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Rheinmetall macht Milliardendeal in Spanien

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Munition
Rheinmetall sichert seine Munitionslieferungen ab. Foto: Rheinmetall

Der Rüstungshersteller Rheinmetall kauft Expal Systems von der spanischen Mutter MaxamCorp Holding. Maxam wiederum gehört der Private-Equity-Firma Rhône Capital. Rheinmetall erwirbt sämtliche Anteile am Munitionshersteller Expal für einen Unternehmenswert von 1,2 Milliarden Euro. Der Kaufpreis wird nach dem Closing der Transaktion fällig, voraussichtlich im Sommer 2023.

Damit sichert sich Rheinmetall zusätzliche Kapazitäten im Munitionsgeschäft und ein Standbein in Spanien. Der spanische Konzern Expal Systems stellt Hochleistungsmunition her, von 5,56 mm bis 155 mm. Damit kann Expal Klein-, Mittel- und Großkaliber, Feld- und Marineartillerie sowie Mörserbomben und Luftwaffen beliefern. Für das Geschäftsjahr 2022/23 erwarten die Madrider einen Jahresumsatz von rund 400 Millionen Euro.

Das Unternehmen mit mehr als 100-jähriger Geschichte beschäftigt 1.300 Mitarbeitende in fünf Kontinenten. Rheinmetall teilte mit, dass alle operativen Standorte (Trubia, Burgos, Navalmoral, El Gordo, Albacete und Murcia in Spanien sowie Texarkana in USA) erhalten bleiben sollen. Dasselbe gelte für die vorhandene Technologie und die Arbeitsplätze.

Rheinmetall will seine Munitionslieferungen sichern

Rheinmetall erweitert durch die Akquise das eigene Portfolio und erhält Zugriff auf weitere Fertigungskapazitäten. Beim Munitionspulver herrschten in Europa zuletzt Engpässe. Daher ist der durch den Kauf entstehende Zugriff auf Produktionskapazitäten von Munitionspulver strategisch wichtig für die Düsseldorfer.

Als Rüstungskonzern gehört Rheinmetall zu jenen Unternehmen, die von dem russischen Angriff auf die Ukraine finanziell profitieren. In den ersten drei Quartalen 2022 steigerte der Konzern den Gesamtumsatz um rund 6,5 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum 3,8 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis ist im Vergleich zum Vorjahreswert um rund 9 Prozent gewachsen.

Diese guten Ergebnisse haben vor allem die Geschäftsdivisionen „Weapon and Ammunition“ (Waffen und Munition) sowie „Vehicle Systems“ (Fahrzeugsysteme) herbeigeführt. Das Ergebnis im Bereich der sonstigen Gesellschaften war durch die Kosten der IT-Transformation belastet.

Rheinmetall erzielt Rekordergebnisse bei Waffen und Munition

Allein mit Waffen und Munition erzielte Rheinmetall in den ersten drei Quartalen 2022 einen Umsatz von 849 Millionen Euro, das sind 21,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Auftragseingang stieg in den ersten drei Quartalen 2022 auf einen Rekordwert von rund 2 Milliarden Euro (Vorjahr: 752 Millionen Euro).

Hierzu trugen nach Unternehmensangaben insbesondere ein Munitionsauftrag aus Ungarn sowie Treibladungen für die Niederlande bei. Der Auftragsbestand lag am 30. September 2022 bei 4 Milliarden Euro. Das sind 47,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Das operative Ergebnis verbesserte sich in dieser Sparte in den ersten drei Quartalen dieses Jahres um fast 50 Prozent auf 107 Millionen Euro.

Rheinmetall zahlt viel für Expal

Vor diesem Hintergrund erscheint es folgerichtig, dass Rheinmetall diesen umsatzstarken Bereich ausbauen und sich im wachsenden Markt der Artillerie- und Mörsermunition sowie der Mörserwaffen stabiler aufstellen will – allerdings handele es sich bei dem Deal nicht gerade um ein Schnäppchen, bemerken die Analysten von Warburg. Das Ebit-Multiple schätzt Warburg auf 15-20x. Der hohe Kaufpreis lasse sich nur mit hohen Umsatz- und Kostensynergien rechtfertigen.

Mit dem Erwerb von Expal erweitert Rheinmetall sein Portfolio, etwa mit Zündern und Raketenantrieben sowie Mittelkalibermunition und Flugzeugbewaffnung. Gleichzeitig erhöhen die Düsseldorfer ihre Unabhängigkeit von Zulieferern bei einigen Vorprodukten und Munitionskomponenten. Zusätzlich hoffen die Deutschen auf Synergien beim Einkauf und im Vertrieb, aufgrund derer sich die Kosten für Kunden reduzieren sollen.

Rheinmetall bekommt bald eine neue CFO

Damit erscheint der MDax-Konzern gut aufgestellt für den anstehenden CFO-Wechsel: Der langjährige Finanzchef Helmut P. Merch geht Ende des Jahres in Rente. 40 Jahre hat er für Rheinmetall in verschiedenen Führungspositionen gearbeitet, zehn Jahre davon als Finanzchef. Das dürfte nun der letzte Deal sein, den er für Rheinmetall eingefädelt hat.

Den Abschluss der Transaktion wird dann seine Nachfolgerin Dagmar Steinert übernehmen müssen. Sie kommt vom Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub zu Rheinmetall, kennt Rheinmetall aber bereits gut: Von 2003 bis 2013 hat sie bei den Düsseldorfern das Accounting geleitet. Am 1. Januar 2023 tritt sie ihren Posten als CFO bei dem Rüstungskonzern an.

Erika von Bassewitz ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Philosophie und Französisch an der Humboldt-Universität in Berlin sowie an der Université de Genève studiert und mit einem Magister Artium abgeschlossen. Vor FINANCE war sie mehr als acht Jahre Redakteurin in der Multimediaredaktion des Medienhauses der EKHN. Davor war sie unter anderem Redakteurin beim HR-Magazin von monster, freie Autorin bei Deutsche Welle TV und freie Mitarbeiterin bei der Westdeutschen Zeitung.