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Flugtaxi-Pionier Lilium erwägt Verkauf und Abzug aus Deutschland

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Der Flugtaxi-Hersteller Lilium ist mit den Standortbedingungen in Deutschland unzufrieden. Foto: Photofex – stock.adobe.com
Der Flugtaxi-Hersteller Lilium ist mit den Standortbedingungen in Deutschland unzufrieden. Foto: Photofex – stock.adobe.com

In der Hängepartie um staatliche Fördergelder scheint das Luftfahrt-Start-up Lilium die Geduld zu verlieren. Einem Bericht des „Handelsblatts“ zufolge prüft der im bayerischen Oberpfaffenhofen beheimatete Flugtaxi-Bauer derzeit den Verkauf an ausländische Investoren und einen Abzug aus Deutschland.

Demnach hat der Vorstand um CEO Klaus Roewe und den neuen CFO Johan Malmqvist im Juli entsprechende Hebel in Bewegung gesetzt. Eine Schlüsselrolle soll dabei auch Lilium-Aufsichtsratschef Thomas Enders zukommen: Der ehemalige Airbus-CEO gilt als exzellent vernetzt und plant laut Handelsblatt „Anfang September erste Reisen nach China und dann in die USA“, um mögliche M&A-Deals für Lilium auszuloten.

Lilium hofft auf bessere Standortbedingungen im Ausland

Offiziell will das Unternehmen zu dem Sachverhalt keine Stellung beziehen. Wie FINANCE aus Unternehmensquellen erfahren hat, sind die Informationen jedoch zutreffend. Die Beweggründe seien klar, wie ein Insider gegenüber FINANCE erklärt: Während Länder wie China und die USA Hersteller elektrisch betriebener Flugvehikel massiv förderten, täte Deutschland gar nichts für die junge Branche. Lilium bliebe daher nichts anderes übrig, als sich nach Alternativen umsehen.

Ungewiss ist, ob ein möglicher Verkauf an ausländische Investoren ein völliges Aus für den deutschen Standort in Oberpfaffenhofen mit immerhin knapp 1.000 Beschäftigten bedeuten würde. Sicher dürfte jedoch sein, dass ein solcher Abschied nicht über Nacht vonstattenginge.

Das Start-up, das seit September 2021 an der US-Tech-Börse Nasdaq gelistet ist, verhandelt seit mehreren Monaten über Staatshilfen in Höhe von 150 Millionen Euro. Das Geld benötigt Lilium dem Vernehmen nach dringend, um die Zeit bis zur Zulassung und damit den Einstieg in die Serienfertigung seines Lilium-Jets zu überbrücken. Während der Bund scheinbar gewillt ist, dem Flugzeug-Start-up unter die Arme zu greifen, soll die Finanzierung bislang am fehlenden Willen der bayerischen Staatsregierung scheitern.

Hängepartie um Staatshilfen sorgt für Frust bei Lilium

Ihren Frust darüber haben sowohl der Vorstand, als auch Chef-Kontrolleur Enders in den vergangenen Wochen wiederholt medienwirksam zum Ausdruck gebracht. Das daher nun offensichtlich verfolgte Kalkül: Mit einem Verkauf könnte sich Lilium neue Finanzierungsquellen erschließen. Konkrete Namen potentieller Investoren sind bislang nicht bekannt. Das Handelsblatt sprich aber von Interessenten aus China, den USA sowie Saudi-Arabien, wo Lilium jüngst einen Auftrag über 50 Flugtaxis sowie einer Option für 50 weitere eingetütet hat.

In einem Anfang Juni veröffentlichten Aktionärsbrief spricht das Management von einem Finanzbedarf in Höhe von rund 200 Millionen US-Dollar allein für das erste Halbjahr 2024. Nach Jahren hoher Forschungs- und Entwicklungsausgaben stehe nun verstärkt der Personalaufbau sowie der Einkauf von Teilen im Fokus.

Philipp Hafner ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth sowie an der University of Amsterdam studiert. Vor FINANCE arbeitete Philipp Hafner mehr als sechs Jahre bei der Verlagsgruppe Knapp/Richardi, zunächst als Volontär, anschließend dann als Redakteur für die Fachzeitschrift „Immobilien & Finanzierung“.

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