Newsletter

Abonnements

Blackstone gibt Jack Wolfskin ab

Artikel anhören
Artikel zusammenfassen
Teilen auf LinkedIn
Teilen per Mail
URL kopieren
Drucken
Jack-Wolfskin-Filiale: Nach Abschluss der Transaktion hofft der Outdoor-Ausrüster auf Erholung.
Chromorange/dpa/Picture Alliance

Jack Wolfskin und sein Hauptgesellschafter Blackstone stehen vor einer Einigung mit den Gläubigern: Wie FINANCE aus gut informierten Kreisen erfahren hat, werden die involvierten Parteien in den nächsten Tagen einen Vertrag unterzeichnen, mit dem sie den Eigentümerwechsel bei Jack Wolfskin besiegeln. Der Plan sieht vor, dass der Investor Blackstone seine Anteile an HIG, Sankaty (Bain Capital) und CQS abgibt. Die Hedgefonds hatten sich zuvor nach und nach unter Buchwert in die Kredite des angeschlagenen Outdoor-Ausrüsters eingekauft. Dieser Plan stand zwar schon seit April im Raum, seine Umsetzung zog sich aber hin.  

Offenbar ist die Einigung nun einvernehmlich verlaufen. Auch der Private-Equity-Fonds Blackstone, an dessen Internationalisierungsstrategie im Zusammenspiel mit einem hohen Schuldenstand Jack Wolfskin letztlich gescheitert ist, hat dem Unternehmen keine Steine mehr in den Weg gelegt. Wie kooperativ sich Blackstone verhalten würde, war zwischenzeitlich unklar gewesen: Im Februar hatte der Private-Equity-Investor selbst noch ein Angebot vorgelegt, das bei den Gläubigern allerdings auf Ablehnung stieß. 

Schuldenlast von Jack Wolfskin sinkt

Die nun gefundene Lösung der Gläubiger sieht nach FINANCE-Informationen vor, dass die Wolfskin-Schulden zwischen der operativen Einheit (OpCo) und einer Holding (HoldCo) aufgeteilt werden. 110 Millionen Euro bleiben in der OpCo stehen. Zudem erhält Wolfskin frisches Kapital in Höhe von 25 Millionen Euro. Für den Outdoor-Ausrüster, der im vergangenen Jahr ein operatives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von rund 30 Millionen Euro erzielt hat, wäre der Leverage jetzt mit dem etwa 4,5fachen deutlich erträglicher als zuvor.

In der Holding verbleiben Schulden in Höhe von 210 Millionen Euro, die langfristig zurückgezahlt werden müssen. Auf diesem Weg hatte sich in der Vergangenheit beispielsweise auch schon der Autozulieferer Schaeffler aus dem Schuldenkorsett befreit. Die Second-Lien-Kreditgeber von Jack Wolfskin müssten allerdings auf die Rückzahlung von 45 Millionen Euro verzichten, da sie wie Eigentümer Blackstone „aus dem Geld“ sind. Pikant: Auch im Second-Lien-Darlehen ist Blackstone über seinen Mezzanine-Arm GSO Capital Partners vertreten.

Jack Wolfskin hofft auf Turnaround

Wird die Restrukturierung nun so umgesetzt, wäre die Bilanz von Jack Wolfskin durch die Transaktion entlastet, und der Outdoor-Ausrüster könnte sich wieder auf den operativen Turnaround konzentrieren. Ohne die drückenden Kredite, so die Hoffnung, soll die Rettung gelingen.

Unklar ist aber, ob der angekündigte Schuldenschnitt ausreicht, um Jack Wolfskin nachhaltig zu stabilisieren. Zumindest die involvierten Parteien glauben das und verweisen darauf, dass Wolfskin im Kern gesund sei. Allerdings haben die Jahre der Krise ihre Spuren hinterlassen: Im seit einigen Jahren nur noch leicht wachsenden Outdoor-Segment hat Jack Wolfskin zuletzt Marktanteile verloren. Im Ranking der Verbundgruppe Intersport ist der einstige Branchenprimus auf Platz 5 zurückgefallen und liegt damit hinter dem deutschen Konkurrenten Schoeffel, berichtet das Fachblatt „TextilWirtschaft“.

markus.dentz[at]finance-magazin.de

Info

Mehr zu angeschlagenen Unternehmen, Insolvenzen und Gesetzesänderungen finden Sie auf der Themenseite Restrukturierung

Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.