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M&A-Deals: SAP, Breuninger, DB Schenker

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SAP will mit einer Übernahme das Know-how im Bereich Digital-Adoption-Plattformen erweitern. Dafür legt der Software-Riese mehr als 1 Milliarde US-Dollar auf den Tisch. Foto: SAP SE / Stephan Daub
SAP will mit einer Übernahme das Know-how im Bereich Digital-Adoption-Plattformen erweitern. Dafür legt der Software-Riese mehr als 1 Milliarde US-Dollar auf den Tisch. Foto: SAP SE / Stephan Daub

Grünes Licht für Milliarden-Deal von SAP

Der Walldorfer Software-Riese SAP darf seine geplante Akquisition des israelischen Software-Unternehmens Walkme durchziehen. Der Deal stand unter Vorbehalt der Genehmigung durch das Bundeskartellamt. Dieses hat nun sein finales „Ok“ gegeben, weil es keine durchgreifenden wettbewerbsrechtlichen Bedenken durch den Zukauf gebe.

Walkme ist ein Anbieter für Digital-Adoption-Plattformen (DAP). Diese ersetzen klassische Schulungen von Mitarbeitern, beispielsweise beim Onboarding neuer Beschäftigter. Durch die Walkme-Software soll der Umgang mit Programmen auf Computern und Smartphones im Arbeitsalltag vermittelt werden.

Da der Markt eine steigende Nachfrage nach solchen Lösungen hat, sieht das Kartellamt ausreichend Wettbewerb für Walkme. Europas Branchenprimus im Software-Bereich SAP will durch den Zukauf die eigenen Angebote Signavio und Leanix, die Unternehmen beim IT-Umbau unterstützen, ausbauen und lässt sich den Zukauf satte 1,5 Milliarden US-Dollar kosten.

Käufersuche für das Modehaus Breuninger

Modefilialisten haben es aktuell nicht leicht – das Drama um die Signa-Marken Galeria und Karstadt oder die Pleite von Esprit sind nur zwei Beispiele. Nun soll auch die Kaufhauskette Breuninger zum Verkauf stehen. Wie die Zeitung „Wirtschaftswoche“ berichtet, planen die Eigentümerfamilien der Breuninger-Gruppe den Verkauf des Handelsgeschäfts und der zugehörigen Immobilien. Im Raum steht ein Unternehmenswert von 2,5 Milliarden Euro für die gesamte Breuninger-Gruppe. Abzüglich Schulden könnte der Kaufpreis rund 2 Milliarden Euro betragen.

Für die Immobilien hätten laut einer internen Liste gleich mehrere institutionelle Investoren, etwa die Frankfurter Fondsgesellschaften Deka, DWS und Union Investment, sowie internationale Investoren wie die Beteiligungsgesellschaft Apollo und die Investmentbank Morgan Stanley Interesse bekundet. Andere wiederum lockt offenbar nur der Modehausbetrieb. Zum potenziellen Käuferkreis werden die spanische Kette El Corte Ingles und das französische Kaufhaus Lafayette gezählt.

Doch es soll auch Interessenten geben, für die eine Übernahme des Gesamtpakets aus Handelsgeschäft und Immobilien infrage käme. Die thailändische Central Group und das Family-Office des US-Amerikaners Richard Baker werden hier etwa als Interessenten gehandelt. Knapp über 30 Interessenten soll es geben, aus denen die Eigentümer dann wählen müssen.

Endspurt bei DB Schenker

Die lange währende Suche nach einem Käufer für die Deutsche-Bahn-Tochter DB Schenker könnte in den Endspurt gehen. Laut Insider-Informationen liegen nun konkrete Angebote vor, wie die Nachrichtenagentur Reuters schrieb. So sollen die dänische Spedition DSV und eine Finanzinvestorengruppe um CVC dem Bahnkonzern jeweils eine Offerte über 14 Milliarden Euro vorgelegt haben – inklusive der Übernahme der Schulden von Schenker.

Die Finanzinvestoren sollen außerdem bei der Bahn um den Schenker-Zuschlag mit einem zweiten Angebot buhlen, das die Marke Schenker erhält und einen IPO in Frankfurt in Aussicht stellt. Das zweite Angebot soll zudem eine Rückkaufoption für gut 25 Prozent der Logistiktochter für den Bund beinhaltet, der damit in Schenker reinvestieren könnte. Dieses Angebot würde Schenker mit 16 Milliarden Euro bewerten. Am 18. September findet eine Aufsichtsratssitzung bei der Deutschen Bahn statt. Da könnte die Causa Schenker auf der Tagesordnung stehen.

Weitere M&A-Deals

Mit einem freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebot plant das französische Marktforschungsunternehmen Ipsos den Kauf des Bonner Branchenkollegen Infas. Die vier größten Aktionäre der Infas Holding haben bereits zugestimmt, ihre zusammen rund 77 Prozent der Unternehmensanteile anzudienen. Der Preis der Übernahmeofferte liegt bei 6,80 Euro in bar je Aktie. Damit wird Infas mit 61,2 Millionen Euro bewertet.

