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M&A-Deals: Commerzbank, BYD, Metro  

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16 Jahre nach dem rettenden Einstieg will der Bund seine Beteiligung an der Commerzbank verkaufen. Foto: Anselm Schwietzke/Wirestock - stock.adobe.com
16 Jahre nach dem rettenden Einstieg will der Bund seine Beteiligung an der Commerzbank verkaufen. Foto: Anselm Schwietzke/Wirestock - stock.adobe.com

Bund will nach 16 Jahren aus der Commerzbank aussteigen

Wirklich freiwillig war der Bund ursprünglich nicht zu einem Ankeraktionär der Commerzbank geworden, er war vielmehr der einzige Retter in der Not. Mit über 18 Milliarden Euro wurde das Geldhaus während der Finanzkrise 2008/09 durch den Finanzmarktstabilisierungsfonds der Bundesregierung vor dem Aus bewahrt. Nun kündigte das Finanzministerium an, sich aus der Großbank zurückziehen zu wollen.  

Konkret heißt es, dass die Commerzbank wieder „ein stabiles und ertragsstarkes Institut“ sei. „Daher ist es geboten, dass sich der Bund von den Anteilen des erfolgreich stabilisierten Instituts sukzessive wieder trennt“, so das Finanzministerium. Aktuell hält der Bund noch rund 16,5 Prozent an der Frankfurter Bank. Der Zeitpunkt für den Ausstieg ist gut gewählt: Die Commerzbank steht nach einer finanziellen Restrukturierung wieder solide da und hat kürzlich das beste Halbjahr seit 15 Jahren abgeschlossen.  

Auf einen dicken „Return of Investment“ werden sich Bund und Steuerzahler allerdings nicht freuen können. Bei einem Aktienkurs von aktuell knapp 13 Euro käme das verbleibende Paket des Bundes auf einen Wert von etwa 2,5 Milliarden Euro – rund die Hälfte dessen, was der Bund vor 16 Jahren dafür bezahlt hatte.  

Chinesischer Autobauer BYD kauft deutsches Vertriebsnetz

Der auf Elektroautos spezialisierte Autobauer BYD aus China geht einen wichtigen strategischen Schritt für sein Deutschlandgeschäft. Denn BYD plant die Übernahme seines deutschen Vertriebsnetzes. Konkret möchte der Autobauer aus Fernost die Tochtergesellschaft seines Generalimporteurs Hedin Mobility Group, Hedin Electric Mobility, übernehmen. 

Der Deal umfasst auch die Übernahme der beiden BYD Pioneer Stores in Stuttgart und Frankfurt, die bisher von der deutschen Einzelhandelssparte der Hedin Mobility Group betrieben wurden. Eine entsprechende Vereinbarung für den Deal wurde bereits geschlossen, nun müssen noch die Kartellwächter der Transaktion zustimmen.  

Metro kauft in UK zu

Der Lebensmittelgroßhändler Metro hat den britischen Foodservice-Spezialisten Caterite übernommen. Caterite beliefert über 2.000 Kunden im Horeca (Hotel, Restaurant, Café)-Segment im britischen Lake District und angrenzenden Regionen mit lokalen und internationalen Lebensmitteln. Durch die Übernahme erweitert Metro seine Food Service Distribution (FSD)-Aktivitäten in Großbritannien und beschleunigt die landesweite Expansion in England, Schottland und Wales. 

Der Ausbau des FSD-Anteils ist eines der ausgerufenen Wachstumsziele der Metro-Strategie, die mit der Übernahme von Caterite vorangetrieben werden soll. Konkret soll der FSD-Anteil am Gesamtumsatz bis 2030 auf 33 Prozent steigen. Caterite erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 44 Millionen britischen Pfund. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.  

Weitere M&A-Deals

Trivago, die Plattform für Hotelsuchen, ist in einem ersten Schritt bei dem israelischen Unternehmen Holisto eingestiegen. Das Investment umfasst im Rahmen einer Kapitalerhöhung den Erwerb von 30 Prozent der Anteile an der KI-basierten Reiseplattform. Über eine Call-Optionsvereinbarung kann Trivago zudem zu einem späteren Zeitpunkt die restlichen Anteile an Holisto übernehmen. Beraten wurde Trivago von Noerr (Federführung Jens Liese und Benedikt Vogt), Barnea Jaffa Lande & Co sowie von Nauta Dutilh und Cleary Gottlieb Steen & Hamilton. 

