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M&A-Deals: Jost Werke, Bechtle, Rheinmetall

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Jost Werke übernimmt mit Hyva einen Hydraulik-Spezialisten für Fahrzeuge. Foto: Matvejs - stock.adobe.com (KI-generiert)
Jost Werke übernimmt mit Hyva einen Hydraulik-Spezialisten für Fahrzeuge. Foto: Matvejs - stock.adobe.com (KI-generiert)

Jost schnappt sich den Hydraulik-Experten Hyva

Jost Werke setzt den Wachstumskurs fort und übernimmt den niederländischen Hydraulik-Spezialisten Hyva von Unitas Capital und NWS Holdings. Mit dieser Akquisition erweitert der Nutzfahrzeugzulieferer sein Produktportfolio und stärkt seine Position in der globalen Nutzfahrzeugindustrie. Der Kaufpreis beläuft sich auf 362 Millionen Euro, was einem Ebitda-Multiple von 6,7x entspricht. Die Übernahme soll bis spätestens Anfang 2025 abgeschlossen sein und wird vollständig aus Barmitteln und Fremdkapital finanziert. Hyva, mit rund 3.000 Mitarbeitern in 14 Produktionsstätten weltweit, erzielte zuletzt einen Umsatz von 629 Millionen Euro.

Jost erwartet durch den Zukauf Synergien von über 20 Millionen Euro jährlich und plant, die Profitabilität von Hyva auf eine Margenspanne von 10 bis 12 Prozent zu steigern. Der kombinierte Konzernumsatz soll auf 1,8 Milliarden Euro anwachsen. Mit der Übernahme zielt Jost darauf ab, von Infrastrukturinvestitionen in Indien, Asien, Brasilien und Nordamerika zu profitieren und neue Wachstumsfelder zu erschließen.

Doppel-Deal bei IT-Spezialist Bechtle

Bechtle schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. Das IT-Haus will mit der Übernahme von Arwinet und der Ausgründung Kubeops seine Position im Bereich Kubernetes und Cloud Computing stärken. Die beiden Unternehmen aus Bisingen, die sich auf Cloud-Dienstleistungen spezialisiert haben, erzielten im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 7,4 Millionen Euro. Besonders im Bereich der kritischen Infrastruktur sollen sich Bechtle und Kubeops optimal ergänzen, betont das IT-Systemhaus.

Die Übernahme bietet Bechtle nach eigener Aussage nicht nur Synergieeffekte im öffentlichen Sektor, sondern auch Wachstumspotential durch skalierbare Plattformlösungen für weitere Branchen. Die Geschäftsführung von Arwinet und Kubeops bleibt unverändert. Die rechtliche Beratung bei dieser Transaktion übernahm ein Team von CMS (Federführung: Tobias Schneider und Maximilian Eitelbuß). Die Verkäufer Arwinet und Kubeops wurden von IMAP beraten.

Rheinmetall schmiedet Panzer-Joint-Venture

Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall und sein italienischer Branchenkollege Leonardo haben ein Joint Venture zur Panzerproduktion für Italien gegründet. Beide Firmen halten jeweils 50 Prozent der Anteile an dem neuen Gemeinschaftsunternehmen mit Sitz in Rom. Der Fokus liegt auf der Fertigung des Kampfpanzers Panther KF51 und des Schützenpanzers Lynx für die italienische Armee. Diese Initiative ist Teil eines Programms der italienischen Regierung, das die Beschaffung von über 1000 gepanzerten Kampfsystemen vorsieht.

Rheinmetall-Chef Armin Papperger schätzt den Auftragswert auf 23 bis 24 Milliarden Euro, was diesen Deal zu einem der größten in der Geschichte von Rheinmetall macht. Neben der Produktion in Italien sind auch Fertigungsanteile in Deutschland und Ungarn geplant. Die ersten Auslieferungen an die italienischen Streitkräfte sollen in zwei bis drei Jahren erfolgen.

Weitere M&A-Deals

Die Salestech Group aus Frankfurt hat ihre Marktposition im Bereich Learning & Training durch den Erwerb von drei Mainzer Unternehmen gestärkt. Die Übernahme umfasst die Firmen Marketing Manufaktur, 101 Consulting und Smicro, die zuvor zur Unternehmensberatung MV gehörten. Mit diesem strategischen Schritt erweitert die Salestech Group ihr Portfolio um innovative Trainingslösungen und die mehrfach ausgezeichnete Lernplattform „Smicro Suite“. Diese Akquisition soll das Kundenwachstum ankurbeln. Der Deal wurde auf der Verkäuferseite von der M&A-Beratung Steinbeis (Federführung: Martin G. Schmitt und Georg R. Steimel) geleitet.

Die Japan Pulp & Paper Group hat die insolvente Inapa-Gruppe übernommen. Die Übernahme erfolgt im Rahmen einer übertragenden Sanierung. Inapa, mit Hauptsitz in Hamburg, ist ein führender Anbieter in den Bereichen Papier, Verpackung und Logistik. Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt der regulatorischen Freigaben, insbesondere der Europäischen Kommission. Noerr hat die Japan Pulp & Paper Group bei diesem Deal beraten. Unterstützt wurden die Juristen von der japanischen Kanzlei Mori Hamada & Matsumoto.

Grillstar.de, ein Händler für Grillgeräte und Grillzubehör, hat nach einem Sanierungsprozess einen neuen Investor gefunden. 3F BBQ um Youtuber Joscha Bastians sowie Daniel Kiefer, bekannt durch Meat ‘n’ Great und Barbossa BBQ, haben den Geschäftsbetrieb übernommen. Im August hatte der Grill-Shop ein Insolvenzverfahren einleiten müssen. Diese Übernahme sichert nun den Standort in Gütersloh sowie alle Arbeitsplätze. Die rechtliche Begleitung übernahm Bbors Kreuznacht Rechtsanwälte, während Mentor den Verkaufsprozess im Rahmen des Insolvenzverfahrens betreut hat.

Deals in the making

Fraport steht kurz davor, das Flughafen-Portfolio in Griechenland zu erweitern. Der Frankfurter Flughafenbetreiber hat als einziges Konsortium ein verbindliches Angebot für die Konzession des Flughafens Kalamata abgegeben. Fraport arbeitet dabei mit den griechischen Partnern Delta Airport Investments und Pileas Holdings zusammen. Ursprünglich hatten sich drei weitere Firmengruppen um den Airport beworben, zogen jedoch in der Schlussphase zurück. Fraport betreibt bereits 14 Regionalflughäfen in Griechenland und würde mit der Übernahme die Präsenz vor Ort weiter stärken.

Ein ungenannter Investor hat kürzlich Deutsche-Bank-Aktien im Wert von 256 Millionen Euro verkauft, was 0,8 Prozent des Grundkapitals der Bank entspricht. Die Investmentbank Goldman Sachs übernahm die Platzierung von 16 Millionen Aktien zu einem Preis von 16,01 Euro pro Stück, knapp zwei Prozent unter dem Xetra-Schlusskurs vom Montag. Die Transaktion drückte den Aktienkurs der Deutschen Bank spürbar um 2 Prozent gleich zu Handelsbeginn am Dienstag.

Der Versicherer Allianz könnte bei einem geplanten Deal in Singapur einen Rückschlag erleiden. Die geplante Übernahme von Income Insurance im Wert von 1,5 Milliarden Euro könnte am Widerstand der Regierung scheitern. Diese äußerte Bedenken zur Struktur der Transaktion und hat den Verkauf vorerst gestoppt. Der Münchener Versicherungsriese hatte im Juli eine entsprechende Offerte für mindestens 51 Prozent an der Income Insurance vorgelegt. Für die Allianz wäre es die größte Übernahme in Asien, durch die sie nach eigenen Angaben vom neunt- zum viertgrößten Kompositversicherer auf dem Kontinent aufsteigen würde. Die NTUC Enterprise Co-Operative, die 72,8 Prozent der Anteile an Income Insurance hält, soll „signifikant“ beteiligt bleiben.

Der Single-Pill-Anbieter Apontis Pharma, fokussiert auf den Bereich der Herzkreislauf-Erkrankungen, hat ein Übernahmeangebot auf dem Tisch liegen. Wie das Unternehmen per Ad-hoc bekanntgab, hat der Generika-Hersteller Zentiva, aus dem Portfolio von Finanzinvestor Advent, ein freiwilliges öffentliches Erwerbsangebot für alle ausstehenden Aktien von Apontis zu einem Preis von 10 Euro pro Aktie in bar unterbreitet. Der Erfolg des Angebots hängt von einer Mindestannahmeschwelle von 65 Prozent ab. Zentiva hat sich bereits 37,5 Prozent der Apontis-Aktien durch einen Kaufvertrag gesichert. Vorstand und Aufsichtsrat von Apontis unterstützen das Angebot. Hengeler Mueller berät das Private-Equity-Haus Paragon Partners, zu dessen Portfolio Apontis gehört. Zentiva wird von Freshfields beraten.

 

Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.