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M&A-Deals: Jack Wolfskin, Salzgitter, Hanf.com

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Die deutsche Outdoor-Marke Jack Wolfskin wurde schon oft weitergereicht. Nun übernimmt eine chinesische Firma. Foto: PR-PhotoDesign – stock.adobe.com
Die deutsche Outdoor-Marke Jack Wolfskin wurde schon oft weitergereicht. Nun übernimmt eine chinesische Firma. Foto: PR-PhotoDesign – stock.adobe.com

Jack Wolfskin wechselt zu Anta Sports nach China

Der deutsche Outdoor-Bekleidungshersteller Jack Wolfskin wird für 290 Millionen US-Dollar (262 Millionen Euro) an den Sportartikelkonzern Anta Sports aus Hongkong verkauft. Zuvor gehörte das Unternehmen aus dem hessischen Idstein dem US-Golfsport-Spezialisten Topgolf Callaway Brands, der 2018 rund 418 Millionen Euro für das Unternehmen zahlte.  

Der Verkauf erfolgt im Zuge einer strategischen Neuausrichtung von Callaway, die sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren wollen. Jack Wolfskin erwartet für das laufende Jahr einen Umsatz von 325 Millionen Euro und einen operativen Gewinn von 12 Millionen Euro. Anta Sports plant, mit der Übernahme das Outdoor-Segment zu stärken und Synergien entlang der Lieferkette, bei der Produktentwicklung und im Einzelhandel zu heben. 

Jack Wolfskin hat eine bewegte Vergangenheit mit mehreren Besitzerwechseln hinter sich. Gegründet in den 1980er Jahren, stieg 2011 für satte 700 Millionen Euro der Finanzinvestor Blackstone ein. Die geplante Expansion ins Ausland scheiterte, woraufhin Blackstone das Unternehmen an eine Gruppe von Hedgefonds weitergab. Diese verkauften Jack Wolfskin 2019 an Callaway. Erst Ende 2024 hatten die Idsteiner im Zuge der Ernennung eines neuen CFO auch Kurt Zhang zum General Manager für China ernannt, um die Skalierung der Marke in der Region voranzutreiben.  

Salzgitter lehnt Übernahmeangebot ab

Anfang des Jahres ging Salzgitter-Großaktionär GP Papenburg gemeinsam mit TSR Recycling einen überraschenden Schritt. Es wurde angekündigt, dass das Konsortium ein Übernahmeangebot erwäge. Das offizielle Angebot folgte dann Ende vergangenen Jahres. Nun meldet sich Salzgitter zu Wort – mit ernüchternden News für das Bieterkonsortium: Der Stahlkonzern hat die M&A-Verhandlungen beendet. Grund dafür seien unterschiedliche Vorstellungen über den aktuellen und zukünftigen Unternehmenswert 

Salzgitter will eigenständig bleiben und setzt auf Transformation und Innovation. Mit dem erweiterten Performance-Programm „P28“ sollen bis 2028 Einsparungen von 500 Millionen Euro erzielt werden. In Salzgitter sieht man positive Effekte durch die konjunkturpolitischen Maßnahmen der kommenden Bundesregierung in den Bereichen Klimaschutz, Infrastruktur und Verteidigung.  

Zudem plant das Management, die Wettbewerbsfähigkeit durch laufende Portfolioüberprüfungen zu sichern und langfristigen Wert für Aktionäre, Kunden und Beschäftigte zu schaffen. Der Verkauf der Mannesmann Stainless Tubes Gruppe wurde im vergangenen Jahr bereits abgeschlossen. 

Neural Therapeutics plant Übernahme von Hanf.com

Neural Therapeutics, ein kanadisches Biotechnologieunternehmen, das sich auf pflanzliche Wirkstoffe spezialisiert hat, plant die Übernahme von Hanf.com. Das Unternehmen hat eine Absichtserklärung mit CWE European Holdings, dem Betreiber von Hanf.com, unterzeichnet.  

Die Übernahme soll in zwei Phasen erfolgen: Zunächst will Neural Therapeutics 37 Prozent erwerben, gefolgt von weiteren 63 Prozent, sobald bestimmte Meilensteine erreicht sind. Hanf.com betreibt zwölf Standorte in Bayern und erzielt 50 Prozent seines Umsatzes mit Eigenmarkenprodukten. Der Jahresumsatz wird auf etwa 4,8 Millionen Euro geschätzt, und für 2025 wird eine operative Profitabilität angestrebt. Durch diese Akquisition kann sich Neural Therapeutics einen direkten Zugang zum deutschen Cannabissektor verschaffen. 

Parallel zu den Expansionsplänen hat Neural Therapeutics Mitte März 2025 den Handel an der Frankfurter Börse aufgenommen, um das Interesse europäischer Investoren zu steigern und die Sichtbarkeit des Unternehmens im dynamisch wachsenden Sektor der pflanzlichen Medizin zu erhöhen. 