Konsolidierung unter Reiseplattformen: Das Urlaubsportal Urlaubsguru übernimmt den Wettbewerber 5 vor Flug. Durch eine Zwei-Marken-Strategie will Urlaubsguru Reiseangebote über einen zusätzlichen Vertriebskanal vermarkten, um so neue Zielgruppen zu erschließen. Bislang gehörte 5vorFlug zur mittlerweile insolventen FTI Group.

Der Cloud-Telefonie-Anbieter Nfon hat im Rahmen der strategischen Ausweitung seiner KI-Kompetenz die Übernahme von Botario bekanntgegeben. Das Bremer Unternehmen hat sich auf KI-Lösungen spezialisiert, die insbesondere in den Bereichen Sprachverarbeitung und Automatisierung zum Einsatz kommen. Mit diesem Zukauf will Nfon seine Position als europäischer Anbieter von Cloud-Businesskommunikation weiter festigen. Poellath hat die Botario-Gesellschafter beim Verkauf beraten.

Im Rahmen eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung geht das Recycling-Unternehmen für Kunststoffabfälle APK an den internationalen Chemiekonzern Lyondellbasell (LYB). Der Deal steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die Behörden sowie der Gläubiger zum Insolvenzplan. Der neue Eigentümer Lyondellbasell entstand durch die Fusion der niederländischen Basell-Gruppe mit dem US-amerikanischen Unternehmen Lyondell und ist heute der drittgrößte Chemiekonzern der Welt. Mit dem Zukauf von APK will LYB seinen Recycling-Bereich stärken. Als Verkaufsberater für APK fungierte Houlihan Lokey.

M&A-Personalien

Die M&A-Beratung IMAP verstärkt ihren Partnerkreis mit Martin Moser. Moser wird die Strukturierung und Umsetzung von nationalen und internationalen M&A-Mandaten insbesondere im Bereich Healthcare mit Fokus auf mittelständische Unternehmen mitverantworten. In seinen 15 Jahren Berufserfahrung in der M&A- und Corporate-Finance-Beratung arbeitete der neue Partner zuvor bei Robert W. Braid und zwölf Jahre für DC Advisory.

Der Mischkonzern Franz Haniel will seinen Investmentansatz im Rahmen einer strategischen Neuausrichtung erweitern, die auf mehr Internationalität abzielt. Dazu verstärkt Haniel auch das M&A-Team. So wird Katharina Rosenbohm die neu geschaffene Position Head of M&A besetzen und die Transaktionsstrategie leiten. Vor ihrem Einstieg bei Haniel war sie bei dem Pharmakonzern Bayer im Bereich M&A und für die Deutsche Bank im Investmentbanking tätig. Frédéric Beucher übernimmt als Operating Partner die Verantwortung für die Weiterentwicklung der Portfoliounternehmen, während Philipp Göhre das Growth-Portfolio weiterführt.

M&A-Gerüchteküche

Vonovia soll kurz vor einem Deal stehen. Wie das „Handelsblatt“ berichtete, soll Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern den Verkauf seines Pflegebereichs planen. Die Pflegesparte soll demnach in Teilen verkauft werden. Bisher ist sie bei der Tochter Deutsche Wohnen angesiedelt. Vonovia-CEO Rolf Buch hatte bereits angekündigt, Immobilien im Wert von 1,5 Milliarden Euro bis Ende 2024 verkaufen zu wollen. Insgesamt steht die Pflegesparte mit rund 800 Millionen Euro bei Vonovia in der Bilanz. Ein Verkauf dürfte damit zu den größten Vonovia-Deals des laufenden Jahres zählen. Noch in diesem Sommer, so zitiert die Zeitung mit dem Prozess vertraute Personen, soll eine Verkaufsvereinbarung erfolgen.

Nicht zum erhofften Closing haben es Medienberichten zufolge die Versicherungs-Start-ups Getsafe und Friday geschafft. Die beiden Insurtechs haben sich offenbar nicht auf eine Bewertung einigen können, heißt es. Friday hat sich vor allem im Bereich der Autoversicherung ein Standbein aufgebaut, ein Bereich, den Getsafe nicht bedient, und durch einen Merger oder Zukauf das eigene Angebotsportfolio hätte erweitern können. Getsafe ist schon länger dabei, anorganisch zu wachsen. So haben die Heidelberger bereits das Deutschlandgeschäft von Luko gekauft und Deine Studienfinanzierung übernommen.

Diese Woche brodelt die M&A-Gerüchteküche gleich an mehreren Stellen. So soll auch in der Chemiebranche ein Deal in der Luft liegen. Der arabische Ölmulti Adnoc könnte laut Insidern bald Ernst machen und die bereits seit Monaten kursierenden Gerüchte über eine Übernahme von Covestro mit einem konkreten Angebot bestätigen. Im Raum steht offenbar eine 12 Milliarden Euro schwere Offerte für das Leverkusener Unternehmen. Nach einer monatelangen Hängepartie hatten die beiden Unternehmen im Juni konkrete Übernahmeverhandlungen aufgenommen. Die Prüfung der Bücher durch Adnoc sei laut der Nachrichtenagentur Reuters nun fast abgeschlossen, schon im September könnte das Angebot folgen.

Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.