Knapp drei Jahre nach dem Einstieg will der Frankfurter Value-Investor Shareholder Value Management das E-Commerce-Unternehmen Intershop übernehmen. Shareholder Value ist bereits Ankeraktionär des Software-Anbieters aus Jena und hält laut den neuesten verfügbaren Daten des Unternehmens rund 27,8 Prozent der Aktien.
Dem Markt ist die Intershop-Offerte zu niedrig
Der gebotene Kaufpreis beträgt 1,39 Euro je Aktie. In den Augen des Marktes ist das offenbar zu wenig – die Aktie steigt heute bis auf 1,54 Euro. Auch der mittelfristige Kurs-Chart stützt diese Sichtweise: So notierte die Intershop-Aktie zwischen Mai 2017 und Oktober vergangenen Jahres fast durchgehend zwischen 1,50 und 2 Euro. Erst in den vergangenen Wochen – nachdem Intershop eine Kapitalerhöhung um 12,5 Prozent zu einem Preis von 1,14 Euro je Aktie angekündigt und durchgeführt hatte – sank das Papier auf Werte zwischen 1,30 und 1,40 Euro. Der Deal brachte dem Softwarehaus knapp 5 Millionen Euro an frischer Liquidität.
Shareholder-Value-Chef Frank Fischer wirbt denn auch mit anderen Argumenten als einem attraktiven Preis für sein Übernahmeangebot. Es biete den Aktionären eine „einmalige Gelegenheit, ihre vergleichsweise illiquiden Aktien kosteneffizient“ zu verkaufen. Außerdem bezeichnet Fischer es als „wahrscheinlich“, dass der von Intershop eingeleitete Umbau in Richtung Cloud-Software die Zufuhr von noch mehr Kapital nötig machen würde. Träfe diese Erwartung zu, droht den verbleibenden Intershop-Aktionären eine weitere Verwässerung ihrer Anteile.
Intershop-Aktie notiert über Angebotspreis von 1,39 Euro
Wie weit geht Shareholder Value Management?
Es ist vorstellbar, dass Fischer jetzt das Übernahmeangebot lanciert, um anschließend freie Hand zu haben, weitere Millionen in Intershop zu stecken, ohne dabei übernahmerechtlich relevante Schwellen zu überschreiten.
Ob Shareholder Value schon im Zuge der gerade erst platzierten Kapitalerhöhung die 30-Prozent-Schwelle überschritten hat, ab der ein Pflichtangebot fällig wird, ist unklar. Diesbezügliche Anfragen bei Intershop und Shareholder Value blieben zunächst unbeantwortet. Sollte Shareholder Value die 30-Prozent-Schranke überwinden, kann die Fondsgesellschaft bis zur 50-Prozent-Schwelle weitere Intershop-Aktien zukaufen, ohne dies melden zu müssen.
Eine Komplettübernahme durch Shareholder Value erscheint jedoch unwahrscheinlich. Das Frankfurter Finanzunternehmen positioniert sich als aktiver Aktionär und war unter anderem auch an Stada im Vorfeld der Übernahme durch ein Private-Equity-Konsortium beteiligt. Wie ein klassischer Private-Equity-Investor, der nach der vollen Kontrolle über ein Unternehmen strebt, agiert Shareholder Value Management aber nicht.
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Shareholder Value dominiert Intershop
Einen dominierenden Einfluss auf Intershop auch ohne Komplettübernahme ließe die Aktionärsstruktur von Intershop ohne weiteres zu. Das Software-Unternehmen befindet sich zu rund 62 Prozent in Streubesitz. Der zweite größere Aktionär Axxion S.A. hält 9,8 Prozent und hat schon in der Vergangenheit an Frank Fischers Seite investiert. Konkurrierende Anteilseigner im Intershop-Aktionariat sind damit nicht in Sicht. Zudem ist Shareholder Value im dreiköpfigen Aufsichtsrat von Intershop vertreten.
Die Führung von Intershop hat positiv auf den Vorstoß des Großaktionärs reagiert: „Der Vorstand begrüßt das von den Bietern zum Ausdruck gebrachte Vertrauen und ihr Bekenntnis zu einem kontinuierlichen Engagement bei Intershop“, schreiben die Thüringer in einer Pressemitteilung.