Stahl, ein führender Anbieter von Spezialbeschichtungen und -behandlungen für flexible Materialien, hat sich mit Weilburger Graphics zusammengeschlossen. Durch die Übernahme will Stahl den neuen Geschäftsbereich Verpackungsbeschichtungen ausbauen und stärken. Weilburger ist ein Hersteller von wasserbasierten und strahlenhärtenden Lacken für die grafische und die Verpackungsindustrie mit rund 70 Millionen Euro Umsatz. Über den Kaufpreis haben die Parteien Stillschweigen vereinbart. A&O Shearman stand Stahl unter der Leitung von Max Landshut und Marie-Luise von Buchwaldt beratend zur Seite. 

Deal unter Cybersecurity-Spezialisten: Vinci Energies übernimmt die Ferano-Gruppe. Ferano ist ein Anbieter von Cybersecurity-Dienstleistungen in Deutschland und der Schweiz, der die Vinci-Marke Axians, ebenfalls auf Cybersecurity, IT-Dienstleistungen und Cloud-Services fokussiert, in diesen Ländern stärken soll. Unter anderem identifiziert Ferano Risiken und Bedrohungen für die Kunden, um deren Unternehmen und Daten zu schützen. Beraten wurde Vinci von Baker McKenzie (Federführung: Peter Wand). 

M&A-Berater-News

Dr. Bartels M&A Consulting gewinnt mit Pierre André Schneider einen neuen Partner. Schneider kommt von Atares (einer Ausgründung von Proventis Partners), wo er sechs Jahre lang mittelständische Transaktionen in den Sektoren Energy, Climate Impact und Industrials verantwortet hat. Bevor Schneider zu Proventis kam, war er beim Windkraftanlagen-Hersteller Nordex verantwortlich für die Strategie und M&A. Die Hamburger M&A-Beratung, die ihren Fokus auf den deutschen Mittelstand legt, will dementsprechend auch von Schneiders Erfahrung insbesondere in den technisch orientierten Branchen wie erneuerbare Energien, Ingenieurdienstleistungen und Industrials profitieren. 

Die M&A-Beratung Capcora hat ab September einen neuen Experten für Deals im Energiesektor.  Sebastian Rothe wird als neuer Director Energy & Infrastructure das Team in Frankfurt verstärken. Er bringt über 15 Jahre Erfahrung in den Bereichen M&A, Strategie und Geschäftsentwicklung im Energiesektor mit. Vor seinem Wechsel zu Capcora leitete er das Energie- und Umweltgeschäft des Tüv Rheinland in Deutschland. 

M&A-Gerüchteküche

Von Deal-Flaute scheint bei Europas größter Fluggesellschaft Lufthansa keine Spur zu sein. Kaum ist die Tinte unter dem Kaufvertrag mit Ita Airways trocken, soll die Kranich-Airline schon das nächste Target ins Visier nehmen. Medienberichten zufolge soll Lufthansa über eine 19,9-Prozent-Beteiligung an der portugiesischen Fluglinie Tap nachdenken. Zuvor hatte Portugals Infrastrukturminister Miguel Pinto Luz klargemacht, dass die Regierung an der Privatisierung der Staats-Airline arbeiten wolle und der Zeitpunkt jetzt günstig sei.  

Ein knapp 20-Prozent-Deal ist allerdings nicht das, was der portugiesischen Regierung vorschwebt. Sie will offenbar 51 Prozent an Tap an einen neuen Investor verkaufen. Mit einem ersten kleineren Beteiligungspaket hätte Lufthansa allerdings den Fuß schon in der Tür und könnte Tap für andere konkurrierende Airlines als Übernahmeziel uninteressant machen.  

Steigt Katar bei Rosneft Deutschland ein?

Für seine Deutschlandaktivitäten sollte der russische Ölriese Rosneft einen Abnehmer suchen. Nun könnte es bald News geben. Denn kommende Woche, am 10. September, läuft die Treuhandverwaltung der Bundesnetzagentur über Rosneft Deutschland und die ebenfalls von Rosneft kontrollierte RN Refining & Marketing aus. Gemeinsam halten die Gesellschaften die Mehrheit an der PCK Raffinerie in Schwedt. An der Mineralölraffinerie Oberrhein in Karlsruhe und der Bayernoil Raffineriegesellschaft in Vohburg an der Donau hält Rosneft Deutschland jeweils eine Minderheitsbeteiligung.  

Die Bundesregierung und der russische Ölkonzern hatten sich jedoch darauf geeinigt, dass Rosneft bis Ende August einen Käufer für seine Deutschlandaktivitäten finden soll. Laut Medienberichten zeichnet sich der katarische Staatsfonds als Interessent ab. Gespräche zwischen Jörg Kukies, Staatssekretär im Bundeskanzleramt, und dem Chef der Qatar Investment Authority, Mansur al-Mahmoud, wurden gegenüber der FAZ bestätigt. 

Info

Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.

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