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3 Thesen zu Private Equity im Jahr 2018

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FINANCE sagt drei Trends für das kommende Private-Equity-Jahr voraus.
RyanKing999/iStock/Thinkstock/GettyImages

Ein Ende des Private-Equity-Booms ist einfach nicht in Sicht. Mögen die Investmentmanager noch so sehr über den nächsten Crash an den öffentlichen und damit auch an den privaten Märkten orakeln, so ist die Realität doch, dass ständig neue Höchststände erreicht werden. Sowohl, was die Menge an investiertem Kapital angeht, als auch, was die Kaufpreise betrifft. 

Auch wenn der Zustand des Sektors damit großflächig betrachtet gleich bleibt, wagt FINANCE drei neue Thesen über das PE-Jahr 2018 – und nimmt dafür sogar die Garderobe der Investmentmanager unter die Lupe.

1. Private-Equity-Investoren setzen auf Stabsstellen

Die Private-Equity-Branche professionalisiert sich, und die Finanzinvestoren richten mehr Stellen ein, die außerhalb des Investment Managements und der operativen Begleitung der Zielunternehmen liegen. Besonders stark stocken die Private-Equity-Häuser in der Finanzabteilung sowie in den Bereichen Dealsourcing, Compliance und Investor Relations auf. Fast alle Private-Equity-Häuser haben mittlerweile einen CFO, Aurelius hat seinen jüngst in den Vorstand gehoben

Inmitten des ungebrochenen Booms fließen den erfolgreicheren Häusern immer mehr Managementgebühren zu. Solange das so bleibt, dürften diese weiter in die eigene Infrastruktur investieren – und diesen Ausbau offensiv an tatsächliche und potenzielle Geldgeber herantragen. 

2. Mehr Sektorfokus, aber der Markt bleibt opportunistisch

Die Bewertungen von Firmen erreichen ständig neue Höchststände, weil im Niedrigzinsumfeld immer mehr Geld in Private Equity als vermeintlich rentable Assetklasse strömt. Doch wie können die PE-Häuser angesichts von Rekordpreisen jetzt noch die Überrenditen erzielen, für die die Branche lange Zeit bekannt war?

Eine Antwort lautet: Durch eine stärkere Beschränkung auf einzelne Sektoren. Finanzinvestoren wie Deutsche Private Equity und Waterland pflegen schon länger erfolgreich den Ansatz, von wirtschaftlichen Thesen Zielsektoren abzuleiten. So können sie die Firmen operativ besser begleiten als ein rein opportunistisch agierender Fonds, lautet das Argument. 

2018 dürften mehr Private-Equity-Häuser thesengetrieben und mit ausgeprägtem Sektorfokus argumentieren, sagt Daniel Boege, der den Bereich Buy-out bei dem Dachfonds Golding Capital Partners leitet. „Andererseits bin ich davon überzeugt, dass ein großer Teil des Markts opportunistisch bleiben wird.“ Schließlich können die Investmentmanager nur die Firmen kaufen, die auch zum Verkauf stehen. 

Thesengetriebenes Investieren kann also in der Praxis auch einfach bedeuten, traditionell opportunistisch zu investieren, und sich dazu eine passende Marketingstory rund um den angeblichen Sektorfokus auszudenken.

3. Die Krawatte wandert ins Private-Equity-Museum

Gut, diese These mag etwas überspitzt sein. Doch tatsächlich lassen Private-Equity-Manager das Symbol für Formalität selbst dann gern weg, wenn sie auf Branchentreffs als Sprecher im Rampenlicht stehen. 

Geht es um Treffen im kleineren Kreis, wird das Hemd gern bis zur Brust aufgeknöpft, und in München sollen bei Terminen schon Associates in modisch zerschlissenen Jeans gesichtet worden sein. Ein Leveraged-Finance-Banker kommentiert: „Die Private-Equity-Manager gefallen sich darin, wie Unternehmer und Start-up-Gründer aufzutreten – aber sie sind nun mal keine.“

Und was ist mit den Prognosen für 2017?

Drei Thesen hatte FINANCE gewagt: Den Vorstoß von Midcap-Investoren ins Smallcap-Segment, mehr langlaufende Fonds und das Ringen um Nachwuchskräfte. Der von FINANCE vorhergesagte Smallcap-Boom ist eingetreten. So hat mit Silverfleet ein weiteres Midmarket-Haus einen Fonds speziell für kleine Beteiligungen aufgelegt. IK Investment hat aus seinem Smallcap-Vehikel mehrere Firmen ge- und mit dem Brandschutzanbieter SVT schon die erste verkauft.

Langlaufende Fonds, ein weiterer ausgerufener Trend, dürften nach Meinung vieler Branchenvertreter zu einer dauerhaften Nische werden. 2018 neugegründete Langläufer sind FINANCE nicht bekannt, aber mehrere Häuser haben die Laufzeiten ihrer Vehikel Brancheninsidern zufolge im Nachhinein verlängert.

Und das Nachwuchsproblem? Die Private-Equity-Welt scheint zumindest noch nicht großflächig darauf zu reagieren, etwa, indem sie sich verstärkt um Uni-Absolventen bemüht. Solange es den Häusern gelingt, junge Leute mit ein bis drei Jahren Berufserfahrung von den Banken abzuwerben, ist offenbar der Leidensdruck nicht hoch genug. 

florian.bamberg[at]finance-magazin.de