Freshfields Top-Dealmaker Rick van Aerssen: der Energische

„Heute geht einiges“: Dieser Slogan prangt auf einem Banner mit grün-schwarz-weißem Hintergrund. Das Foto, auf dem dieses Banner zu sehen ist, stammt aus dem Gladbacher Bökelbergstadion, das zum Zeitpunkt der Aufnahme aus allen Nähten platzt. Und es ist der Header von Rick van Aerssens Twitter-Profil. Der Freshfields-Anwalt ist nämlich nicht nur einer der besten seiner Zunft, sondern auch bekennender Fan des Fußballvereins Borussia Mönchengladbach. Der Slogan „Heute geht einiges“ könnte auch das berufliche Motto van Aerssens sein. Denn der Rechtsanwalt bohrt regelmäßig die ganz dicken Bretter des Kapitalmarktes. Seine Mandantenliste reicht von Volkswagen und Deutscher Bank über Vonovia, BASF und Lufthansa bis hin zu Merck oder Siemens – und das ist nur ein kleiner Auszug. Viele seiner Klienten begleitet van Aerssen seit vielen Jahren. Zu seinen Spezialgebieten gehören M&A-Transaktionen, Börsengänge und auch Kapitalerhöhungen, sein Branchenfokus liegt laut Kanzleiwebseite im Industrials-Sektor. Info Dieser Artikel ist der vierte Teil der zweiten Staffel unserer Serie „Deutschlands Top-Dealmaker“, in der wir Ihnen die Macherinnen und Macher hinter den spannendsten Deals in der Bundesrepublik vorstellen. Seien Sie gespannt! Die Teile der ersten Staffel aus dem Jahr 2023 sowie alle künftigen Dealmaker finden Sie hier. Van Aerssen begleitete Deals von Wintershall Dea und EQT Van Aerssen ist dabei kein Dealmaker, der im Hintergrund agiert. Wegbegleiter beschreiben den gebürtigen Rheinländer als jemanden, der sich vor allem bei High-Profile-Transaktionen „total einbringt“ und seinen ganzen Fokus auf diese Projekte legt. Da werde auch mal im durchgetakteten Terminkalender spontan Platz geschaffen, wenn ein wichtiger Konzernchef die Meinung van Aerssens hören möchte. Energetisch sei er außerdem, ein guter Smalltalker und ein Schnelldenker. Das kommt bei der Kundschaft offenbar gut an. Und so landet der in Frankfurt lebende Rechtsanwalt regelmäßig in den League Tables der Top-Juristen. Für 2023 hat es der 52-Jährige auf den zweiten Platz im Mergerlinks-Ranking der Top-M&A-Anwälte geschafft – hinter Thomas Meurer von Hengeler Mueller. Im vergangenen Jahr begleitete er unter anderem die Übernahme von Wintershall Dea durch Harbour Energy, den Rebound von EQT bei Suse oder die Übernahme von Bucherer durch Rolex. Mehr zum Thema Top-M&A-Anwalt Thomas Meurer: der Familienflüsterer Thomas Meurer hat ein besonderes Händchen für Familienunternehmen, bei Viessmann hat er zuletzt Industriegeschichte mitgeschrieben. Was treibt den Hengeler-Anwalt an? Teil 3 unserer Dealmaker-Serie. Mehr lesen Wie van Aerssen seinen Weg zu Freshfields fand Die Karriere des Top-Anwalts könnte dabei gradliniger nicht sein – zumindest auf den ersten Blick. Van Aerssen studierte Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre in Heidelberg, im Anschluss absolvierte er den Master of Laws (LL.M.) an der Northwestern University Pritzker School of Law in Chicago. Seine erste berufliche Station nach dem Studium: Freshfields Bruckhaus Deringer. Bei der deutsch-britischen Kanzlei stieg van Aerssen nach seinem US-Aufenthalt als wissenschaftlicher Mitarbeiter ein, arbeitete ab Ende 1999 als Associate und wurde bereits nach fünf Jahren zum Partner. „Meine bisherige Karriere ist eine große Verknüpfung von Zufällen.“ Akribisch durchgeplant war der Karriereweg des Rechtsanwalts aber keinesfalls, wie van Aerssen im Gespräch mit FINANCE berichtet: „Meine bisherige Karriere ist eine große Verknüpfung von Zufällen. Und wie es der Zufall damals so wollte, kam ich an den Lehrstuhl von Peter Hommelhoff, bei dem ich später als Assistent arbeiten durfte. So habe ich mehr Fokus auf Jura gehabt und bin dort dann ‚hängengeblieben‘.“ Und er bereut den Schritt nicht: „Ich würde es immer wieder so machen.“ Was der Vater zweier Töchter an seinem Beruf am meisten schätzt: „Die abwechslungsreiche und internationale Arbeit, die Zusammenarbeit und Kommunikation mit den Menschen – und, dass ich so selbstbestimmt agieren kann.