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M&A-Deals: Fuchs, Euroglas, Nfrontier

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Fuchs kauft Boss Lubricants und dringt damit weiter in den Bereich Medizintechnik ein. Foto: andov – stock.adobe.com
Fuchs kauft Boss Lubricants und dringt damit weiter in den Bereich Medizintechnik ein. Foto: andov – stock.adobe.com

Schmierstoff-Deal: Fuchs besiegelt Zukauf von Boss Lubricants

Der Schmierstoffhersteller Fuchs hat die Übernahme von Boss Lubricants angekündigt. Das familiengeführte Unternehmen aus Albstadt, Baden-Württemberg, ist spezialisiert auf die Entwicklung und Produktion von Spezialschmierstoffen für Branchen wie Medizintechnik, Sicherheitstechnik, Metallbearbeitung und Maschinenbau.

Mit dieser Akquisition will Fuchs das Spezialitätengeschäft erweitern und international skalierbare Wachstumsmöglichkeiten erschließen, wie das Unternehmen erklärt. Boss Lubricants soll weiterhin unter der Leitung von Rainer Gunsch-Boss bleiben.

Im Geschäftsjahr 2023 erzielte Boss Lubricants einen Umsatz von etwa 7 Millionen Euro. Fuchs, mit einem Jahresumsatz von 3,5 Milliarden Euro, sieht in der Übernahme eine Chance, insbesondere in den Zukunftsmärkten Medizin- und Sicherheitstechnik zu wachsen.

Konsolidierung im Verpackungsmarkt

Der US-Verpackungshersteller Tricorbraun erweitert seine Präsenz in der DACH-Region durch die Übernahme der beiden deutschen und österreichischen Firmen Euroglas und Glaspack. Beide familiengeführte Unternehmen haben sich auf starre Verpackungslösungen spezialisiert. Während Euroglas bekannt ist für Glasverpackungen in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie, hat Glaspack sich auf Wein- und Bierverpackungen spezialisiert. Euroglas-Geschäftsführer Christoph Jäckle sieht den Zusammenschluss als „ein aufregendes neues Kapitel“. Durch die Zusammenarbeit könne man „Zugang zu globalen Ressourcen und Fachwissen bieten und gleichzeitig unser Engagement für Qualität und lokalen Kundenservice beibehalten“, so Jäckle.

Der Verpackungsmarkt im europäischen Raum gilt als fragmentiert, Spielraum für eine Konsolidierung ist also da, wie die Übernahme der beiden Spezialisten zeigt. Für Unternehmen steigt damit der Druck, strategische Partnerschaften einzugehen, wenn sie weiterhin mit den großen Playern der Branche Schritt halten wollen, schätzen Marktkenner. Die Übernahmen durch Tricorbraun sollen im ersten Quartal 2025 abgeschlossen werden. Proventis Partners und Linklaters haben die US-Amerikaner bei den Zukäufen beraten. MP Corporate Finance wiederum stand Euroglas und Glaspack beratend zur Seite.

Creative Dock beschleunigt Hardware-Entwicklung

Der Corporate-Venture-Builder Creative Dock hat das Berliner Innovationsstudio Nfrontier übernommen, um seine Expertise im Bereich Hardware-Entwicklung zu stärken. Das Berliner Unternehmen nutzt digitale Technologien wie Robotik, 3D-Druck und generative Designsoftware, um physische Produkte zu entwickeln und deren Entwicklungszyklen zu verkürzen. Zum Kundenstamm zählen Firmen wie Airbus und BMW.

Durch die Übernahme plant Creative Dock, die Lücke zwischen digitaler und physischer Produktentwicklung zu schließen und auf neue Technologien wie additive Fertigung und Robotik zu setzen. Zum Kaufpreis schweigen die Parteien.

Weitere M&A-Deals

Im August vergangenen Jahres hatte das französische Marktforschungsunternehmen Ipsos die Übernahme des Bonner Branchenkollegen Infas angekündigt. Die vier größten Aktionäre der Infas Holding hatten direkt zugestimmt, ihre zusammen rund 77 Prozent der Unternehmensanteile anzudienen. Der Preis der Übernahmeofferte liegt bei 6,80 Euro in bar je Aktie. Damit wird Infas mit 61,2 Millionen Euro bewertet. Nun kündigten die Franzosen an, die restlichen Infas-Aktionäre per Squeeze-out herauszukaufen. Dazu hat Ipsos zu Wochenbeginn einen gerichtlichen Ausschluss der Infas-Minderheitsaktionäre gegen eine Barabfindung von ebenfalls 6,80 Euro je Aktie beantragt. Ipsos hält mittlerweile 96,76 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals. Das Landgericht Frankfurt am Main wird über den Antrag entscheiden.

