Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer bereitet sich auf die Mega-Übernahme des US-Wettbewerbers Monsanto vor. Um die Freigaben der Wettbewerbsbehörden für den 66-Milliarden-Dollar-Deal zu bekommen, hat Bayer große Teile seines Geschäfts mit Saatgut- und Unkrautvernichtungsmitteln an BASF verkauft, wie die beiden Unternehmen am heutigen Freitagmorgen bekanntgaben.
Die Transaktion steht unter der Bedingung, dass Bayer bei Monsanto zum Zuge kommt. Die transatlantische Übernahme wird noch von diversen Kartellbehörden geprüft, Bayer hofft auf einen Abschluss Anfang 2018.
Bayer bekommt 15,3x Ebitda und 4,5x Umsatz
Für die an BASF verkauften Geschäftsteile spielt Bayer 5,9 Milliarden Euro in bar ein. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) der abgegebenen Geschäfte betrug im vergangenen Jahr 385 Millionen Euro. Daraus ergibt sich ein Kaufpreis-Multiple von 15,3. Bei einem Umsatz von 1,3 Milliarden Euro liegt das Kaufpreis-Multiple bezogen auf diese Kennzahl bei mehr als 4,5.
Beide Betrachtungen führen zum gleichen Ergebnis: Bayer macht sich die hohen Preise am M&A-Markt zunutze, um eine stolze Bewertung für die Geschäftsbereiche zu erringen, die der Dax-Konzern loswerden muss. „Attraktive Bedingungen“ biete der Deal für den Verkäufer, kommentiert die Equinet-Bank, wenngleich durch den Deal mit BASF ein neuer starker Wettbewerber einen Markt betritt, der für Bayer auch nach dem Teilverkauf noch wichtig bleiben wird.
Obwohl Bayer für Monsanto mit 16,5 ein noch höheres Ebitda-Multiple hingelegt hat, als der Konzern jetzt von BASF bekommt, teilt die Börse die positive Sicht: Die Bayer-Aktie ist am Freitagvormittag mit einem Plus von 1,8 Prozent stärkster Gewinner im Dax, während der Käufer BASF mit einem Minus von 0,6 Prozent zu den Tagesverlierern gehört.
Verkauft Bayer als nächstes die Radiologie-Sparte?
Bayer erklärt, dass die Verkaufserlöse der teilweisen Refinanzierung des Monsanto-Kaufs dienen. Dies dürfte die Finanzlage des Konzerns merklich entspannen, schließlich musste der Konzern für die Monsanto-Übernahme einen Brückenkredit von 57 Milliarden US-Dollar aufnehmen. Bayer betont indes immer wieder, dass die Finanzierung des Monsanto-Kaufs auch ohne Spartenverkäufe gesichert sei.
Diese Lesart signalisiert der Dax-Konzern auch dem M&A-Markt. Während im Saatgutbereich die Kartellauflagen Asset-Verkäufe zwingend machen, zeigt sich Bayer bei anderen möglichen Desinvestments anspruchsvoll. So hatte Bayer zuletzt nach FINANCE-Informationen den Verkauf der Hautpflege-Sparte auf Eis gelegt, weil kein Interessent bereit war, den Kaufpreis von 1 Milliarde Euro zu bezahlen (mehr in der Titelgeschichte der Ausgabe Mai/Juni). Auf den Deal-Listen einschlägiger M&A-Berater tauchte dafür in den vergangenen Monaten der Bereich Radiologie auf, den Bayer mit 4 Milliarden Euro bewertet.