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M&A-Berater spüren das Ende des Deal-Booms

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Im vergangenen Jahr war der Workflow unter M&A-Beratern enorm, nun spürt die Branche einen deutlichen Rückgang in ihrer Auslastung. Foto: New Africa - stock.adobe.com
Im vergangenen Jahr war der Workflow unter M&A-Beratern enorm, nun spürt die Branche einen deutlichen Rückgang in ihrer Auslastung. Foto: New Africa - stock.adobe.com

Eigentlich hatten M&A-Berater nach dem fulminanten Comeback aus dem Kernkrisenjahr der Corona-Pandemie 2020 erwartet, auch in diesem Jahr mit einer Fülle an Deals gesegnet zu werden. Dann kam der Ukraine-Krieg und bremste den M&A-Markt jäh aus. Wenngleich der Dealflow nicht vollends abgebrochen ist, bekommen M&A-Berater die ersten Anzeichen des abkühlenden Marktes zu spüren, wie das aktuelle FINANCE M&A Panel zeigt, für das FINANCE regelmäßig M&A-Chefs aus Unternehmen sowie M&A-Berater und Investmentbanker nach ihrer Markteinschätzung befragt.

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Auslastung der M&A-Berater sinkt

Die Projektflut, die M&A-Berater noch im vergangenen Jahr bewältigen mussten, ist nun merklich abgeebbt. Das aktuelle Projektaufkommen im eigenen Haus – bezogen auf Deals mit Signing in den vergangenen oder nächsten zwei Monaten – bewerten die von FINANCE befragten M&A-Berater auf einer Skala von –5 (stark unterdurchschnittlich) bis +5 (stark überdurchschnittlich) mit 1,9.

Zwar ist der aktuelle Wert nicht so stark eingebrochen wie es zu Coronazeiten der Fall war, als die Auslastung ins Negative fiel, aber mit 1,9 ist der Wert der Auslastung dennoch binnen der wenigen Monate seit der vergangenen M&A-Panel-Befragung von 2,18 um rund 0,3 Punkte gesunken.

Bitter für die M&A-Berater und Investmentbanker ist jedoch, dass sie nun fernab ihrer Prognose aus dem vergangenen Oktober liegen. Damals hatten die Deal-Berater für die kommenden drei bis acht Monate eine überdurchschnittliche Auslastung von 2,58 erwartet. Der Grund für diesen großen Unterschied ist naheliegend: Der russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ließ sich kaum vorhersagen und war vom Markt nicht erwartet worden. Vielmehr hatten die Berater und Investmentbanker mit einer noch weiter zunehmenden Auslastung gerechnet.

M&A-Berater müssen Prognosen kassieren

Dabei zieht sich der Dämpfer im aktuellen Dealflow der M&A-Berater durch die Bank weg – vom Smallcap- bis ins Mid- und Largecap-Segment. Hatten die Smallcap-Berater, die schwerpunktmäßig Transaktionen bis 40 Millionen Euro begleiten, im Oktober für die kommenden drei bis acht Monate noch mit einem künftigen Auslastungswert von 2,17 gerechnet, ist dieser in der aktuellen Auswertung lediglich bei 1,95 gelandet.

Besonders deutlich ist die Divergenz zwischen Prognose und jetzigem Status Quo jedoch im Mid- und Largecap-Bereich: Die Berater, die hauptsächlich bei Deals mit einem Transaktionsvolumen von über 40 Millionen Euro mandatiert sind, erwarteten im Oktober einen künftigen Auslastungswert von 3,07, sind letztlich aber bei gerade einmal 1,84 herausgekommen – und sind damit aktuell sogar weniger beschäftigt als die Smallcap-Berater.

Mid- und Largecap-M&ABerater erwarten harte Zeiten

Und die Momentaufnahme dürfte sich zu einem Trend entwickeln. Zumindest geht die Beraterbranche nicht von einer schnellen Erholung aus. So geben die befragten M&A-Berater und Investmentbanker gegenüber FINANCE an, dass auf Basis bereits erteilter fester Mandate das erwartete künftige Projektaufkommen mit Deal Signing in den kommenden drei bis acht Monaten bei 1,95 verharren wird.

Im Detail zeigt sich allerdings Licht und Schatten: Bei den Mid- und Largecap-Beratern dürfte die Auslastung noch weiter sinken, sie prognostizieren künftig einen Auslastungswert von 1,76. Im Smallcap-Bereich wird nach Einschätzung der befragten M&A-Berater eine zaghafte Erholung spürbar sein. Hier liegt die Prognose für die kommenden Monate mit 2,08 über dem aktuellen Wert.

Maues Finanzierungsumfeld ist wichtiger Dealbreaker

Analog zur der Auslastung schlägt auch die Frage nach dem Deal-Umfeld in den kommenden zwölf Monaten nach unten aus. Mit 4,74 – wobei 10 vollkommene Zustimmung, 1 überhaupt keine Zustimmung bedeutete – ist der Wert aktuell auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2019 gefallen. Hierbei spielt neben dem Ukraine-Krieg auch das Finanzierungsumfeld eine wichtige Rolle. Restriktive Kreditvergabe und eine unsicherer gesamtwirtschaftliche Situation zählen nun zu den Top-Dealbreakern.

Den niedrigeren Dealflow spüren zuerst die konjunktursensiblen Branchen, wie etwa die Automobilindustrie. Den aktuellen Dealflow in dem Sektor bewerten die befragten M&A-Berater und Investmentbanker mit 4,53, wobei der Wert 10 für eine hohe Aktivität steht. Nach vier Umfragen in Folge mit steigenden Werten für die M&A-Aktivität in der Automotive-Branche hat dieser Trend nun sein Ende gefunden. Bei der vergangenen Umfrage im Oktober lag der Aktivitätswert noch bei 4,97.

melanie.ehmann[at]finance-magazin.de

Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.