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Deutsche Post plant Milliardendeal

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Die Deutsche Post will Hillebrand von einem Private-Equity-Investor kaufen.
Deutsche Post DHL

Die Deutsche Post DHL Group will den Mainzer Spirituosen- und Getränkelogistiker Hillebrand samt Tochterunternehmen übernehmen, teilte der Dax-Konzern am Dienstagnachmittag mit. Der Verkäufer ist der belgische Finanzinvestor Cobepa. Ein Übernahmevertrag wurde bereits unterzeichnet.

Der Deal soll die Bonner rund 1,5 Milliarden Euro kosten, es handelt sich hierbei um den Kaufpreis ohne Schulden. Die Übernahme will CFO Melanie Kreis komplett aus liquiden Mitteln finanzieren, welche Ende Juni 2021 bei 3,8 Milliarden Euro lagen.

Damit würde ein Unternehmen unter das Deutsche-Post-Dach kommen, das vorwiegend im Seefrachtgeschäft tätig ist. Hillebrand ist auf das Handling und die Logistik von Getränken, ungefährlichen flüssigen Massengütern und anderen Produkten, deren Transport besondere Sorgfalt erfordert, spezialisiert.

Der Zusammenschluss soll mit der DHL-Frachtsparte Global Forwarding Freight erfolgen und werde „die Position des Konzerns auf dem dynamischen Seefrachtspeditionsmarkt stärken. Die Fokussierung auf das Logistik-Kerngeschäft ist ein Schlüsselelement der Strategie 2025 des Konzerns, wobei die Priorität für ausgewähltes anorganisches Wachstum auf spezifischen, strategisch relevanten Aktivitäten liegt“, kommentiert die Deutsche Post den Deal.

Deutsche Post hat sich gegen Private Equity durchgesetzt

Vor gut einer Woche kamen erste Gerüchte auf, dass die Bonner bei der M&A-Auktion des Logistikers in Front liegen sollen. Bereits im Frühjahr war bekannt geworden, dass der belgische Private-Equity-Eigentümer Cobepa sein Portfoliounternehmen Hillebrand verkaufen will und Rothschild mit der Käufersuche beauftragt habe. Grund für den Exit: der Schwung, den die Pandemie in das Logitsikgeschäft rund um das Online-Shopping gebracht hat.

Zunächst sollen auch mehrere Private-Equity-Gesellschaften Interesse an Hillebrand gezeigt haben, schrieb die Nachrichtenagentur Reuters im Juni. Demnach sollen CVC, Onex, Rhone und Lindsay Goldberg in die zweite Bieterrunde vorgedrungen seien. Sie sollen mit Angeboten des 11- bis 13-fachen des für 2021 erwarteten Kerngewinns von Hillebrand in Höhe von 120 Millionen Euro gelockt haben, das wären ebenfalls bis zu 1,5 Milliarden Euro gewesen.

Hillebrand gehört seit 2006 Investor Cobepa

Cobepa war 2006 bei den Mainzern eingestiegen und hatte sich zunächst 40 Prozent der Anteile gesichert. Seitdem hat der Investor seinen Anteil auf 58 Prozent ausgebaut. Wie viel Cobepa damals zahlte, ist nicht bekannt. 2005 setzte Hillebrand mit rund 950 Mitarbeitern noch 500 Millionen Euro um. Seit der Übernahme ist das Unternehmen deutlich gewachsen: Zuletzt erlöste es mit 2.700 Mitarbeitern rund 1,4 Milliarden Euro im Jahr.

Cobepa hatte für Hillebrand in den vergangenen Jahren zahlreiche Zukäufe getätigt. So übernahm Hillebrand beispielsweise 2013 Meerendonk Advanced Logistics sowie die Satellite Logistics Group, 2015 den Software-Anbieter AnotherRound Apps. Im Oktober 2020 übernahmen die Mainzer zudem Braid, das Logistikdienstleistungen für Wein, Olivenöl und ungefährliche Chemikalien anbietet. Vor drei Monaten kam der französische Spirituosenlogistiker Vignobl hinzu.

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Was hat die Deutsche Post vom Deal?

Im M&A-Portfolio der Deutschen Post hatte es zuletzt wenig Bewegung gegeben. Die Übernahme von Hillebrand dürfte nun die größte Übernahme seit 16 Jahren sein. Damals hatten die Bonner den britischen Lagerlogistiker Exel für 5,5 Milliarden Euro übernommen. Danach kamen noch kleine Spezialfirmen, vor allem aus dem Paketgeschäft, hinzu. Gleichzeitig wurden viele Firmentöchter wie das chinesische Lagergeschäft verkauft. 2020 blieben Aktivitäten im M&A-Bereich aus.

„Nachdem wir uns darauf konzentriert haben, das Geschäft operativ zu verbessern, sind wir nun in der Lage, unser Kerngeschäft auf nachhaltig höhere Margen auszurichten, indem wir unsere Reichweite und unser Serviceangebot in spezialisierten Segmenten erweitern“, erklärt Tim Scharwath, CEO DHL Global Forwarding Freight.

Die Übernahme füge sich „hervorragend“ in die Strategie der Bonner ein. Besonders die positiven Wachstumsaussichten sprechen für das Getränkeunternehmen. „Die Übernahme von Hillebrand ist eine einmalige Gelegenheit für Deutsche Post DHL Group, das Geschäft um hochwertige Seefrachtdienstleistungen mit starken Margen und hohem Cashflow zu erweitern. Wir gehen davon aus, dass sich diese Transaktion vom ersten Tag an positiv auf das Ergebnis und den Cashflow auswirken wird“, so CFO Kreis. Hillebrand wiederum würde von dem globalen Netzwerk der Deutschen Post profitieren.

sarah.backhaus[at]finance-magazin.de

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Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Backhaus ist spezialisiert auf die Themen Restrukturierung, Transformation, Zahlungsverkehr und Cash Management. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalistin für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.

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