Newsletter

Abonnements

M&A-Deals: HHLA, Ottobock, Bawag

Artikel anhören
Artikel zusammenfassen
Teilen auf LinkedIn
Teilen per Mail
URL kopieren
Drucken
Der Hamburger Hafenbetreiber HHLA will MSC eine fast 50-Prozent-Beteiligung verkaufen. Foto: Alexander - stock.adobe.com
Der Hamburger Hafenbetreiber HHLA will MSC eine fast 50-Prozent-Beteiligung verkaufen. Foto: Alexander - stock.adobe.com

Weg für HHLA/MSC-Deal geebnet

Mit steinigen Wegen zu einem M&A-Deal kennt sich der Hamburger Hafenbetreiber HHLA gut aus, musste dieser sich doch erst vergangenes Jahr mit politischem Druck bei der geplanten Terminal-Beteiligung der chinesischen Cosco auseinandersetzen. Jetzt sorgt der anvisierte Einstieg der dänischen Reederei MSC für viel Kritik, konnte aber nun eine entscheidende Hürde nehmen.

Trotz Protesten von Opposition und Gewerkschaften hat die rot-grüne Hamburgische Bürgerschaft in erster Lesung für den Einstieg votiert. Die Stadt Hamburg soll dabei 50,1 Prozent und die weltgrößte Reederei MSC 49,9 Prozent an HHLA halten. Bislang gehörten der Stadt rund 70 Prozent, der Rest war in Streubesitz.

Die Hansestadt erhofft sich durch den starken Partner eine Stabilisierung des Containerumschlags von HHLA. Die finale Entscheidung wird erst nach der Sommerpause erwartet, frühestens in der ersten Senatssitzung am 4. September. Da die rot-grüne Koalition eine Zweidrittelmehrheit im Parlament hat, gibt es wenig Zweifel am finalen Votum für den Deal.

Ottobock expandiert nach Skandinavien

Der Prothesenhersteller Ottobock schnappt sich Sahva, ein dänisches Versorgungsnetzwerk für Orthopädietechnik. Durch den Zukauf wollen die Duderstädter in für sie strategischen Zukunftsfeldern wachsen und am dänischen Markt ihr Versorgungsnetzwerk „Ottobock Care“ etablieren – dort war Ottobock bislang nicht mit eigenen Versorgungszentren vertreten.

Über den Kaufpreis schweigen die Parteien. Sahva beschäftigt rund 250 Mitarbeitende an mehr als 30 Standorten und kam 2023 auf einen Jahresumsatz von rund 40 Millionen Euro.

Barclays‘ Privatkundengeschäft geht zur Bawag

Die österreichische Bank Bawag übernimmt das deutsche Privatkundengeschäft der britischen Barclays Bank. Durch den Deal wollen die Österreicher ihre Position in der DACH-Region und den Niederlanden stärken.

Den Kostenpunkt nennen die Banken nicht. Nach Bawag-Angaben belaufen sich die Assets der Barclays Consumer Bank Europe per Ende März auf rund 4,7 Milliarden Euro und bestehen vor allem aus Karten- und Kreditforderungen. Die Österreicher erwarten durch den Zukauf einen Beitrag zum Vorsteuergewinn von mehr als 100 Millionen Euro im Jahr 2027, sobald die Transaktion vollständig integriert ist. Das Closing wird im vierten Quartal 2024 oder im ersten Quartal 2025 erwartet. Beraten wurde Bawag von Hengeler Mueller unter Federführung von Johannes Adolff und Dirk H. Bliesener.

Weitere M&A-Deals

Der Schweizer Zementhersteller Holcim kauft die belgische Bauschutt-Recyclingfirma Mark Desmedt. Die Belgier sind auf die Wiederverwertung von Bauabbruchmaterialien spezialisiert und recyceln pro Jahr rund 500.000 Tonnen Bauschutt. Für Holcim-CEO Miljan Gutovic ist die Übernahme strategisch von Wert, um Holcims „Vision, den Kreislaufbau in den wichtigsten Ballungsgebieten (…) voranzutreiben.“ Die Schweizer haben bereits mehrfach in den Bereichen Recycling und zirkulärer Bau zugekauft.

In trockenen Tüchern ist zwar noch nichts, aber das Eschborner Immobilienunternehmen Noratis bestätigt die Gerüchte, dass Großaktionär Merz Real mit dem Gedanken spielt, die Mehrheit an Noratis abzugeben. Aktuell hält Merz Real rund 65 Prozent. Hierzu sei ein „strukturierter Investmentprozess“ initiiert worden, erklärt Noratis. Investoren könnten die Mehrheit an dem Unternehmen entweder im Rahmen einer Kapitalerhöhung oder durch einen teilweisen oder vollständigen Verkauf erwerben.

Die Schweizer Molkerei Emmi Gruppe ist eine Put-Optionsvereinbarung für den geplanten Kauf von Mademoiselle Desserts, ein französischer Hersteller von Premium-Patisserie, eingegangen. Emmi möchte mit dem Deal die Internationalisierung vorantreiben. Die Übernahme steht unter Vorbehalt der Genehmigung durch Wettbewerbs- und Aufsichtsbehörden, auch müssen Arbeitnehmervertretungen noch ins Boot geholt werden.

Blick in den M&A-Markt

Der aktuelle M&A-Sentiment Index der Boston Consulting Group wirft einen schnellen Blick auf den M&A-Markt und klopft fortan monatlich das aktuelle Stimmungsbild ab. Für das erste Halbjahr lässt sich festhalten, dass die weltweite Fusions- und Übernahmetätigkeit mit 1 Billion US-Dollar (Indexwert 78) deutlich unter dem Zehnjahresdurchschnitt von 1,5 Billionen Dollar lag (Indexwert 100). Das Transaktionsvolumen in Deutschland war um 32 Prozent rückläufig. Immerhin: Aus dem Tiefpunkt mit 62 Indexpunkten im August 2023 hat sich der M&A-Markt bereits herausgekämpft.

M&A-Berater-News

Birger K. Berendes, bisheriger Co-Head EMEA M&A bei der Bank of America, wechselt den Arbeitgeber. Künftig wird Berendes für die Investmentbank Jefferies die Leitung des M&A-Geschäfts für Kontinentaleuropa übernehmen. Zuvor war Berendes 13 Jahre bei Greenhill & Co. und gut zehn Jahre bei der BofA.

Rödl & Partner hat Nils Brügmann als Associate Partner für die Transaktionsberatung in Hamburg gewonnen, er ist seit Juli bei der Unternehmensberatung tätig. Brügmann war zuvor bei PwC Legal und KPMG Law tätig. Sein Steckenpferd sind vor allem M&A-Deals und Gesellschaftsrecht für international tätige, inhabergeführte Unternehmen.

Marco Strogusch, Partner bei der M&A-Beratung IMAP widmet sich einer neuen beruflichen Herausforderung und steigt Ende Juli bei IMAP aus. Insgesamt sechs Jahre war er für das Beratungshaus tätig. Wohin es den M&A-Experten zieht, verrät er bislang noch nicht.

M&A-Gerüchteküche

Bahnt sich ein Deal unter Banken an? Laut Mediengerüchten sollen die Schweizer Banken UBS und Julius Bär an einer Übernahme des deutschen Vermögensverwaltungsgeschäfts für Privatkunden der britischen Großbank HSBC interessiert sein. Weitere Interessenten sollen nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg die französische BNP Paribas sein. Das Geschäft der HSBC soll mit 300 bis 600 Millionen bewertet werden und auf etwa 26 Milliarden Euro Assets under Management kommen.

Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.