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M&A-Deals: VW, Vossloh, Thyssenkrupp 

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Das Bundeskartellamt winkt den Einstieg von Volkswagen bei Rivian durch. Foto: Maestro7 – stock.adobe.com
Das Bundeskartellamt winkt den Einstieg von Volkswagen bei Rivian durch. Foto: Maestro7 – stock.adobe.com

Kartellamt winkt VW-Einstieg bei Rivian durch

Für den geplanten Einstieg beim US-Elektroautobauer Rivian hat Volkswagen nun vom Bundeskartellamt grünes Licht bekommen. Die beiden Konzerne planen ein Joint Venture sowie eine Minderheitsbeteiligung von VW an Rivian. Beides ist laut Bundeskartellamt fusionskontrollrechtlich freigegeben worden. „Weder besteht hier aufgrund des Vorhabens Anlass zur Sorge, noch sind anderweitig durchgreifende Wettbewerbsprobleme zu befürchten“, sagte der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt. 

Zunächst 1 Milliarde US-Dollar will Volkswagen in Rivian investieren. Die gesamten Investitionen von Volkswagen in Rivian und das Joint Venture beziffern die Wolfsburger bis 2026 auf bis zu 5 Milliarden Dollar. 

Durch den Einstieg bei Rivian verspricht sich Volkswagen Unterstützung bei der Weiterentwicklung der Software, von Steuercomputern sowie bei der Netzwerk-Architektur der Autos. Vor allem der Software-Bereich war in der Vergangenheit eine bekannte Schwäche bei VW. Neue VW-Autos sollen in der zweiten Jahreshälfte auf die Technologie und Software von Rivian einschwenken. 

Vossloh kauft in Frankreich zu

Vossloh will das Europageschäft durch einen Zukauf in Frankreich erweitern. Der Bahninfrastrukturkonzern plant den Erwerb von Sateba, einem französischen Betonschwellenhersteller. Die französische Tochtergesellschaft des Konzerns, Vossloh France, hat bereits eine entsprechende Vereinbarung mit dem derzeitigen Eigentümer Towerbrook Capital Partners geschlossen. Der Zukauf soll den Konzern mit einem geplanten jährlichen Umsatz von mehr als 500 Millionen Euro zum weltweit führenden Hersteller von Betonschwellen machen. 

Schätzungsweise 450 Millionen Euro wollen sich die Werdohler den Zukauf kosten lassen. Im Zusammenhang mit dem Deal stellt Vossloh zudem eine Kapitalerhöhung in Aussicht, die einen Umfang von nicht mehr als 10 Prozent des Grundkapitals haben und unter Ausschluss des Bezugsrechts durchgeführt werden soll, betont das Unternehmen. 

Sateba rechnet im laufenden Geschäftsjahr mit einem Umsatz von rund 340 Millionen Euro. Bei der Prognose berücksichtigen die Franzosen bereits eine noch laufende Akquisition des belgischen Betonschwellenherstellers De Bonte in Höhe von 25 Millionen Euro.  

Křetínský steigt bei Thyssenkrupp ein

Der Stahlriese Thyssenkrupp hat jetzt offiziell einen neuen, prominenten Ankeraktionär. Wie der Konzern bekanntgab, ist der tschechische Milliardär Daniel Křetínský über seine Beteiligungsgesellschaft EP Corporate Group (EPCG) nun mit einer 20-Prozent-Beteiligung in die Stahlsparte des Industriekonzerns eingestiegen. Sowohl der Aufsichtsrat als auch die zuständigen Behörden haben den Deal gebilligt.   

Perspektivisch wollen Thyssenkrupp und EPCG ein Joint Venture gründen, an dem beide Parteien jeweils zur Hälfte beteiligt sein sollen. Der Einstieg des Milliardärs bei den Essenern nennt Thyssenkrupp-Chef Miguel López einen „wichtigen Schritt auf dem Weg hin zur unternehmerischen Eigenständigkeit des Stahlbereichs“.

Weitere M&A-Deals

Das Solarunternehmen Enstall plant die Übernahme der Schletter Group aus Kirchdorf. Beide Firmen sind auf Solarmontagesysteme spezialisiert. Die derzeitigen Eigentümer von Schletter, Avenue Capital Group und Robus Capital, werden Minderheitsgesellschafter von Enstall, um in enger Kooperation mit den bestehenden Gesellschaftern Blackstone und Rivean Capital die langfristigen strategischen Ziele des Unternehmens voranzutreiben. Die Übernahme stellt einen wesentlichen Schritt zur Umsetzung der von Enstall verfolgten Wachstumsstrategie, die eigene Präsenz in Deutschland und Mitteleuropa zu vergrößern, dar.  

Hochtief, Deutschlands größter Baukonzern, schmiedet jenseits des Atlantiks an einem Branchenriesen durch die Zusammenlegung von Tochterunternehmen. Integriert werden sollen die Töchter von Hochtief und der ACS-Gruppe Dragados und Flatiron. Konkret werden die ACS-Gruppe 61,8 Prozent und Hochtief 38,2 Prozent der Anteile an dem Gemeinschaftsunternehmen halten. Der Abschluss der Transaktion wird für die zweite Jahreshälfte 2024 erwartet. Durch den Zusammenschluss wird das Gemeinschaftsunternehmen nach eigenen Angaben zum zweitgrößten Tiefbau- und Bauunternehmen in den USA. Das integrierte Geschäft kam im ersten Halbjahr 2024 auf einen Auftragsbestand von 17,2 Milliarden US-Dollar.  

Das deutsche Traditionsunternehmen Sassa Mode findet einen neuen Eigentümer. Durch den Verkauf des Wäschespezialisten an die niederländische HVEG Fashion Group endet nach 35 Jahren das Familienunternehmertum der Bad Uracher. Für die Niederländer ist der M&A-Deal eine Chance, ihre Position im Markt für Damenunterwäsche und Dessous zu stärken. Sassa Mode wiederum erhält durch den Verkauf einen Zugang zum internationalen Netzwerk von HVEG und soll als eigenständige Geschäftseinheit bestehen bleiben. Für sie ist es nicht der erste Ausflug in die Welt der Unterwäsche. Im vergangenen Jahr schnappte sich die Firma Magic Bodyfashion, eine auf Shapewear spezialisierte Brand. Corvel und WTS haben HVEG bei dieser Expansion beraten. Taurus Advisory stand Sassa Mode beratend zur Seite.  

Der Automobilzulieferer Witte Automotive expandiert nach Osteuropa durch die Fusion mit dem bulgarischen Spezialisten für Kunststoffspritzguss Forez BG. Nach der Mehrheitsbeteiligung im September vergangenen Jahres sind Witte und Forez nun vollständig verschmolzen. Die Produktionsfläche wird um die Hälfte erweitert und soll neueste Technologien erhalten. Dies sei ein entscheidender Schritt: „Wir brauchen Kunststoffspritztechnik vor Ort in Bulgarien“, betont Kersten Janik, COO der Witte-Gruppe.  

M&A-Gerüchteküche

Kündigt sich eine Konsolidierung unter Börsenplätzen an? Laut Informationen der „Financial Times“ soll der internationale Börsenverbund Euronext auf der Suche nach neuen Übernahmemöglichkeiten sein. Euronext mit einer großen Börse in Europa zu kombinieren, könnte zahlreiche Synergien erzeugen, betonte der Euronext-CEO Stéphane Boujnah. Aktuell beobachte das niederländische Unternehmen „alle möglichen Situationen und wir sind bereit, zuzuschlagen“. 

Info

Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.

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