Conti beschließt Spin-off der Automotiv-Sparte
Schon im August hatte Continental mit dem Gedanken gespielt, die kriselnde Zulieferersparte (Automotive) abzuspalten, nun hat der Vorstand um CEO Nikolai Setzer nach „intensiver Analyse“ den Beschluss gefasst, die Trennung zu vollziehen.
Stimmen der Aufsichtsrat im März und die Aktionäre auf der Hauptversammlung im April der Abspaltung zu, will Conti die Trennung in Form eines Spin-offs Ende 2025 abgeschlossen haben. Das übergeordnete Ziel sei eine „fokussierte Holdingstruktur“, betont der Konzern. Trotz der Herausforderungen, wie der finanziellen Ausstattung der Automotive-Sparte, sieht Philipp von Hirschheydt, Vorstand der Sparte, den Prozess auf einem guten Weg.
Die Abspaltung markiert das Ende von Continental als umfassendem Systemzulieferer. Nach der Abspaltung wird sich Continental auf das Reifen- und Industriegeschäft konzentrieren.
Teamviewer nimmt für Akquisition hohe Verschuldung in Kauf
Teamviewer pusht sein (anorganisches) Wachstum mit einem großen Deal: Der Software-Spezialist aus Göppingen übernimmt das Londoner Unternehmen 1E. Für insgesamt 686 Millionen Euro, die über bestehende Kreditlinien und neue Finanzierungsinstrumente gestemmt werden, fädelt Teamviewer die bislang größte Akquisition der Firmengeschichte ein.
Die Schwaben übernehmen 1E von Private-Equity-Investor Carlyle. Mit dieser Akquisition will Teamviewer das hauseigene Angebot rund um Fernwartung und vernetzte Geräte abrunden – 1E bietet Software zur automatischen Erkennung und Behebung von IT-Problemen an, renommierte Firmenkunden sind unter anderem Roche und Nike.
Am Kapitalmarkt kam der Deal nicht so gut an, wie erhofft. Die Aktie gab am Dienstagnachmittag um gut 11 Prozent nach. Das dürfte auch daran liegen, dass das Management um CEO Oliver Steil und CFO Michael Wilkens ein akquisitionsbedingtes „Übergangsjahr“ angekündigt hat. In diesem soll sich der Verschuldungsgrad, gemessen am bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda), auf mehr als das Dreifache erhöhen. Ab 2026 dann sollen die Umsatzsynergien 10 Millionen Euro erreichen, 2027 dann 25 Millionen Euro.
Bosch verkauft Sicherheitstechnik an Triton
Bosch verkauft sein Produktgeschäft für Sicherheits- und Kommunikationstechnik, Building Technologies, an die europäische Beteiligungsgesellschaft Triton. Die Transaktion umfasst Videosysteme, Zutrittskontrollsysteme, Einbruchmeldeanlagen und Kommunikationssysteme. Alle 4.300 Mitarbeiter an über 90 Standorten weltweit werden übernommen. Der Abschluss der Transaktion wird für Ende des ersten Halbjahres 2025 erwartet, vorbehaltlich behördlicher Genehmigungen. Building Technologies will sich künftig auf Systemintegration in Gebäudesicherheit und Energieeffizienz konzentrieren. Ziel sei es, ein weltweit führender Anbieter für Systemintegration zu werden. Dazu werde auch das Produktgeschäft mit Brandmeldesystemen integriert.
Finanzierungsplattform Firstwire begrüßt neuen Mehrheitseigner
Erst vergangene Woche hatte The Platform Group die Übernahme des Luxusuhrenhändlers Chronext aus der Insolvenz angekündigt, nun folgt der nächste Deal. The Platform Group übernimmt die Mehrheit an Firstwire, einer digitalen Plattform für B2B-Finanzierungslösungen mit Sitz in Köln. Firstwire, gegründet 2015, bedient primär Kommunen, große Immobilienbestandshalter und Investoren. Zu den Kunden zählen Grammer, Vonovia und TAG Immobilien. Die Plattform verzeichnet jährlich Finanzierungsplatzierungen von über 1,2 Milliarden Euro.
Für The Platform Group ist der Bereich von Finanzierungen noch Neuland, er soll allerdings ausgebaut werden. Für 2025 kündigte CEO Dominik Brenner daher weitere M&A-Transaktionen in dem Segment an. Ab 2025 sei geplant, bei Firstwire neue Partner zu integrieren – dies vor dem Hintergrund, dass niedrigere Zinsen und ein Anstieg des Transaktionsmarktes für das 2025 erwartet werden. Auch soll die Plattform-Software optimiert werden, um den digitalen Antragsprozess zu verbessern. Das Closing der Transaktion ist für Januar 2025 geplant, der Kaufpreis bleibt vertraulich.
Modische Fusion zwischen Zalando und About You
Gemeinsam wollen Zalando und About You auf dem europäischen Mode- und Lifestyle-E-Commerce angreifen. Konkret hat Zalando zur Übernahme von About You ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot von 6,50 Euro je Aktie angeboten, was eine Prämie von 12 Prozent auf das mittlere Kursziel der Analysten und 107 Prozent auf den 3-Monats-Durchschnittskurs darstellt. Das entspricht einer Gesamtmarktwertung von rund 1,1 Milliarden Euro. Sowohl der Vorstand der Mode-Plattform als auch die Hauptaktionäre – darunter die Otto Group – haben sich verpflichtet, ihre Anteile anzudienen. Zusammen halten sie 73 Prozent an About You.
Von dem Zusammenschluss erhofft sich Zalando „erhebliche Wertschöpfungspotentiale, unter anderem in den Bereichen B2B, Logistik, Zahlungsabwicklung und der kommerziellen Zusammenarbeit“. Zalando erwartet für sein Gruppen-EBIT langfristig Synergien in Höhe von rund 100 Millionen Euro pro Jahr. Zalando wird bei der Transaktion von J.P. Morgan und Sullivan & Cromwell sowie von FGS Global beraten. About You wird von der Deutschen Bank , White & Case und Lark unterstützt. Der About-You-Ankeraktionär Otto Group holte sich Milbank als Berater zur Seite.
Weitere M&A-Deals
Der Hamburger Wind- und Solarparkbetreibers Encavis und Elbe Bidco haben eine Delisting-Vereinbarung getroffen, die den Rückzug der Encavis-Aktien vom regulierten Markt vorsieht. Gespräche über eine Übernahme laufen schon seit dem Frühjahr. Die mehrheitlich von Finanzinvestor KKR gehaltene Investmentgesellschaft Elbe Bidco ist bereits mit 87,73 Prozent an Encavis beteiligt und bietet den verbleibenden Aktionären nun 17,50 Euro pro Aktie für eine Komplettübernahme des Hamburger Unternehmens an. Der Vorstand und Aufsichtsrat von Encavis unterstützen das Angebot. Die Vereinbarung umfasst auch Maßnahmen zur Sicherung der Refinanzierung der Encavis-Gruppe nach dem Delisting. Beraten wurde Encavis dabei von Freshfields (Federführung: Christoph H. Seibt).
Siemens Healthineers kauft bei Novartis ein: Die Siemens-Tochter hat den Geschäftsbereich Molekulare Bildgebung des Schweizer Pharmaunternehmens übernommen und damit sein Produktionsnetzwerk für Radiopharmazeutika in Europa erweitert. Die Übernahme umfasst 13 neue Produktionsstätten, die das bestehende Netzwerk von 47 Standorten ergänzen. Wie Siemens Healthineers betont, ermögliche die strategische Akquisition es, die Versorgung von Patienten mit Krebs, Herzerkrankungen und neurologischen Störungen zu verbessern, indem die Produktion näher an den Bedarf heranrückt. Mit einem aktuellen Marktvolumen von 500 Millionen Euro, das sich bis 2033 laut Siemens-Prognose voraussichtlich verdreifachen wird, bietet der Radiodiagnostik-Markt erhebliche Wachstumschancen. Linklaters berät Siemens Healthineers bei der Übernahme.