Wire, ein Berliner Unternehmen für sichere Kommunikationslösungen, hat den französischen Dokumentenaustausch-Spezialisten Pydio übernommen. Die neue Plattform Wire Cells soll den verschlüsselten Kommunikationsdienst der Berliner mit Pydios Dokumentenmanagement-System kombinieren. Ziel sei es, eine einheitliche und sichere Arbeitsumgebung zu schaffen, betonen die Berliner. Diese Lösung richtet sich besonders an Unternehmen in stark regulierten Branchen, die hohe Sicherheitsanforderungen erfüllen müssen.

M&A-Berater-News

Das Corporate-Finance-Beratungshaus Clearwater Deutschland hat seine Partnerschaft mit der Beförderung von Adrian Saif und Lukas Augsbach zu Partnern zum 1. Januar dieses Jahres erweitert. Clearwater stärkt damit seine Position in der DACH-Region. Saif, der seit 2023 bei Clearwater tätig ist und insgesamt über 12 Jahre M&A-Erfahrung mitbringt – unter anderem bei Leonardo & Co (heute Houlihan Lokey), soll den Ausbau der Industrials- und Chemicals-Sektoren vorantreiben. Augsbach, seit 2022 bei Clearwater und zuvor bei Unicredit tätig, wird seine Expertise im Bereich Debt Advisory einbringen.

Deals in Verhandlung

Der Werbevermarkter Ströer erwägt den milliardenschweren Verkauf seiner Außenwerbesparte. Entsprechende Gerüchte haben die Kölner nun bestätigt. Favorisierte Käuferkandidaten sollen dabei vor allem Private-Equity-Investoren sein. Ströer selbst nennt keine konkreten Namen, Bloomberg-Berichten zufolge soll der Konzern allerdings das Interesse der Investoren Hellman & Friedman sowie KKR, CVC und EQT geweckt haben. Dem Kerngeschäft mit der Außenwerbung sowie mit digitalen Medien werde durch die Angebote eine indikative Bewertung deutlich oberhalb der Marktkapitalisierung von Ströer beigemessen, hieß es von Ströer.

M&A-Gerüchteküche

Die Bundesregierung erwägt anscheinend, ihre Anteile am verstaatlichten Energiekonzern Uniper vollständig zu veräußern. Insidern zufolge ist der kanadische Vermögensverwalter Brookfield als potentieller Käufer im Gespräch, schrieb die Nachrichtenagentur Reuters. Alternativ sollen ein Teilverkauf von etwa 25 Prozent der Uniper-Anteile oder ein Verkauf über die Börse, ein sogenannter Re-IPO, in Betracht gezogen werden. Uniper wird aktuell mit rund 18,4 Milliarden Euro bewertet. Ein möglicher Verkauf von Uniper wird voraussichtlich erst nach dem Sommer erwartet, da der Bundestag zunächst ein Gesetz zur Wiederaufnahme der Dividendenzahlungen verabschieden muss.

Der Motorenhersteller Deutz soll mit der Übernahme der Werftentochter von Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) liebäugeln, wie das Handelsblatt erfahren haben will. Mit diesem Schritt würde Deutz neu in das Rüstungsgeschäft einsteigen und zu einer der größten Rüstungsfirmen Deutschlands aufsteigen. Entsprechende Expertise ist bei Deutz schon vorhanden, denn der neue CFO Oliver Neu hatte zuvor die Gesamtverantwortung für den Bereich Überwasserschiffe bei TKMS inne. Für Thyssenkrupp zählt die Produktion von U-Booten und anderen Marineschiffen nicht mehr zum Kerngeschäft, der Verkauf erweist sich allerdings als schwierig. Mehrere Anläufe scheiterten, zuletzt durch das Veto der Bundesregierung, die den Verkauf an den US-Finanzinvestor Carlyle untersagte. Neben Deutz sollen auch Rheinmetall und die Lürssen-Werft Interesse an der Sparte haben.

Die Oetker-Gruppe hat die Suche nach Co-Investoren für ihre Tochter Flaschenpost vorerst eingestellt, berichtet die Lebensmittelzeitung. Ursprünglich hatte der Bielefelder Konzern verschiedene Optionen geprüft, darunter einen Börsengang oder die Beteiligung strategischer Partner und Finanzinvestoren. Doch das Interesse für den Online-Getränkelieferdienst am Markt blieb offenbar verhalten. Die Entscheidung, die Suche zu pausieren, resultiert aus einem ungünstigen Marktumfeld und der bisherigen Performance von Flaschenpost. Oetker übernahm den Lieferdienst zur Corona-Hochphase im Jahr 2020 für über 800 Millionen Euro, doch die E-Commerce-Euphorie hat seitdem nachgelassen.

Info

Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.