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Geplatzter Deal: Adler muss auf 765 Millionen Euro verzichten

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Der Immobilienkonzern Adler muss nun doch auf 765 Millionen Euro verzichten, nachdem ein Deal mit der LEG nicht zustande kommt. Foto: ah_fotobox-stock.adobe.com
Der Immobilienkonzern Adler muss nun doch auf 765 Millionen Euro verzichten, nachdem ein Deal mit der LEG nicht zustande kommt. Foto: ah_fotobox-stock.adobe.com

Die schlechten Nachrichten bei der Adler Group reißen derzeit nicht ab: Nun ist ein Deal mit LEG Immobilien geplatzt, durch den Adler eine hohe Summe zugeflossen wäre. Hintergrund: Im Dezember 2021 hatte Adler mit dem Immobilienkonkurrenten zwei Deals geschlossen, um mit dem frischen Geld seinen hohen Verschuldungsgrad zu senken. Zum einen hatte LEG ein Wohnungsportfolio von mehr als 15.000 Einheiten über Buchwert übernommen, wodurch Adler ein Netto-Erlös von 800 Millionen Euro zugeflossen war.

Zum anderen haben beide Parteien eine Vereinbarung geschlossen, wonach LEG von Adler Real Estate rund 70 Prozent der Anteile an Brack Capital Properties (BCP) übernimmt. Im ersten Schritt hatte LEG bereits 7 Prozent übernommen, wodurch Adler 82,5 Millionen Euro zugeflossen sind. Im zweiten Schritt wollte LEG die restlichen 63 Prozent an BCP übernehmen – doch dieser Deal ist nun geplatzt.

LEG-Deal war „Meilenstein in der Transformation“

Der Vorstand habe beschlossen, ein öffentliches Erwerbsangebot nicht abzugeben, heißt es in einer knappen Mitteilung von LEG. Auf FINANCE-Anfrage zu den Gründen des Rückziehers verwies LEG auf eine Aussage des Vorstands vom Mai, wonach die Ausübung der Option unter anderem von der aktuellen Marktentwicklung abhänge.

Die Summe, die Adler damit entgeht, ist happig: 765 Millionen Euro hätten dem Konzern eigentlich durch den Deal zufließen sollen. Das frische Geld ist wichtig, um den hohen Verschuldungsgrad (Loan-to-value, LTV) zu senken. So hatte Adler den mit der LEG geschlossenen Deal im Dezember noch als „Meilenstein in der Transformation“ bezeichnet. Der hohe Verschuldungsgrad steht schon lange im Mittelpunkt der Kritik seitens der Anleger und spielte auch eine Rolle bei der Shortseller-Attacke von Fraser Perring, die sich im Oktober jähren wird.

Adler-LTV wäre um 5,7 Prozentpunkte gesunken

Der LTV von Adler lag zum ersten Quartal 2022 bei 52 Prozent. Der Zufluss von 765 Millionen Euro hätte die Quote um 5,7 Prozentpunkte nach unten gesenkt, wie aus einer Präsentation der Q1-Zahlen hervorgeht – es wäre also ein ordentlicher Beitrag zur geplanten Senkung gewesen. Adler verfolgt das Ziel, den LTV auf unter 50 Prozent reduzieren.

Nun will Adler nach einem anderen Käufer Ausschau halten: „Der Vorstand der Adler Real Estate AG wird weitere Optionen für die werthaltige Beteiligung an der BCP evaluieren und dabei die Interessen aller Stakeholder berücksichtigen“, heißt es auf FINANCE-Anfrage. „Angesichts der hohen Qualität des Portfolios sind wir zuversichtlich, in angemessener Zeit eine Lösung zu finden.“

Bafin findet Fehler in 2019er-Bilanz

Für Adler ist es die nächste schlechte Nachricht innerhalb kürzester Zeit. Vor wenigen Tagen erst gab die Bafin erste Ergebnisse aus einer Bilanzprüfung bekannt, wonach der Abschluss 2019 der Adler Real Estate fehlerhaft sei. Laut Bafin könnte das Immobilienprojekt „Glasmacherviertel“ in Düsseldorf-Gerresheim mit bis zu 233 Millionen Euro zu hoch bewertet sein. Adler dementierte. Als Reaktion daraufhin verlangt die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) nun eine Sonderprüfung durch die Bafin.

Am gestrigen Mittwoch gab Vonovia außerdem bekannt, dass man von der Ambition, Adler zu schlucken, endgültig abgerückt sei. „Die Märkte haben sich verändert und deswegen ist für uns die ursprüngliche Überlegung, die Adler Group zu übernehmen, definitiv vom Tisch“, erklärte der CEO Rolf Buch. Vonovia hat eine Beteiligung von 20,5 Prozent an Adler.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.