Der Eschborner Zahlungsverkehrsdienstleister Concardis ist an die Private-Equity-Investoren Advent und Bain verkauft worden. Die Übernahme muss noch, wie bei Financial-Services-Transaktionen üblich, von der Finanzaufsicht Bafin und der Deutschen Bundesbank freigegeben werden. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Medienberichten zufolge war auch ein weiteres Private-Equity-Konsortium um CVC und Bridgepoint an dem Unternehmen interessiert.
Nach FINANCE-Informationen bewerten Advent und Bain Concardis mit einem Equity Value von etwa 700 Millionen Euro. Der Kaufpreis dürfte aber bei etwas mehr als 600 Millionen Euro liegen, da Concardis über Nettoliquidität verfügt. Diese liegt Marktschätzungen zufolge zwischen 50 und 100 Millionen Euro.
Deutsche Bank und Commerzbank forcierten Concardis-Deal
Concardis ist ein Unternehmen der Kreditwirtschaft, an dem rund 30 Banken und Verbände beteiligt sind. Der Umsatz lag laut neuesten Zahlen aus dem Jahr 2015 bei 480 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr soll sich das Geschäft Insidern zufolge gut entwickelt haben, entsprechend dürfte der Umsatz mittlerweile die 500-Millionen-Euro-Marke geknackt haben.
Advent und Bain haben Erfahrung mit Zahlungsdienstleistern: Sie sind bereits bei den Concardis-Branchennachbarn Worldpay (Großbritannien) und Nets (Dänemark) eingestiegen. Auch an der italienischen ICBPI sind die beiden PE-Investoren beteiligt. Concardis will mit seinen neuen Eigentümern nun zum Komplettanbieter für den Zahlungsverkehr werden. Dabei setzen die Hessen auf operatives Wachstum ebenso wie auf strategische Übernahmen, schreibt Concardis.
Medienberichten zufolge hatten die Deutsche Bank, die Commerzbank und die Unicredit-Tochter Hypovereinsbank auf den Verkauf gedrängt, weil sie das Concardis-Geschäft nicht mehr als strategisch wichtig betrachten. Zudem ist unklar, wie die Digitalisierung den Markt verändern wird, in dem Concardis tätig ist. Von Hype bis Marginalisierung sei in den kommenden Jahren alles möglich, meinen Branchenbeobachter.
Advent und Bain wurden im Rahmen der Transaktion von Morgan Stanley, Goldman Sachs, HSBC, Corestar Partners sowie der Kanzlei Weil Gotshal & Manges beraten. Die verkaufenden Gesellschafter wurden durch die Deutsche Bank und die Commerzbank koordiniert sowie durch Hogan Lovells als Rechtsberater begleitet.
Jakob Eich ist Chef vom Dienst des Printmagazins FINANCE und arbeitet parallel für das Schwestermedium DerTreasurer. Beide Publikationen gehören zum Fachverlag F.A.Z Business Media, bei dem der gebürtige Schleswig-Holsteiner auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Erste journalistische Erfahrungen sammelte der Journalist in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost.