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M&A-Deals: Merck, Gerresheimer, Schufa

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Die spannendsten M&A-Deals der Woche im FINANCE-Rückblick.
Die spannendsten M&A-Deals der Woche im FINANCE-Rückblick. Foto: aFotostock - stock.adobe.com

Merck kauft US-Unternehmen Mirus Bio

Der Darmstädter Dax-Konzern Merck will für rund 550 Millionen Euro das Life-Science-Unternehmen Mirus Bio aus Wisconsin übernehmen. Eine entsprechende Vereinbarung ist laut Merck unterzeichnet worden. Mirus Bio entwickelt Transfektionsreagenzien, mit denen genetisches Material in Zellen übertragen werden kann.

Merck will damit sein schwächelndes Laborgeschäft stärken. Sofern die behördlichen Genehmigungen erteilt werden, soll die Transaktion im dritten Quartal abgeschlossen werden. Mirus Bio ist 1995 gegründet worden und gehört zu Gamma Biosciences, einem von der Investmentfirma KKR gegründeten Unternehmen.

Gerresheimer kauft Bormioli Pharma

Der Spezialglashersteller Gerresheimer kauft in Italien zu und erwirbt über seine Tochtergesellschaft Gerresheimer Glas die Bormioli Pharma Group beziehungsweise deren Dach-Holding Blitz Luxco vom Private-Equity-Investor Triton, wie beide am Donnerstagmorgen bekannt gaben. Der Private-Equity-Investor Triton hatte Bormioli Pharma bei einem Carve-out im Jahr 2017 übernommen.

Das italienische Unternehmen vertreibt pharmazeutische Primärverpackungen aus Glas und Kunststoff sowie Verschlusslösungen, Zubehör und Dosiersysteme. Bormioli Pharma erwirtschaftete zuletzt einen Umsatz von rund 370 Millionen Euro und eine Adjusted-Ebitda-Marge von rund 21 Prozent.

Dem Kaufpreis liege ein ermittelter Unternehmenswert von rund 800 Millionen Euro zugrunde, teilt Gerresheimer mit. Dies entspreche einem Adjusted-Ebitda-Multiple von rund 10. Die Transaktion werde vollständig in bar bezahlt und durch einen Bridge Loan mit zweijähriger Laufzeit finanziert, teilte Gerresheimer-CFO Bernd Metzner mit. Finanziert wird die Transaktion von einem Bankenkonsortium aus Unicredit, Commerzbank und LBBW. Der Deal soll im vierten Quartal abgeschlossen werden.

Schufa verkauft Fintech nach Frankreich

Die Schufa trennt sich von ihrer Münchner Fintech-Tochter Finapi. Das italienische Open-Finance-Unternehmen Fabrick wird die Schufa-Anteile in Höhe von 75 Prozent übernehmen. Die übrigen 25 Prozent des seit 2018 zum Portfolio der Schufa gehörenden Fintechs bleiben in den Händen der beiden Finapi-Gründer Florian Haagen und Martin Lacher, die ihre Funktion als CEO beziehungsweise COO auch unter neuer Flagge weiter ausüben werden.

Die Schufa will Finapi schon länger verkaufen. Wie viel Fabrick für Finapi zahlen wird, ist unbekannt. Die Parteien machten keinerlei Angaben zum Kaufpreis. Das Branchenmedium „Finanz-Szene“, das zuerst über den Deal berichtete, geht von einem einstelligen Millionenbetrag aus. Finapi erzielt zuletzt Provisionserträge in Höhe von rund 6 Millionen Euro.

Weitere M&A-Deals

Das Berliner KI-Start-up Aaron.AI wird an das französische Technologieunternehmen Doclib verkauft. Aaron.AI hat einen digitalen Telefonassistenten entwickelt, der mittels künstlicher Intelligenz Anrufe beantwortet und so das Praxispersonal entlasten soll. Über die finanziellen Details der M&A-Transaktion machten die Beteiligten keine Angaben. Aaron.AI wurde 2022 bei einer Finanzierungsrunde mit 23 Millionen Euro bewertet, der Kaufpreis dürfte darüber liegen. Doclib gilt mit einer Bewertung von rund 6 Milliarden Euro als wertvollstes französisches Start-up und dürfte nach der Übernahme über rund 20 Millionen Kunden in Deutschland verfügen.

