Kurz vor Jahresschluss hat BASF den Verkaufsprozess für die hauseigene Bauchemiesparte erfolgreich beendet. Den Zuschlag erhält für 3,17 Milliarden Euro der Finanzinvestor Lone Star, der unter anderem auch Eigentümer des deutschen Baustoffproduzenten Xella ist. Die BASF-Bauchemiesparte produziert unter anderem Betonzusatzmittel, Abdichtungen und Mörtel und beschäftigt gut 7.000 Mitarbeiter an mehr als 60 Standorten weltweit. 2018 erzielte die Sparte einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro.
Der Kaufpreis liegt leicht über den Markterwartungen: Investoren und Analysten hatten zuletzt mit einem Verkaufspreis knapp unter 3 Milliarden Euro gerechnet. Ein Grund dafür war, dass der M&A-Prozess offenbar nicht reibungslos verlief. Aus Kreisen der Interessenten drangen Beschwerden nach außen, wonach BASF mit konkreten Informationen geize. Die drei bekannten Private-Equity-Häuser Advent, Bain und Blackstone sollen sich Presseberichten zufolge im Herbst zurückgezogen haben, ab November verhandelte BASF laut Bloomberg dann exklusiv mit Lone Star.
BASF braucht die Milliarden für andere Projekte
BASF begründet die Trennung von der milliardenschweren Bauchemiesparte mit der „geringen Integration“ in den Restkonzern. Zudem benötigt der Dax-Konzern Verkaufserlöse, um hohe Investitionen an anderer Stelle zu flankieren: So hatte BASF 2017 und 2018 für zusammen 7,6 Milliarden Euro mehrere Teile von Bayers Agrarchemiesparte übernommen. Außerdem baut BASF gerade für über 10 Milliarden US-Dollar in China den dritten großen Verbundstandort nach Ludwigshafen und Antwerpen.
Wegen der hohen Ausgaben und der konjunkturbedingt rückläufigen Gewinne hatte BASF-CFO Hans-Ulrich Engel im Oktober ein Rating-Downgrade hinnehmen müssen: Moody’s reduzierte die Bonitätseinschätzung von A1 auf A2. Seinen Zeitplan im Verkaufsprozess der Bauchemiesparte hat der CFO allerdings gehalten: Bis zum Jahresende wollte er die Verträge unterzeichnet haben, sagte er im Herbst im Gespräch mit FINANCE.
FINANCE-Köpfe
Lone Star bezahlt Umsatz-Multiple von 1,22x
Um die Bilanz zu stärken und das Portfolio zu straffen, verkaufte BASF schon Ende August das Pigmentgeschäft für 1,15 Milliarden Euro an den japanischen Chemiekonzern DIC. Mit dieser Transaktion realisierte der Konzern ein Umsatz-Multiple von 1,15x – gerade einmal das untere Ende der FINANCE-Multiples für große Chemie-Deals.
Der Lone-Star-Deal schneidet ein wenig besser ab. Vorausgesetzt, dass die Bauchemiesparte den Umsatzzuwachs von 4 Prozent aus dem ersten Halbjahr auch in der zweiten Jahreshälfte gehalten hat, dürfte die Sparte im nun endenden Jahr rund 2,6 Milliarden Euro erlösen. Daraus errechnet sich ein Umsatz-Multiple von 1,22x.
Das Geschäft, das nun in das Portfolio von Lone Star wandert, scheint sich ordentlich zu entwickeln. Neben dem Umsatzzuwachs sprach BASF im Halbjahresbericht auch davon, dass sich die Margen in der Bauchemie verbessert hätten.