Newsletter

Abonnements

Knorr-Bremse gewinnt Wettbieten um Haldex

Artikel anhören
Artikel zusammenfassen
Teilen auf LinkedIn
Teilen per Mail
URL kopieren
Drucken
Der schwedische Bremsenhersteller Haldex ist heiß begehrt. Mit SAF Holland, ZF Friedrichshafen und Knorr-Bremse haben sich gleich drei Bieter von 450 auf 580 Millionen Euro hochgejazzt. Nun ist der Kampf entschieden.
Haldex

Einer der spannendsten Übernahmekämpfe des Jahres ist entschieden. ZF Friedrichshafen wird seine Anteile an dem schwedischen Bremsenhersteller Haldex dem Mitbieter Knorr-Bremse vollständig andienen. Das teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. ZF hatte seinen Anteil bereits von 21,67 Prozent auf 20,11 Prozent reduziert. Die 8,8 Millionen Aktien reicht ZF nun für 125 Kronen je Aktie (12,8 Euro) an Knorr-Bremse weiter. ZF kassiert dadurch rund 113,7 Millionen Euro.

Knorr-Bremse kontrolliert damit 35 Prozent von Haldex, wie ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage bestätigte. Das Übernahmeangebot für den schwedischen Konkurrenten läuft noch bis zum 5. Dezember. Da ZF wenige Tage vor der Deadline das Handtuch wirft, ist wahrscheinlich, dass man in Friedrichshafen davon ausgeht, dass sich die meisten Haldex-Aktionäre für das Angebot von Knorr-Bremse entschieden haben oder dies noch tun werden. Knorr-Bremse begrüßt die Entscheidung von ZF und weißt darauf hin, dass das Knorr-Bremse-Angebot inzwischen auch von der schwedischen Aktionärsvereinigung zur Annahme empfohlen werde.

SAF Holland hatte den Poker um Haldex eröffnet

Am 5. Dezember geht damit voraussichtlich einer der spannendsten Bieterwettstreite der jüngsten Vergangenheit zu Ende. Eröffnet hatte diesen Mitte Juli SAF Holland, das umgerechnet 450 Millionen Euro für Haldex auf den Tisch legte. Der Nutzfahrzeugzulieferer wollte mit der Haldex-Übernahme seine Wachstumsziele schneller erreichen. Von dieser Vorstellung musste sich der SDax-Konzern allerdings schnell verabschieden, als ZF Friedrichshafen Anfang August mit umgerechnet 515 Millionen Euro in den Haldex-Poker einstieg. ZF war zu diesem Zeitpunkt bereits Markführer für PKW-Bremsen und wollte sich mit Haldex den Zugang zum LKW-Geschäft erkaufen.

Das wiederum ist das Kerngeschäft von Knorr-Bremse. Das Münchener Familienunternehmen übertrumpfte ZF daraufhin Anfang September und rief 560 Millionen Euro für Haldex auf. Das daraus abgeleitete Multiple von 16x Ebitda war für eine Branche mit traditionell eher moderaten Bewertungen bereits extrem hoch. ZF ließ sich davon nicht abschrecken und zog Mitte September mit Knorr-Bremse gleich, hatte allerdings den Vorteil, dass das Haldex-Management seinen Aktionären das ZF-Angebot zur Annahme empfahl. Der Grund: Knorr-Bremse müsste im Falle einer Haldex-Übernahme aus kartellrechtlichen Gründen Geschäftsbereiche verkaufen.

Haldex hatte zuletzt Angebot von Knorr-Bremse empfohlen

Nur zwei Tage später erhöhte Knorr-Bremse das Angebot auf 580 Millionen Euro und bot damit 18x Ebitda für die Schweden. Viel Geld, das die Münchener allerdings haben, sitzen sie doch auf einer Cash-Position von 1,4 Milliarden Euro. Außerdem senkte Knorr-Bremse die Mindestannahmeschwelle von 90 auf 50 Prozent. Am selben Tag besserte auch ZF nach. Das Angebot lag allerdings 5 Kronen unter der Offerte von Knorr-Bremse. ZF verließ sich auf die Empfehlung des Haldex-Managements und wollte die Haldex-Aktionäre mit der höheren Transaktionssicherheit überzeugen. Genug Geld für ein höheres Angebot wäre in den Kassen gewesen. ZF verfügte zu diesem Zeitpunkt über 1,5 Milliarden Euro Cash. 

Die Friedrichshafener hatten ihre Anteile an Haldex inzwischen auf 21,67 Prozent aufgestockt. Ende September gab Knorr-Bremse bekannt, 14,91 Prozent zu kontrollieren und gewann damit an Boden. Anfang Oktober lief die Frist für das Angebot von ZF an die Haldex-Aktionäre, die eigenen Papiere umzutauschen, ab, und nur knapp 10 Prozent der Aktien waren angedient worden. Damit war klar, dass ZF mit einer Mehrheitsübernahme von Haldex erfolglos bleiben würde. Das Management von Haldex schwenkte auf diese Entwicklung hin um und empfahl den eigenen Aktionären das Angebot von Knorr-Bremse. 

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

Themen