Der Rüstungselektronikhersteller Hensoldt liegt nun komplett in den Händen des Private-Equity-Giganten KKR. Der frühere Mutterkonzern Airbus hat sich zurückgezogen und seine Restbeteiligung von 25,1 Prozent abgegeben. Vor zweieinhalb Jahren hatte KKR die Mehrheit an der Airbus-Sparte übernommen und dafür 1,1 Milliarden Euro bezahlt.
Gleichzeitig wurde bekannt, dass die Loslösung Hensoldts aus den Airbus-Strukturen – der so genannte „Carve-out“ – abgeschlossen ist. Laut Hensoldt-Chef Thomas Müller gelang die Trennung zehn Monate vor dem angedachten Zeitpunkt.
Hensoldt hat mit KKR schon zweimal zugekauft
Noch während der Loslösungsprozess lief, hat KKR Hensoldt auf Wachstumskurs gebracht. Der in Taufkirchen bei München ansässige Elektronikkonzern, dessen Sensoren vor allem von Sicherheitsbehörden und Militärs benutzt werden, hat unter der Regie von KKR schon zweimal zugekauft: Von dem PE-Investor Equistone übernahm Hensoldt den Luftfahrtelektroniker Euroavionics, in Großbritannien erwarben die Bayern Kelvin Hughes, einen Anbieter von Radarsystemen.
Diese Private-Equity-typische Wachstumsstrategie will CEO-Müller auch in den nächsten Jahren weiter verfolgen: In einem Interview mit der „Südwest Presse“ kündigte Müller schon Mitte 2017 an, dass sich Hensoldt „in fünf Jahren auch mit Akquisitionen verdoppeln“ will. Waren Euroavionics und Kelvin Hughes noch kleinere Akquisitionen, traut Müller seinem Unternehmen inzwischen auch Zukäufe im dreistelligen Millionenbereich zu. Unterstützt wird er bei seiner M&A-Strategie von dem erfahrenen Finanzmanager Axel Salzmann: Der frühere CFO von Bilfinger und ProSiebenSat.1 ist seit Frühjahr 2017 Finanzchef von Hensoldt.
FINANCE-Köpfe
KKR liebäugelt für Hensoldt mit einem Börsengang
2017 wuchs Hensoldt CEO Müller zufolge im Umsatz auf 1,1 Milliarden Euro, der Auftragseingang zog sogar auf 1,2 Milliarden Euro an. Umsatzziel für 2022 sind 2 Milliarden Euro. Die „Rentabilität“ beziffert Müller mit 20 Prozent.
Damit ist die Equity Story des KKR-Investments klar definiert: Schnelles Wachstum und eine internationale Buy-and-Build-Strategie sollen Hensoldt für potentielle Kaufinteressenten attraktiv machen. Strukturell profitiert der Rüstungslieferant von den wieder anziehenden Verteidigungsausgaben. Trotzdem will KKR den Umsatzanteil des Zivilgeschäfts auf 25 Prozent anheben. Dort entwickelt Hensoldt unter anderem Radarsysteme für Flughäfen und Sicherheitssysteme für Industrieanlagen.
Eigentlich peilen Management und Eigentümer den Börsengang erst für 2022 an. Dann wäre KKR sechs Jahre bei Hensoldt engagiert gewesen, was vergleichsweise lang wäre. Dass das Unternehmen den Carve-out fast ein Jahr früher abschließen konnte als geplant, spricht dafür, dass auch der Exit von KKR früher kommen könnte.