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Schaeffler legt bei Vitesco-Offerte nach

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Bei Vitesco ist man mit dem gebotenenen Übernahmepreis von Schaeffler noch immer nicht zufrieden. Foto: Vitesco
Bei Vitesco ist man mit dem gebotenenen Übernahmepreis von Schaeffler noch immer nicht zufrieden. Foto: Vitesco

Exakt sieben Wochen nach Abgabe eines Übernahmeangebots für Vitesco hat Schaeffler eine weitere wichtige Hürde für das Gelingen des Deals genommen: Wie die Herzogenauracher am Montag früh mitteilten, haben die beiden Unternehmen eine Vereinbarung unterzeichnet, in der die wichtigsten Parameter des Zusammenschlusses sowie der künftigen Zusammenarbeit definiert sind.

Dieses sogenannte Business Combination Agreement (BCA) sieht insbesondere ein kombiniertes Unternehmen mit Namen Schaeffler AG und bestehend aus vier Divisionen vor. Die im Fokus des Deals stehende E-Mobilitätssparte soll von Vitesco-Manager Thomas Stierle im Vorstand verantwortet werden. Er ist zugleich der einzige Vitesco-Vertreter, der gemäß BCA in das künftig neunköpfige Führungsgremium einziehen soll.

Bauer soll CFO des fusionierten Unternehmens werden

Als CFO ist der amtierende Schaeffler-Finanzchef Claus Bauer vorgesehen, zusätzlich zur Finanzabteilung soll er der IT vorstehen. Wie es für weitere Führungskräfte, etwa der erst seit November amtierenden Vitesco-CFO Sabine Nitzsche, weitergeht, ist zum jetzigen Zeitpunkt offen. Grundsätzlich solle – sofern bei der Besetzung von Leitungspositionen unterhalb des Vorstands eine Auswahl erforderlich ist – die Person mit der bestmöglichen Eignung für die jeweilige Managementaufgabe zum Zuge kommen, heißt es von Schaeffler.

„Wir freuen uns, dass wir nach intensiven und für beide Seiten in Teilen herausfordernden Gesprächen zum Abschluss eines Business Combination Agreements gekommen sind, das nun die Grundlage für eine zügige und effektive Integration schafft. Das ist ein wichtiger Meilenstein, um eine führende Motion Technology Company zu schaffen“, freut sich Schaeffler-CEO Klaus Rosenfeld, der wie erwartet auch in dem fusionierten Unternehmen die Zügel in der Hand halten soll.

Schaeffler erhöht Angebot auf 94 Euro je Vitesco-Aktie

Parallel zu der Vereinbarung legt Schaeffler auch nochmal eine Schippe beim Angebotspreis drauf: Anstatt 91 Euro je Vitesco-Aktie, bieten die Herzogenauracher nun final 94 Euro. Dies entspreche einer Prämie von knapp 25 Prozent auf den Schlusskurs vom 6. Oktober 2023, dem letzten Handelstag vor der Ankündigung des Angebots.

Vorstand und Aufsichtsrat von Vitesco bekennen sich in einer ebenfalls heute publizierten Mitteilung grundsätzlich zu der Übernahme durch Schaeffler, das über die familieneigene IHO-Holding bereits 49,9 Prozent an dem Continental-Spin-off hält. Auf den erhöhten Angebotspreis reagierten dessen Verantwortliche allerdings unterkühlt: Dieser spiegele den langfristigen Wert von Vitesco nicht angemessen wider.

Eine klare Empfehlung zur Ablehnung des Angebots sprechen die Vitesco-Gremien indes nicht aus: Ob und welchem Umfang die Aktionäre das Schaeffler-Angebot annehmen, müssten diese „unter Berücksichtigung ihrer individuellen Verhältnisse eigenständig“ treffen. Auch mehrere prominente Vitesco-Investoren wie etwa die US-Investoren Harris Associates und David Einhorn hatten die Offerte von 91 Euro als zu gering bemängelt.

Gelingen der Vitesco-Übernahme wahrscheinlich

Um Vitesco vollständig konsolidieren zu können, benötigt Schaeffler 75 Prozent der Anteile. Dass die Franken diese Hürde überspringen werden, gilt unter Marktbeobachtern als sehr wahrscheinlich. Auch mit Blick auf die Finanzierung stehen die Vorzeichen auf Grün: Vergangene Woche konnte Schaeffler die dafür vorgesehene Brückenfinanzierung in trockene Tücher bringen.

Wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Fusion sind die im April und Mai stattfindenden Hauptversammlungen von Schaeffler und Vitesco. Bezüglich der hier jeweils erforderlichen Zustimmungen gab sich Rosenfeld vor sieben Wochen bereits sehr zuversichtlich: „Ich will nicht sagen es ist eine Formsache, aber sehr wahrscheinlich.“ Endgültig finalisiert werden soll die Transkation voraussichtlich Ende 2024.

Philipp Hafner ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth sowie an der University of Amsterdam studiert. Vor FINANCE arbeitete Philipp Hafner mehr als sechs Jahre bei der Verlagsgruppe Knapp/Richardi, zunächst als Volontär, anschließend dann als Redakteur für die Fachzeitschrift „Immobilien & Finanzierung“.