“ Globale Freshfields-Führung ist van Aerssens Karrierehöhepunkt Die Liebe zum Beruf zahlt sich aus. Van Aerssens Aufgabenspektrum und seine Verantwortungsbereiche wurden mit den Jahren immer größer. Im November 2014 übernahm er die Leitung der globalen Praxisgruppe Corporate, unter anderem mit dem Ziel, die internationale Integration innerhalb der Magic-Circle-Kanzlei zu forcieren. 2021 folgte der nächste Karrieresprung und die vorläufige Krönung seines beruflichen Werdegangs, für den er die Leitung der Corporate-Praxis wieder abtrat: Er wurde Global Managing Partner und gehört damit fortan dem weltweiten vierköpfigen Führungsgremium von Freshfields um Georgia Dawson, Alan Mason und Rafique Bachour an. Insgesamt ist der Jurist mittlerweile seit knapp 30 Jahren für Freshfields tätig. Das lange Wirken bei einer international tätigen Anwaltskanzlei scheint sich gelohnt zu haben. „Er hat einen immensen Erfahrungsschatz, kennt sich in fast jedem Rechtsgebiet zumindest ein bisschen aus und hat einen extrem hohen Sachverstand in Sachen Financials“, lobt ihn einer seiner Wegbegleiter anerkennend. Deshalb kümmere sich van Aerssen in der Kanzlei auch um das Thema Finanzen. So tickt der Freshfields-Anwalt van Aerssen Ein weiteres seiner Erfolgsrezepte – und vielleicht sogar das größte: Vertrauen zum Mandaten aufbauen und dabei stets authentisch bleiben. „Vertrauen ist in unserem Job das wichtigste Gut, das man nur aufbauen kann, wenn man sich nicht verstellt und immer ehrliches Feedback gibt, auch wenn es mal unangenehm ist. Etwa, wenn man dem Kaiser sagen muss, dass er nackt ist“, sagt van Aerssen, der im Gespräch immer mal wieder englische Floskeln fallen lässt. Und: „Unsere Mandanten schätzen es, wenn man nicht nur eine Risikoanalyse vorlegt, sondern auch eine Einschätzung oder Empfehlung abgibt.“ Dabei komme es darauf an, die Situation „richtig zu lesen“, denn nicht jeder Vorstandschef mag es, wenn sich Dienstleister zu sehr in die Entscheidungsfindung einmischen. „Vertrauen kann man nur aufbauen, wenn man immer ehrliches Feedback gibt, auch wenn es mal unangenehm ist. Etwa, wenn man dem Kaiser sagen muss, dass er nackt ist.“ Wenn man mit van Aerssen etwas länger spricht, merkt man: Er braucht ein Gegenüber auf Augenhöhe. Wegbegleiter beschreiben ihn als „dominant und durchsetzungsstark“, zum Teil auch als ungeduldig, sowie als jemanden, der andere mit seiner forschen Persönlichkeit auch mal „ein Stück weit überfordern kann“. Die forsche Art mag vielleicht nicht bei jedem gut ankommen. Sie bedeutet aber nicht, dass van Aerssen ein unnahbarer und nur auf Effizienz getrimmter Jurist ist. „Er vertraut seinen Teams vollkommen und stellt sich stets hinter seine Kollegen, wenn es hart auf hart kommt“, sagt ein Wegbegleiter, der namentlich nicht genannt werden möchte. Rick van Aerssens größte Gabe Woher nimmt van Aerssen die Energie, um im Job stets performant zu bleiben? „Ohne intrinsische Motivation geht es nicht“, gibt der Gladbach-Fan zu. Und ergänzt: „Ein bisschen ‚Work‘ im ‚Life‘ und umgekehrt muss einfach sein. Man muss die Arbeit aber auch im Büro lassen können.“ Ausgleich findet er bei seiner Familie, im Stadion oder auf der Skipiste. Auch Weinreisen – mal an der Mosel, mal in Kalifornien – tragen zu seiner Entspannung bei, erzählt er. Und ganz wichtig: „Man braucht Menschen um sich herum, die einen erden, sonst hebt man zu schnell ab.“ Sonntags ist zum Beispiel der Gang in die Kirche gesetzt, wie der katholisch aufgewachsene Rheinländer erzählt. Falls es im Beruf doch mal in eine stressige Phase geht, hilft van Aerssen seine womöglich „größte Gabe“ weiter – die rein gar nichts mit beruflichen Skills zu tun hat: „Ich kann jederzeit und überall schnell einschlafen.“ Das habe er sicherlich während seiner Zeit als Fallschirmjäger bei der Bundeswehr gelernt. „Eine 72-Stunden-Übung mit voller Konzentration ist nicht möglich, wenn man zwischendurch keine erholsamen Pausen einlegen kann.“ Eine Fähigkeit, um die ihn der ein oder andere Geschäftspartner nicht nur in der arbeitsintensiven heißen Phase eines Deals durchaus beneiden dürfte.

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