Das US-amerikanische Messtechnikunternehmen Nova, plant die Übernahme der Mannheimer Sentronics Metrology. Die Firma gilt nach eigenen Angaben als führender Hersteller von spezifischen Messgeräten für die Halbleiterindustrie. Nova kauft Sentronics im Rahmen einer Bartransaktion im Wert von circa 60 Millionen US-Dollar (umgerechnet rund 57,1 Millionen Euro). Die Übernahme soll im ersten Quartal 2025 abgeschlossen werden. CMS (Federführung: Hendrik Hirsch) berät dabei die Gesellschafter von Sentronics Metrology.
Strabag plant, WTE Wassertechnik zu kaufen, um sein Portfolio im Bereich Wassermanagement strategisch zu erweitern. Der Deal soll wesentliche Teile des Europageschäfts sowie Aktivitäten im Nahen Osten umfassen, während Projekte in Budva, Zagreb und Prag ausgenommen sind. Eine Grundsatzvereinbarung zwischen Strabag und dem Verkäufer EVN wurde bereits unterzeichnet, mit dem Ziel, den Vertrag bis Ende Februar 2025 abzuschließen. Der Strabag-Aufsichtsrat muss der Transaktion noch zustimmen, die einen Kaufpreis von 100 Millionen Euro sowie die Übernahme von Gesellschafterdarlehen vorsieht.
Deal bei Funke: Die Mediengruppe stärkt ihre Position im Markt für Zimmervermittlungsportale durch den Zukauf hundeurlaub.de. Konkret übernimmt Funke die Betreiberfirma Fewo-Touristik zu 100 Prozent. Angedockt wird das Spezialportal für Hundebesitzer bei der Funke-Tochter Passion 4 Gästezimmer, wo alle auf Zimmervermittlung spezialisierten Listing-Portale von Funke gebündelt werden. Diese Akquisition ermögliche es der Mediengruppe, das eigene Portfolio zu diversifizieren und neue Synergien mit bestehenden Plattformen wie pension.de zu schaffen. Die Betreiberfirma FeWo-Touristik GmbH wird vollständig übernommen, wobei Gründer Ralf Becker in einer beratenden Rolle verbleibt. Das bestehende Team von hundeurlaub.de bleibt als Ansprechpartner für Vermieter und Mieter erhalten, was die Kontinuität im Kundenservice sicherstellt. Baker Tilly hat Funke bei der Übernahme von Fewo-Touristik beraten.
M&A-Berater-News
Neuzugang bei DLA Piper: Die Kanzlei begrüßt ab Januar 2025 Sebastian Goslar als neuen Partner. Damit stärkt DLA Piper seine Position im Bereich Corporate und M&A. Goslar, der von Linklaters wechselt, wird im neuen Düsseldorfer Büro tätig sein und sich auf börsennotierte Unternehmen und Public-M&A konzentrieren. Mit seiner Expertise in Gesellschaftsrecht und Corporate Governance soll er die Corporate-Praxisgruppe unter der Leitung von Andreas Füchsel verstärken.
M&A-Gerüchteküche
Der Energiekonzern RWE erwägt laut Nachrichtenagentur Bloomberg den Verkauf seines Minderheitsanteils am Netzbetreiber Amprion. Demnach sollen die Essener bereits potentielle Käufer kontaktiert haben. Der Anteil könnte rund 2 Milliarden Euro wert sein und besonders für Infrastruktur- und Pensionsfonds attraktiv sein, heißt es. RWE hält derzeit 25,1 Prozent der Anteile, während der Rest der Beteiligungsgesellschaft M31 gehört, zu der auch Pensionskassen und Versicherer wie Talanx zählen.
Info
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Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.