Ströer-Aktie nach Bekanntwerden am Mittwochmorgen um rund 3 Prozent nach oben. Damit steigt die Marktbewertung von Ströer auf aktuell 3,9 Milliarden Euro.
Aktivist Valueact wittert offenbar weiteres Potenzial bei Ströer. Der Werbevermarkter hat die Corona-Pandemie bisher vergleichsweise gut verkraftet. So verzeichnete der MDax-Konzern nach einem Gewinneinbruch von 20 Prozent im Jahr 2020 im vergangenen Geschäftsjahr 2021 nach vorläufigen Angaben wieder deutliche Zuwächse in allen Sparten – allen voran das Digitalgeschäft, das die Kölner weiter ausbauen wollen.
Im November hatte der Vorstand angekündigt, dass Ströer für 2021 mit einem Ebitda zwischen 490 und 510 Millionen Euro rechnet, nach 453 Millionen Euro im Vorjahr. Die finalen Zahlen dürfte CFO Henning Gieseke im März vorlegen. Gieseke hatte den Posten des Finanzchefs im Juni 2021 von Christian Baier übernommen. Baier wiederum, der seit August 2019 CFO von Ströer war, war auf die neugeschaffene Position des Chief Operating Officer (COO) gewechselt und soll in dieser Funktion die Digitalisierung der Kölner weiter vorantreiben.
thomas.holzamer[at]finance-magazin.de
Thomas Holzamer ist Redakteur bei FINANCE sowie Chef vom Dienst bei FINANCE-Online und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Banken-Sektor, speziell das Firmenkundengeschäft. Er hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Thomas Holzamer mehr als 12 Jahre in den Redaktionen der Mediengruppe Offenbach-Post, zunächst als verantwortlicher Redakteur für Sonderpublikationen, später im Lokalen.