Die Holding des dänischen Pharmahersteller Novo Nordisk hat 60 Prozent an dem in Österreich ansässigen Unternehmen Single Use Support erworben. Die beiden Unternehmensgründer behalten jeweils 10 Prozent, das US-amerikanische Biowissenschaftsunternehmen Danaher 20 Prozent der Anteile. Single Use Support wurde 2017 gegründet und ist spezialisiert auf das Einfrieren und Auftauen von Pharmazie-Substanzen, aber auch für die Abfüllung und Filtrierung von biopharmazeutischen Produkten. Der Kaufpreis wurde nicht genannt, gegenüber der Nachrichtenagentur „Reuters“ sprach ein Vertreter von Single Support Use jedoch von einem dreistelligen Millionenbetrag. Poellath und E+H berieten Single Use Support bei dem Verkauf.

Das Bahntechnik-Unternehmen Vossloh hat die Scandinavian Track Group (STG) übernommen. STG ist ein skandinavischer Bahninfrastrukturdienstleister. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. STG erwirtschaftete 2023 einen Umsatz in Höhe von rund 22,3 Millionen Euro und wird künftig den Geschäftsbereich Lifecycle Solutions von Vossloh verstärken.

VIB Vermögen beabsichtigt, die BBI Bürgerliches Brauhaus Immobilien Aktiengesellschaft aus Ingolstadt zu übernehmen und mit ihr zu verschmelzen. VIB Vermögen besitzt derzeit 94,88 Prozent der Anteile an BBI und beabsichtigt einen Squeeze-out. Die Minderheitsaktionäre sollen eine Barabfindung in noch unbekannter Höhe erhalten.

Die Databau Holding hat MBM Meyer Network Service erworben. MBM Meyer Network Service ist ein Projektentwickler aus dem Bereich der Installation und Bereitstellung schlüsselfertiger Fernmelde- und Elektronetze. Databau ist ein Full-Service-Dienstleister im deutschen Telekommunikations-Infrastrukturbereich. Der Kaufpreis wurde nicht genannt. Heuking beriet Databau bei der Transaktion.

D11Z. Ventures, die Investmentgesellschaft der Schwarz-Gruppe, hat ihre Tochtergesellschaft Seleon an Aesco Solutions verkauft. Seleon ist ein Auftragsdienstleister aus dem Bereich der Medizintechnik. Die finanziellen Details wurden nicht genannt. D11Z. Ventures wurde von Bryan Garnier & Co. beraten.

Der IT-Dienstleister Materna Gruppe trennt sich von seiner Tochtergesellschaft Materna IPS und verkauft sie an den Technikdienstleister Sita. Der Kaufpreis wurde nicht genannt. Die Transaktion soll vorbehaltlich der behördlichen Genehmigungen in den kommenden Monaten abgeschlossen werden. Die LBBW hat die Materna-Gruppe bei dem Verkauf begleitet.

Blick in den M&A-Markt

Der Bieterkampf um die Deutsche Bahn-Tochter DB Schenker geht in eine neue Runde. Finanzkreisen zufolge habe eine Handvoll Bieter präzisierte, nicht bindende Angebote abgegeben. Der Deutsche-Bahn-Vorstand will einem Bericht der „Börsenzeitung“ zufolge im Laufe der kommenden Woche entscheiden, mit welchen Bietern konkrete Verhandlungen geführt werden sollen. Als Kaufpreis stehen rund 15 Milliarden Euro im Raum, als Interessenten werden unter anderem der Staatsfonds ADQ aus Abu Dhabi, der saudische Logistikkonzern Bahri, der dänische Mitbewerber DSV, die Reederei Maersk sowie ein Konsortium der Finanzinvestoren CVC und Carlyle genannt.

M&A-Berater-News

DC Advisory eröffnet in Wien ein neues Büro und hat dafür Klaus Vukovich und Alexandra Nagle als Managing Directors gewinnen können. Beide kommen von Alantra, die sich aus Österreich zurückziehen werden.  Die beiden M&A-Berater arbeiten bereits seit 2012 zusammen und hatten ab 2017 das Büro von Alantra in Österreich aufgebaut. Sie waren damals von der Unicredit zu der spanischen Investmentbank gewechselt.

Die Unternehmensberatung Bain & Company hat Michael Richthammer zum neuen Leiter ihrer Praxisgruppe Private Equity in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) ernannt. Der Partner folgt damit auf Alexander Schmitz, der seinerseits die Leitung der Private-Equity-Praxisgruppe in der Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika (EMEA) übernommen hat. Richthammer ist seit 2003 bei Bain und Partner im Münchner Büro.

Info

Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.