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KKR bei Axel Springer in Squeeze-out-Reichweite

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Mit 43,5 Prozent steigt KKR bei Axel Springer ein. Damit halten die Großaktionäre Springers nun 95 Prozent der Anteile. Kommt der Squeeze-out?
Axel Springer

KKR hat mit seinem freiwilligen Übernahmeangebot überraschend viele Aktien von Axel Springer eingesammelt: Der US-Finanzinvestor sicherte sich im Zuge der Offerte 42,5 Prozent der Aktien, wie die Amerikaner heute Morgen mitteilen. Insgesamt erwarb KKR rund 45,9 Millionen Aktien zum Angebotspreis von 63 Euro. Damit lassen sich die Amerikaner den Springer-Deal knapp 2,9 Milliarden Euro kosten. Die Mittel sollen aus der Bilanz von KKR sowie dem neuen Fonds „Europa V“ kommen, der sich gerade im Fundraising befindet und Medienberichten zufolge 5 Milliarden Euro groß werden soll. Die Amerikaner wollen mindestens fünf Jahre an Springer beteiligt bleiben.

Das Angebot unterlag einer Mindestannahmeschwelle von 20 Prozent, die KKR bereits am 2. August nahm. Zusätzlich erwarb KKR außerhalb des Übernahmangebots noch weitere 1,04 Prozent der Stimmrechte über den Markt und hält damit insgesamt rund 43,5 Prozent an Axel Springer. Das Closing des Deals wird spätestens für das Frühjahr 2020 erwartet.

KKR und Springer-Familie halten 95 Prozent

Durch die hohe Annahmequote rückt nun ein Squeeze-out der verbleibenden Aktionäre in Reichweite, was KKR und der Springer-Führung die Umsetzung der geplanten Wertsteigerungsstrategie erleichtern dürfte. Befanden sich vor KKRs Angebot 44,8 Prozent der Springer-Aktien im Streubesitz, werden es bald nur noch 6 Prozent sein.

Die neue Aktionärsstruktur sieht so aus: Neben KKR mit 43,5 Prozent sind noch Großaktionärin Friede Springer mit 42,6 Prozent, Springer-Chef Döpfner mit 2,8 Prozent und die beiden Springer-Erben Ariane Melanie und Axel Sven mit insgesamt 6,1 Prozent bei dem Berliner Medienhaus investiert. Insgesamt hält die Springer-Familie inklusive Döpfner damit noch 51,5 Prozent am Verlagshaus, etwas weniger als bislang – Ariane und Axel Springer hatten 3,7 Prozent an KKR angedient. Allerdings sind die beiden Springer-Erben nicht Teil des Konsortiums von KKR, Friede Springer und Matthias Döpfner.

Tritt die Springer-Fraktion als Einheit auf, hielten KKR und Springer gemeinsam 95 Prozent der Aktien an dem Verlagshaus. Ohne die Erben Axel und Ariane hält das Konsortium knapp 89 Prozent. Ab 95 Prozent kann ein Squeeze-out eingeleitet werden. Mit dieser Anteilsverteilung stehen KKR und Springer an der Schwelle, die Abfindung der freien Aktionäre einleiten zu können.

Springer will mit KKR Wachstum beschleunigen

Springer-Chef Döpfner zeigt sich erfreut über den Verlauf des KKR-Einstiegs: „Das Ergebnis des Angebots ist ein sehr starkes Fundament für die geplante strategische Partnerschaft mit KKR. Wir konzentrieren uns in den kommenden Monaten auf die Umsetzung unserer Wachstumsstrategie, die wir weiter beschleunigen werden.“

Diese Wachstumsstrategie liegt für den Berliner Verleger nicht im Kerngeschäft Journalismus, sondern im Geschäft mit digitalen Kleinanzeigen und Rubrikenportalen wie Stepstone und Immowelt. Laut Unternehmensangaben stammten im Geschäftsjahr 2018 rund 71 Prozent des Umsatzes und 84 Prozent des bereinigten Ebitdas aus digitalen Aktivitäten. Springer plant laut Döpfner „erhebliche Investitionen in Mitarbeiter, Produkte, Technologie und Marken“ – ohne den Druck des Kapitalmarkts, in jedem Quartal gute Zahlen liefern zu müssen.

Schon jetzt wird der geplante Rückzug vom Kapitalmarkt eine erste Konsequenz haben: Wegen des drastisch gesunkenen Streubesitzes wird Springer wohl schon in Kürze den MDax verlassen müssen. Nachrücken dürften entweder der IT-Dienstleister Cancom oder der Ticketverkäufer CTS Eventim.

dominik.ploner[at]finance-magazin.de