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Das sind die Trends für das M&A-Jahr 2020

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2020 sollen die Deals größer, komplexer und internationaler werden.
oatawa/iStock/Getty Images

Einen Blick in die Kristallkugel zu werfen und Trends für das kommende Jahr vorauszusagen ist heikel, und eine Prognose kann sich stets als verkehrt herausstellen – das gilt auch für Entwicklungen am M&A-Markt. Dennoch haben die Partner Thomas Krecek und Stefan Bruder von Clifford Chance für FINANCE einige M&A-Trends ausgemacht.

M&A-Deals werden 2020 größer

Trend Nummer Eins: Die M&A-Deals sollen im kommenden Jahr wieder größer werden. „Gemeint ist damit aber nicht unbedingt die Anzahl der Transaktionen oder das Dealvolumen insgesamt“, erläutert Thomas Krecek. Hier schätzt der Partner sogar, dass sich die Dealvolumina im gesamten Jahr seitwärts entwickeln oder gar sinken werden.

„Ich schätze vielmehr, dass sich die Dealvolumina in Deutschland auf einzelne, aber dafür wesentlich größere Deals verteilen werden“, so Krecek. Am Markt treffe er immer noch auf hochinteressierte Käufer, berichtet er. Fraglich sei aus seiner Sicht nun, wie sich der Verkäufermarkt entwickele.

Distressed M&A gewinnt an Relevanz

Die Frage stellt sich der Partner auch vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Gesamtsituation, die von Unabwägbarkeiten durchzogen ist: Wie entwickeln sich die Handelskriege, was passiert mit dem Brexit – und: kommt bald der Abschwung? Bereits jetzt stecken viele Unternehmen in der Krise, besonders die Branchen Automotive und Maschinenbau trifft es hart.

Diese Entwicklung könnte wiederum einen anderen M&A-Trend beflügeln: „Distressed M&A wird 2020 massiv an Bedeutung gewinnen“, prognostiziert Stefan Bruder, Partner bei Clifford Chance. „Wir werden nicht nur mehr Käufe aus der Insolvenz heraus oder Umschuldungen sehen, sondern dadurch auch insgesamt komplexere Transaktionen.“

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Denn einerseits seien Distressed-Deals ihrer Natur gemäß bereits komplexer und schwieriger zu bewerkstelligen als gewöhnliche Transaktionen. Andererseits erfordern neue Regulierungen wie die Investitionskontrollen der Außenwirtschaftsverordnung oder die neue DSGVO-Richtlinie eine intensivere Auseinandersetzung mit der jeweiligen Transaktion.

Mehr Cross-Border-Deals 2020

„M&A-Deals werden aufgrund ihrer Größe, Komplexität oder auch in bestimmten Branchen immer öfter nicht nur aus Sicht des Kartellrechts, sondern auch zur Investitionskontrolle geprüft – und das nicht nur am Sitz der Zielgesellschaft, sondern teils auch in anderen Ländern, in denen die Zielgruppe tätig ist“, so Bruder. Gerade vor dem Hintergrund, dass gemäß Clifford Chance auch 2020 Cross-Border-Transaktionen ein wichtiges Mittel bleiben werden, um anorganisch zu wachsen, werden internationale Investitionskontrollen bald keine Ausnahme mehr sein.

Eine weitere Beobachtung der beiden Partner: IT, IP und andere operative Risiken von M&A-Transaktionen würden immer häufiger bei einer Due Diligence geprüft, während Synergieanalysen zwischen dem Target und dem eigenen Unternehmen in den Hintergrund rückten.

Für 2020 erwarten Bruder und Krecek allerdings eine Konstante, die vielleicht nicht jeden Finanzchef oder M&A-Chef freuen wird: „Auch im nächsten Jahr bleiben die Unternehmensbewertungen auf einem extrem hohen Niveau. Besonders Unternehmen aus den Sektoren Immobilien, Infrastruktur und Healthcare sind und bleiben am M&A-Markt heiß gefragt“, schätzt Krecek. „Das treibt die Multiples 2020 erneut in die Höhe.“

olivia.harder[at]finance-magazin.de

Info

Wie die Experten auf das M&A-Jahr 2019 zurückblicken, lesen Sie in unserem M&A-Rückblick.

Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE sowie Chefin vom Dienst bei FINANCE-Online und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.

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