Weitere M&A-Deals

Der französische IT-Dienstleister Sidetrade hat angekündigt, ein Squeeze-out der Minderheitsaktionäre von SHS Viveon durchzuführen. Mit einem Anteil von 91,99 Prozent an SHS Viveon gilt Sidetrade als Hauptaktionärin des deutschen Anbieters von Software und Services für Risikomanagement, Compliance und Governance und strebt eine Verschmelzung der beiden Unternehmen an. Der Vorstand von SHS Viveon wurde aufgefordert, Verhandlungen über einen Verschmelzungsvertrag aufzunehmen. Die Höhe der Barabfindung für die Minderheitsaktionäre steht bisher nicht fest.  

Der Rüstungskonzern Rheinmetall übernimmt das Kampfmittelbergungsunternehmen Stascheit aus Sachsen-Anhalt. Ein Kaufvertrag für den M&A-Deal sei bereits geschlossen worden, wie aus einer am vergangenen Dienstag veröffentlichten Rheinmetall-Mitteilung hervorgeht. Stascheit soll als Teil der Rheinmetall Project Solutions eine 100-prozentige Tochter des Rheinmetall-Konzerns werden. Mit dem Zukauf strebt der Konzern mittelfristig einen Umsatz von rund 80 Millionen Euro an. Stascheit, das bislang inhabergeführt war, ist auf das Erkennen, Bergen und Vernichten von Kampfmitteln sowie die Altlastenerkundung spezialisiert.

Die VW-Tochter Scania expandiert durch die Übernahme der Batteriesystemsparte von Northvolt. Der Nutzfahrzeughersteller aus dem Wolfsburger Autouniversum übernimmt Produktionskapazitäten, ein Forschungs- und Entwicklungszentrum sowie etwa 260 Mitarbeiter. Die Produktionsstätte in der Nähe von Danzig und das Forschungszentrum in Stockholm werden Teil von Scania Power Solutions, bleiben jedoch eigenständig. Northvolt kämpfte zuletzt mit finanziellen Schwierigkeiten und meldete in Schweden Insolvenz an. 

Die R+S Group, Teil der Nokera-Gruppe, hat ihre Elektro-Großhandelssparte, bestehend aus Newa-Vertriebs GmbH und VVM Verwaltungs-, Vertriebs- und Marketing GmbH, an Obeta Vertriebsbeteiligungsgesellschaft veräußert. Die Transaktion ermöglicht es R+S, sich stärker auf das Kerngeschäft in der technischen Gebäudeausstattung zu konzentrieren. Trotz des Verkaufs bleibt eine Kooperation zwischen den beteiligten Unternehmen bestehen. BRL hat R+S bei diesem Deal beraten. 

ProSiebenSat.1 hat die restlichen 10,1 Prozent der Anteile an Jochen Schweizer Mydays vom Gründer erworben. Diese Transaktion markiert einen weiteren Schritt zur Vereinfachung der Struktur im Segment „Commerce & Ventures“ des Medienkonzerns, wie es aus Unterföhring heißt. Seit dem Einstieg von ProSiebenSat.1 im Jahr 2017 wurden die Marken Jochen Schweizer und Mydays unter einem Dach vereint.  

M&A-Berater-News

Die M&A-Beratung IMAP verstärkt ihre Praxis durch die Aufnahme eines erfahrenen Debt-Advisory-Teams, bestehend aus dem Leiter des Bereichs Thorsten Schneider, sowie Tom Winter und Stefan Kippes. Das Team wechselt von Grant Thornton zu IMAP und bringt umfassende Expertise im Bereich strukturierte Finanzierungen mit.  

Diese Erweiterung zielt darauf ab, Unternehmerfamilien, Private Equity-Investoren und Corporates in allen Phasen der Kapitalstrukturierung zu unterstützen. Schneider war zuvor auch für EY, HVB sowie die Dresdner Bank tätig, Winter arbeitete vor seiner Zeit bei Grant Thornton über zehn Jahre im Debt Advisory bei Deloitte, und Kippes war vor seiner Beraterkarriere bereits sieben Jahre für die Sparkasse Bad Kissingen tätig. IMAP berät mit 52 Mitarbeitern an den Standorten in Mannheim, Frankfurt, München und Hamburg.  

Deals in Verhandlung

Der Online-Dienstleister für den Kunsthandel Artnet verhandelt mit der Art Technology Holding und einem weiteren namentlich nicht genannten Investor über ein mögliches Übernahmeangebot. Beide Investoren erwägen ein freiwilliges öffentliches Angebot an die Aktionäre von Artnet mit einer Gegenleistung von mindestens 11 Euro je Aktie, wie das Unternehmen per Ad-hoc bekanntgab. Der Ausgang der Gespräche ist derzeit ungewiss, und es bleibt abzuwarten, ob ein konkretes Angebot folgen wird, heißt es weiter. Artnet ist bekannt dafür, den internationalen Kunstmarkt durch möglichst umfassende Informationen über Preisentwicklungen und Markttendenzen transparent zu machen und versteigert über vereinzelte Auktionen auch selbst Kunst. 

Info

Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.