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Smallcap-M&A: Trendwende zum Käufermarkt?

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Bekommt der Smallcap-M&A-Markt nun auch die Folgen der Marktturbulenzen zu spüren?
Bekommt der Smallcap-M&A-Markt nun auch die Folgen der Marktturbulenzen zu spüren? Foto: Duncan Andison – stock.adobe.com

Smallcap-M&A erfreut sich trotz aller Widrigkeiten am Markt bester Gesundheit. Die Deal-Dynamik ist nach wie vor enorm hoch. So verzeichnet Dealcircle mit gut 530 an den Markt gebrachten Deals schon jetzt die Dealsumme des gesamten vergangenen Jahres.

Die M&A-Matchmaking-Plattform ist auf Small- und Lower Midcap-Transaktionen fokussiert, über eine Datenbank mit aktuellen M&A-Targets liefert sie M&A-Akteuren Zugang zum Dealflow. „Der M&A-Markt brummt, aber mit dem großen Disclaimer, dass dies nur für den Small- und unteren Midcap-Bereich gilt, unter den Largecaps nimmt das Tempo ab“, erklärt Kai Hesselmann, Co-Gründer und Managing Partner von Dealcircle in Teil Drei zu unserer Smallcap-Reihe.

Warum ist Smallcap-M&A so viel resilienter?

Hesselmann begründet das vor allem mit dem Deal-Druck im Zuge von Nachfolgeregelungen: „Viele Unternehmer können den Verkauf nicht auf die lange Bank schieben und verkaufen lieber jetzt noch, als zu warten, bis wir in eine richtige Rezession schlittern.“ Solche Nachfolge-Deals sind seit je her ein typischer Dealtreiber im Smallcap-Bereich. Unter den milliardenschweren Largecap-Transaktionen findet man hingegen selten den familiengeführten Betrieb, der seine Nachfolge durch einen Unternehmensverkauf regelt.

Bei Largecap-Unternehmen ist der Verkaufsdruck nicht so hoch, vor allem wenn Banken solche Deals immer zögerlicher finanzieren. „Bei (Teil-)verkäufen von Großkonzernen ist in der Regel die Unternehmensbewertung der relevante Faktor, und die sind seit Jahresbeginn in diversen Branchen zunehmend unter Druck geraten.“

Machtverhältnisse bei Deal-Verhandlungen verschieben sich

Hesselmann sieht allerdings schon erste Veränderungen am Markt. Bislang sind vor allem Unternehmensverkäufer in der angenehmen Situation, dass es eine hohe Käufernachfrage gibt. So zeigt etwa eine Dealsuite-Studie für den Small-/Midcap-M&A-Markt in der DACH-Region im ersten Halbjahr 2022, dass der M&A-Markt weiterhin ein Verkäufermarkt ist. Im Durchschnitt kommen auf ein Target je 10,3 Interessenten.

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Doch bei Dealcircle zeichnet sich eine Trendwende ab. „Wir haben den Eindruck, dass der Markt in Richtung Käufermarkt kippt. Wir hören vermehrt von unseren M&A-Beratern, dass weniger Interessenten in den Deal-Prozessen involviert sind.“ Transaktionen finden also weiterhin statt, aber mit weniger Bieter-Wettbewerb.

Die Machtverhältnisse verschieben sich zugunsten potenzieller Käufer. „Das gibt Interessenten die Verhandlungspower, sich im schwierigen Makroumfeld besser abzusichern, etwa indem sie höhere Earnout-Anteile oder einen Vendor Loan verhandeln“, erklärt der Dealcircle-Gründer. Das ist vor allem in jenen Branchen verständlich, die stark energieabhängig sind, wie die chemische Industrie und das verarbeitende Gewerbe. 

Targets im Smallcap sind verhandlungsoffener

Ob das letztlich den Markt für Smallcap-Transaktionen ausbremsen wird, ist schwer zu sagen. Bislang liegen die Quoten abgebrochener Deals im üblichen Bereich der vergangenen Jahre, hier gab es bislang keine Ausreißer nach oben. „Hier spielt wieder der Faktor Verkaufsdruck eine Rolle. Nicht selten ist es bei Smallcap-Deals so, dass in letzter Instanz ein erfolgreiches Closing mit einem passenden Käufer wichtiger ist als die Preismaximierung, sodass Targets sich verhandlungsoffener zeigen als etwa im Midcap- und erst recht im Largecap-Segment“, erklärt Hesselmann.

Eine „merkwürdige Stimmung“ am M&A-Markt spürt Hesselmann aber dennoch, Dealmaker und -berater seien konstant alarmiert. „Es scheint, als würden alle auf den großen Knall warten. Mal sehen, ob er noch kommt.“

Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.