Silverfleet legt keinen neuen Fonds mehr auf

Gibt es bald einen Player weniger im deutschen Midcap-Private-Equity-Markt? Wie FINANCE aus Marktkreisen erfahren hat, legt Silverfleet Capital keinen neuen Fonds mehr auf und wird fortan nur noch das bestehende Portfolio betreuen. „Silverfleet Capital hat beschlossen, aufgrund der momentanen Marktgegebenheiten keinen weiteren Fonds mehr aufzulegen. Das Unternehmen fokussiert sich künftig auf Add-on-Transaktionen, Wertsteigerung und die Realisierung im bestehenden Portfolio, dessen Performance nach wie vor stark ist“, teilte der Finanzinvestor auf Nachfrage von FINANCE mit. Zu den Gründen für diese Entscheidung schweigt Silverfleet, aber im Markt kursieren Vermutungen. Demnach soll das Fundraising für einen neuen Fonds nicht geklappt haben. Silverfleet will dies nicht kommentieren und betonte stattdessen gegenüber FINANCE, dass die Entscheidung, keinen neuen Fonds zu initiieren, keine Auswirkungen für die bestehenden Portfoliounternehmen haben soll. Silverfleet besitzt drei deutsche Mittelständler Silverfleet ist an drei deutschen Firmen beteiligt. Im Jahr 2017 stieg der Finanzinvestor bei der Allgäuer Pumpenfabrik Wangen ein. Das Investment tätigte Silverfleet aus dem zweiten, 850 Millionen Euro schweren Midmarket-Fonds. Aus diesem Fonds heraus beteiligt sich der Finanzinvestor an Firmen mit einem Unternehmenswert zwischen 75 und 300 Millionen Euro aus den Branchen Healthcare, produzierendes Gewerbe sowie Wirtschafts- und Finanzdienstleistungen. Ebenfalls aus diesem Fonds investierte Silverfleet ein Jahr später in die Brandenburger Firma Prefere Resins, einen Produzenten von Harzen für die Bau- und Dämmstoffindustrie. Sowohl für die Pumpenfabrik Wangen als auch für Prefere Resins hat Silverfleet jeweils ein Add-on zugekauft – für die Pumpenfabrik Wangen im Januar 2019 das Geschäft mit Exzenterschneckenpumpen von Knoll Maschinenbau, für Prefere Resins im April 2019 die Geschäftsbereiche „Melamines“ und „Paraform“ des britischen Wettbewerbers Ineos. Zudem hat Silverfleet im Juli dieses Jahres mit dem Cloud-Unternehmen Digitall ein drittes Unternehmen aus den im März erworbenen Firmen Ec4u und Bulpros geschaffen. FINANCE-Themenseite Private Equity In die Private-Equity-Branche fließt so viel Geld wie nie. Das heizt den Wettbewerb der Finanzinvestoren um Zielunternehmen an. Lesen Sie mehr auf der FINANCE-Themenseite. Mehr zum Thema Darüber hinaus verfügt Silverfleet über einen Lower-Midmarket-Fonds, den der Finanzinvestor selbst als „European Development Fund“ bezeichnet. Dieses Vehikel wurde 2018 aufgelegt und ist für Beteiligungen an Firmen mit einem Unternehmenswert zwischen 25 und 75 Millionen Euro bestimmt. In diesem Fonds steckt aber bislang kein deutsches Unternehmen, sondern nur das britische Tech-Unternehmen Trustquay sowie die Kontaminationsschutzfirma Staxs mit Sitz in den Niederlanden und Belgien. Silverfleet erzielte für 7 Days Money Multiple von 3,1x Insgesamt befinden sich derzeit zwölf Unternehmen im Silverfleet-Portfolio. Sollte Silverfleet keinen zweiten Anlauf für ein Fundraising starten, dürfte der Finanzinvestor diese Firmen nach und nach verkaufen. Wie die langfristige Zukunftsperspektive für Silverfleet aussieht, ist unklar. Dass Silverfleet es offenbar nicht geschafft hat, genügend Gelder für einen neuen Fonds einzuwerben, kommt für einige Marktteilnehmer überraschend. Die Branche kämpft derzeit eher mit einem zu starken als einem zu schwachen Zufluss an Kapital. „Silverfleet ist mir zwar schon seit einiger Zeit nicht mehr bei M&A-Auktionen begegnet, aber bislang scheint das Team eine gute Performance hingelegt zu haben“, sagte ein Private-Equity-Manager zu FINANCE, der nicht genannt werden möchte. „Silverfleet ist mir zwar schon seit einiger Zeit nicht mehr bei M&A-Auktionen begegnet, aber bislang scheint das Team eine gute Performance hingelegt zu haben.“ ein anonymer Private-Equity-Manager Mit einem guten „Track Record“ wirbt Silverfleet auch selbst: Erst in dieser Woche hat der Finanzinvestor nach eigenen Angaben das französische Spezialchemieunternehmen Coventya für ein Brutto-Money-Multiple von 2,5x an einen Strategen verkauft. Den nordrhein-westfälischen Hersteller medizinischer Arbeitsschutzkleidung 7 Days veräußerte Silverfleet Ende vergangenen Jahres für ein Brutto-Money-Multiple von 3,1x. Der dänische Kameraausrüster Phase One wechselte nach rund fünf Jahren Haltedauer im Jahr 2019 sogar für ein Brutto-Money-Multiple von 4,6x den Besitzer, bei dem Fondsverwalter Ipes erzielte Silverfleet ein Multiple von 3,7x. Was passiert mit Silverfleets Amsterdamer Büro? Noch in den 2000er-Jahren gehörte Silverfleet zu den aktivsten Private-Equity-Investoren im deutschen Midmarket. Doch schon seit längerem wird die Rolle, die das Investmenthaus hierzulande spielt, immer kleiner. In der Langzeitbetrachtung der Investoren mit den meisten Deals zwischen 50 und 250 Millionen Euro seit dem Jahr 2004 liegt Silverfleet gemäß der FINANCE Midmarket-Buy-outs aktuell nur noch auf Rang 22. Weder 2019 noch 2020 wurde ein Neu-Investment von Silverfleet erfasst. Der langjährige Deutschlandchef Guido May verließ Silverfleet bereits Ende 2017 und betätigt sich seitdem als selbstständiger Investor und Berater. Die wichtigsten News aus der deutschen M&A- und Private-Equity-Szene fassen wir regelmäßig im neuen „FINANCE M&A und Private Equity Briefing“ für Sie zusammen. Sie möchten aktuelle Deals und Personalia sowie Analysen, Interviews und exklusive Hintergrund-Stories aus der Community direkt in Ihr Postfach erhalten? Dann melden Sie sich hier für unseren kostenlosen Newsletter an! Noch mehr Hintergrundinformationen zu Finanzinvestoren finden Sie auf der FINANCE-Themenseite Private Equity. Darüber hinaus lässt noch ein weiteres kleines Detail im Statement des Finanzinvestors aufhorchen: „[Die bestehenden Portfoliounternehmen] werden weiterhin von einem schlagkräftigen und erfahrenen Team von den Standorten London und München aus mit voller Kraft unterstützt“, heißt es darin. Silverfleet ist derzeit aber noch an drei Standorten aktiv, neben München und London hat der Finanzinvestor noch ein weiteres Büro in Amsterdam. Eine Nachfrage von FINANCE, was mit dem Amsterdamer Standort passiert, wollte Silverfleet nicht beantworten. olivia.harder[at]finance-magazin.de

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