Die Lufthansa steigt bei der italienischen Fluggesellschaft ITA Airways ein. Nach monatelangen Verhandlungen mit der italienischen Regierung steht nun ein Deal. Die deutsche Fluglinie übernimmt zunächst einen Minderheitsanteil an dem Konkurrenten, wie die Kranich-Airline und Italiens Regierung in einer gemeinsamen Mitteilung ankündigten.
Konkret wird die Lufthansa zunächst 41 Prozent der Anteile an ITA Airways erwerben und dafür über eine Kapitalerhöhung 325 Millionen Euro in die Alitalia-Nachfolgerin einbringen. Auch der italienische Staat werde weitere 250 Millionen Euro in das Unternehmen geben.
Zudem seien Optionen vereinbart worden, nach denen die Lufthansa zu einem späteren Zeitpunkt weitere Anteile an der ITA übernehmen könnte. Berichten zufolge will die Lufthansa weitere 50 bis 55 Prozent der Anteile für weitere 500 Millionen Euro kaufen, wenn die defizitäre ITA Airways in die Gewinnzone zurückkehrt.
Alitalia-Nachfolgerin ITA soll wieder profitabel werden
Im vergangenen Jahr hatte die ITA bei einem Umsatz von knapp 1,6 Milliarden Euro einen Verlust von 486 Millionen Euro verbuchen müssen. Als Grund dafür hatte die Fluglinie etwa die Folgen der Corona-Pandemie sowie die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs genannt, der unter anderem für einen deutlichen Anstieg der Treibstoffkosten gesorgt hat. Bis 2027 soll der Umsatz der Airline mit Unterstützung der Lufthansa von 1,6 Milliarden Euro auf 4,1 Milliarden Euro wachsen.
In italienischen Medien hatte es am Montag noch geheißen, dass der Staat einen kleinen Anteil von 5 bis 10 Prozent noch länger halten könnte, um weiterhin wichtige Informationen aus erster Hand zu erhalten und Einfluss zu nehmen.
Lufthansa-CEO Carsten Spohr sagte über die erfolgreichen Verhandlungen: „Die heutige Einigung führt zu einer Win-Win-Situation für Italien, ITA Airways und Lufthansa Group.“ Eine gestärkte ITA werde den Wettbewerb auf dem italienischen Markt beleben. Die Lufthansa nennt Italien als drittwichtigsten Markt nach ihren Heimatmärkten – Deutschland, Österreich, Schweiz, Belgien sowie Norditalien – und den USA.
Verhandlungen liefen schon seit Monaten
Den Plan, die Alitalia-Nachfolgerin ITA zu übernehmen, verfolgt die Kranich-Airline schon länger. Ein Einstieg der Lufthansa bei den Italienern soll bereits seit vergangenem Jahr im Gespräch gewesen sein, im Januar war ein neues Angebot der Lufthansa bekannt geworden. Medienberichten zufolge hatte die Lufthansa damals über eine Kapitalerhöhung 200 bis 300 Millionen Euro für 40 Prozent der Anteile zahlen wollen – deutlich weniger als nun vereinbart.
M&A-seitig war die Lufthansa auch im April aktiv gewesen, vergangenen Monat schloss sie den Verkauf ihrer Catering-Sparte LSG Sky Chefs an den Private-Equity-Investor Aurelius ab.
Paul Siethoff ist Redakteur bei Finance und schreibt vorrangig über Transformations-Themen. Er hat Kommunikationswissenschaften und Journalismus in Erfurt und in Mainz studiert. Vor seiner Zeit bei FINANCE schrieb Paul Siethoff frei für die Frankfurter Rundschau für die Ressorts Wirtschaft und Politik.