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So handelt Smallcap-M&A das schwierige Finanzierungsumfeld

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Auch im Smallcap-M&A-Bereich müssen sich Käufer besser vorbereiten, um ihre Deal-Finanzierungen durchzuboxen. Foto: photoschmidt - stock.abode.com
Auch im Smallcap-M&A-Bereich müssen sich Käufer besser vorbereiten, um ihre Deal-Finanzierungen durchzuboxen. Foto: photoschmidt - stock.abode.com

Noch vor wenigen Monaten hörte man aus dem Umfeld des Smallcap-M&A-Marktes, dass die aufkeimende Finanzierungsproblematik bei den kleinen Deals eher keine große Rolle spielt. Das Financial Engineering als Werthebel sei im Smallcap-Segment nicht so relevant, ebenso sehe es mit der Zinshöhe einer Finanzierung aus, hatte Dealcircle-Chef Kai Hesselmann im Sommer resümiert. Dealcircle ist eine auf Smallcap-M&A spezialisierte „Matchmaking-Plattform“. „Angesichts des Nachfolgedrucks, der vielen Smallcap-Deals zugrunde liegt, sind der ein oder andere höhere Prozentpunkt bei den Finanzierungskosten kein Dealbreaker.“

Käufer müssen Finanzierungsgespräche vorbereiten

Heute sieht die Welt allerdings ganz anders aus, erklärt Hesselmann in Teil fünf unserer Smallcap-M&A-Serie: „Die Finanzierungsverhandlungen werden knackiger.“ Nicht nur sind die Finanzierungskosten analog zur Zinswende gestiegen. Banken sind insgesamt strenger geworden. „Sie dealen etwa die Covenants sehr viel härter aus, stellen mehr Rückfragen zu den Businessplänen und sind auch beim Verhandeln der Adjustments im Businessplan strenger“, so Hesselmann.

Wer also eine Smallcap-Finanzierung will, muss sich und seinen Investmentcase besser vorbereiten. Konkret bedeutet dies, dass pro Deal insgesamt mehr Finanzierungshäuser individuell kontaktiert werden und die Argumentation den Banken gegenüber sowie die Präsentation des Businessplans sehr viel detaillierter ausfallen müsste, betont der Dealcircle-Chef.

Dennoch glaubt Hesselmann nicht, dass ein erschwertes Finanzierungsumfeld nachhaltig zum Dealbreaker im Smallcap-Segment werden wird. Sein Takeaway ist: „Wer sich gescheit vorbereitet, findet auch eine Finanzierung. Die ist dann zwar teurer, aber an gestiegene Kapitalkosten wird sich der Markt – und das gilt nicht nur für das Smallcap-Segment – ohnehin gewöhnen müssen.“

Auch der Finanzierungsmarkt ist volatil

Gerade im Jahresendspurt scheint sich die Lage am Finanzierungsmarkt, verglichen mit den Monaten zuvor, sogar etwas zu entspannen: „Der Effekt, den wir zur Jahresmitte gesehen haben, war, dass nach einem guten ersten Halbjahr viele Banken dank voller Auftragsbücher in der Lage waren, Finanzierungsanfragen abzulehnen, wenn ihnen das Risikoprofil zu schlecht war.“

Dieser Effekt sei nun abgeebbt. Daher ist auch Hesselmanns Blick nach vorne nicht allzu pessimistisch. Zumindest für das erste Quartal des neuen Jahres rechnet er mit mehr Flexibilität von Seiten der Kapitalgeber, da Banken bestrebt sind, frühzeitig einen Teil ihrer Zielkreditvorgaben einzuholen – erst recht, wenn das allgemeine Marktumfeld herausfordernd ist. Hinzu komme ein gewisser Gewöhnungseffekt an das gestiegene beziehungsweise steigende Zinsniveau.

Info

Dennoch, viele Deals im Smallcap-Segment scheiterten laut M&A-Experte Hesselmann schon früh im Prozess daran, dass sich die Parteien nicht ausreichend gut auf dem Finanzierungsmarkt auskennen und vernetzt sind. Das treibt das Geschäft von Corporate-Finance-Plattformen wie Creditshelf und Finmatch, die Online-Marktplätze für die Unternehmensfinanzierung im Mittelstand anbieten.

Dealcircle launcht Finanzierungsprodukt

Dieser Hürde und dem erhöhten Arbeitsaufwand, der auf Käufer zukommt, wollen auch die Hamburger von Dealcircle künftig mit einem eigenen Produkt entgegnen. Bisher ist Dealcirlce darauf spezialisiert, Akteuren über eine Datenbank mit aktuellen M&A-Targets Zugang zu Dealflow im Smallcap-Segment zu liefern. Dieses Geschäftsmodell soll ab kommendem Jahr durch ein Finanzierungsprodukt flankiert werden.

Anders als klassische Debt Advisor, die erst spät im Deal-Prozess beratend einsteigen, orientiert sich das Konzept von Dealcircle am Modell des „Staple Financing“. Dabei handelt es sich um eine Finanzierungszusage, die Banken im Auftrag des Verkäufers oder dessen M&A-Berater schon sehr frühzeitig stellen, bevor überhaupt ein Käufer feststeht. Diese Form der Vorstrukturierung will Dealcircle aufgreifen: „Sobald die M&A-Berater mit einem neuen Deal auf uns zukommen, strukturieren wir, wenn gewünscht, eine potenzielle Finanzierung vor und gehen damit auf potenzielle Finanzierungspartner zu“, erklärt Hesselmann.

Win-win für Banken und Käufer?

Wohl wissentlich, dass wesentliche Details wie die Käufer-Bonität oder Due-Diligence-Ergebnisse noch nicht zur Verfügung stehen, ist Staple Financing für Kreditgeber interessant. Denn sie erhalten einerseits schon die Vorabinformation, dass ein Deal bald auf den Markt kommt, können sich ein Bild über das Target machen und einschätzen, ob sie die Transaktion tragen wollen. Es handelt sich hierbei um ein „Soft Commitment“, bei dem die Banken zunächst ein Interesse zur Finanzierung und grobe Terms wie etwa die Bandbreite der Zinsen kommunizieren.

Auch für die Deal-Parteien sieht Hesselmann Vorteile – etwa eine höhere Transaktionssicherheit für den M&A-Berater und deutlich weniger Aufwand für den Käufer, der nicht mehrere individuelle Finanzierungsanfragen stellen muss. Bisher ist dieses Vorgehen eher ab dem Upper-Midcap-Bereich salonfähig. Ab Anfang 2023 will Dealcircle das Produkt ausrollen, aktuell befindet es sich in der Pilotierung.

40 oder mehr Finanzierungspartner werden dann pro Deal angesprochen, erklärt Hesselmann. Neben Banken will Dealcircle auch Debt-Fonds dadurch mehr für das Smallcap-Segment interessieren. Denn die Relevanz der alternativen Geldgeber steigt durch die insgesamt höheren Finanzierungskosten im M&A-Markt insgesamt, weil der Preisunterschied nicht mehr so weit auseinander liegt. Im kleinsten Segment sei es aber gar nicht so einfach, einen Debt-Fonds-Partner zu finden, weiß Hesselmann aus der Praxis zu berichten, denn nicht selten starten Debt-Fonds erst bei Finanzierungsvolumina von 5 Millionen Euro – für Klein(st)-Deals oft zu viel.

Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.