Morgan Stanley bringt die Übernahme des Kabelnetzbetreibers Tele Columbus unter Dach und Fach: Über ihr Investment-Vehikel Kublai halten die US-Amerikaner künftig 91,96 Prozent der Anteile an dem Berliner Unternehmen, wie Tele Columbus mitteilte. Am kommenden Montag soll der M&A-Deal abgeschlossen werden, die EU-Kommission hatte Anfang dieser Woche grünes Licht für die Transaktion gegeben.
Die Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent hat Morgan Stanley damit locker geknackt. Allerdings war früh klar, dass diese nicht zum Dealbreaker der Transaktion werden würde. Schließlich hatte der Großaktionär United Internet bereits bei der Vorlage des Übernahmeangebots im vergangenen Dezember angekündigt, sein 29,9-Prozent-Paket in die Bieterin einzubringen – der Konzern bleibt auf diesem Weg also weiterhin stark bei Tele Columbus engagiert. Gut 62 Prozent sammelte der Infrastruktur-Arm von Morgan Stanley nun von den verbleibenden Aktionären ein.
Kreditgeber ziehen beim M&A-Deal mit
Als Herausforderung bei dem Deal galt vielmehr, die Kreditgeber von Tele Columbus zum Verzicht der Ausübung der Change-of-Control-Klausel zu bewegen. Denn der Kabelnetzbetreiber ist hoch verschuldet, zum Jahresende 2020 lag die Nettoverschuldung bei 1,4 Milliarden Euro. Das entspricht mehr als dem sechsfachen des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda), das im vergangenen Jahr bei 229,5 Millionen Euro lag.
Würden viele Kreditgeber auf eine Ausübung pochen, hätte Morgan Stanley ein Problem bekommen – weshalb ein Verzicht zur Bedingung des Übernahmeangebots wurde.
Im Februar konnte Tele Columbus hier einen wichtigen Erfolg verbuchen: Die Berliner einigten sich mit den Gläubigern auf einen entsprechenden Verzicht. Dafür wurden die Bedingungen der 650-Millionen-Euro-schweren Anleihe angepasst. Auch mit den Kreditgebern der drei Term Loans einigte sich Tele-Columbus-CFOEike Walters auf ein entsprechendes Vorgehen. Damit war der Weg frei für die Übernahme.
FINANCE-Köpfe
Tele Columbus bereitet Kapitalerhöhung vor
Viel Zeit zum Verschnaufen nach dem M&A-Deal bleibt dem Management von Tele Columbus aber nicht, die nächste Aufgabe steht bereits an: „Voraussichtlich“ noch im April wollen die Berliner eine im Januar abgesegnete Kapitalerhöhung über 475 Millionen Euro starten. Diese wird von Kublai garantiert und soll helfen, die Bilanzkennzahlen der hochverschuldeten Berliner in Ordnung zu bringen. Außerdem hat sich der neue Eigentümer bereiterklärt, weiteres Eigenkapital in Höhe von 75 Millionen Euro zuzuschießen.
Tele Columbus braucht dringend frisches Geld, um seine Strategie umzusetzen: In den kommenden zehn Jahren plant das Unternehmen 2 Milliarden Euro in die Netzinfrastruktur und den Glasfaserausbau zu investieren. Dafür muss auch die Verschuldung reduziert werden, schließlich flossen im vergangenen Jahr knapp 30 Prozent der im operativen Geschäft erzielten Cashflows in Zins- und Tilgungszahlungen.
Tele-Columbus-Aufsichtsrat tritt ab
Wie sehr die hohe Verschuldung auf dem Unternehmen lastet, zeigt sich auch an der Bewertung: Tele Columbus wird bei der Übernahme mit insgesamt 1,83 Milliarden Euro bewertet, der Eigenkapitalanteil beläuft sich dabei allerdings nur auf 415 Millionen Euro. Den Wert der Aktie hochzutreiben, dürfte nun auch im Interesse von Morgan Stanley sein.
Auch nach dem M&A-Deal warten also einige Hausaufgaben auf Tele Columbus. Bald hat Morgan Stanley dann auch mehr Durchgriff: Bei der Hauptversammlung, die für Ende Mai 2021 geplant ist, wird der US-Konzern neue Aufsichtsräte vorschlagen. Die derzeitigen Mitglieder haben mitgeteilt, dass sie ihre Ämter wegen des bevorstehenden Kontrollwechsel niederlegen werden.
Desirée Buchholz ist Redakteurin bei FINANCE und Leitende Redakteurin der Schwesterpublikation DerTreasurer. Seit 2014 moderiert sie beim Web-TV-Sender FINANCE-TV. Desirée Buchholz hat einen Masterabschluss im Fach International Business and Economics und schrieb während des Studiums als freie Journalistin unter anderem für das Handelsblatt sowie die Wirtschaftsmedien von Gruner + Jahr.