KKR, VR Equity: Diese PEs haben 2023 Beteiligungen verloren

Über erfolgreiche Deals spricht Private Equity jederzeit gern: Welcher Finanzinvestor hat sich im Wettbieten um ein attraktives Asset durchgesetzt? Welchem Fonds ist es gelungen, seinen Geldgebern in kürzester Zeit eine beachtliche Rendite zu erwirtschaften? Ein unangenehmes Thema sind hingegen Debt-Equity-Swaps, bei denen der Private-Equity-Eigentümer einen Misserfolg eingestehen muss. Angesichts der derzeitigen Marktlage häufen sich die Fälle, in denen ein Private-Debt-Fonds die Schlüssel bei einer Private-Equity-Beteiligung übernimmt. Doch die meisten Swaps werden hinter verschlossenen Türen verhandelt und kommen dementsprechend nicht ans Tageslicht. Ein spannendes Research von „Debtwire“, das FINANCE vorliegt, offenbart nun, welche Private-Equity-Fonds und Portfoliounternehmen es seit 2018 in ganz Europa und speziell in Deutschland getroffen hat – und welcher Debt-Fonds in die meisten Swaps involviert war. 2023 war das Jahr der Debt-Equity-Swaps Der Blick auf den europäischen Kontinent zeigt: Seit 2018 haben europäische Kreditfonds 62 Debt-Equity-Swaps begleitet, darunter bekannte Namen wie Goldman Sachs, KKR und CVC. Pro Jahr haben laut der Analyse von „Debtwire“ also im Schnitt rund zehn Swaps stattgefunden. Ob es den Debt-Fonds in großem Stil gelungen ist, die Unternehmen zu retten, lässt sich indes noch nicht sagen. Denn von allen gezählten Schlüsselübergaben wurden bislang erst fünf realisiert. Das bedeutet, dass Private Debt noch 57 Unternehmen restrukturieren muss. Mehr zum Thema Debt-Equity-Swaps: Kalkulierte Schlüsselübergabe Emvia, Polo, Sausalitos, Unzer: Zuletzt sind zahlreiche Private-Equity-Beteiligungen in die Hände von Debt-Fonds gewandert, weitere Fälle dürften folgen. Warum lassen es die Finanzinvestoren so weit kommen? Mehr lesen Bezeichnend: Die Zahl der Debt-Equity-Swaps hat über die Jahre stetig zugenommen, mit einer vorläufigen Spitze im vergangenen Jahr. 2023 zählte „Debtwire“ insgesamt 23 Transaktionen, also mehr als doppelt so viele wie im jährlichen Durchschnitt seit 2018. Die meisten Swaps seitdem fanden dabei in Großbritannien statt (31). Danach folgt aber auch schon Deutschland mit insgesamt 13 Deals. In Frankreich fanden sieben Swaps statt, in den Niederlanden fünf und in Spanien drei. Jeweils eine Transaktion zeichnete „Debtwire“ in Schweden, Norwegen und Dänemark auf. Debt-Fonds Alcentra griff am häufigsten nach den Schlüsseln Am häufigsten nach den Schlüsseln gegriffen hat der Debt-Fonds Alcentra, hinter dem der Asset Manager Franklin Templeton steht. Insgesamt 15 Debt-Equity-Swaps seit 2018 und damit fast ein Viertel aller Transaktionen gingen auf die Kappe des Fonds. Ebenfalls sehr aktiv waren die Partners Group und Permira Credit mit jeweils sechs Swaps sowie KKR Credit, Kartesia, Pemberton und Arcmont mit je vier Deals. Der Debt-Fonds Barings, der kürzlich mehr als zwei Dutzend Investment Professionals ziehen lassen musste, taucht in der Auswertung mit drei Transaktionen auf. Finanzinvestoren wie KKR, Carlyle, CVC und Bain agierten darüber hinaus auf beiden Seiten, mal als Private-Equity-Eigner und mal als übernehmender Debt-Fonds. Info Laut „Debtwire“ wurden die meisten Debt-Equity-Swaps von dem jeweiligen Private-Credit-Arm des Asset Managers vollzogen. Die Minderheit der Deals ging auf CLO-Fonds zurück. In der Regel war außerdem ein Private-Equity-Investor Eigentümer, nur eine Handvoll Transaktionen fanden ohne PE-Hintergrund beim Unternehmen statt. Auch die Branchen, in denen die betroffenen Unternehmen tätig sind, hat „Debtwire“ unter die Lupe genommen – mit einem deutlichen Ergebnis: Am häufigsten traf es Unternehmen aus dem Consumer-Bereich (mehr als ein Drittel aller Deals), dicht gefolgt vom Industrials-Sektor. Ebenfalls nicht von Debt-Equity-Swaps verschont geblieben sind die eigentlich als stabil geltenden Branchen Business Services, Healthcare und TMT. Grund hierfür dürfte die Präferenz von Private Equity sein, in diese Sektoren zu investieren. Der Investitionsfokus könnte das Analyseergebnis leicht verzerrt haben, da Debt-Equity-Swaps vornehmlich bei PE-Beteiligungen geschehen. Berlin Brands und Soli Infratechnik gingen an Private Debt Welche deutschen Private-Equity-geführten Unternehmen hat es seit 2018 nun erwischt? Im vergangenen Jahr gelangten die Debt-Equity-Swaps bei dem Zahlungsdienstleister Unzer, dem Druckerspezialisten Flint Group sowie bei Sausalitos, Emvia Living und Polo an die Öffentlichkeit. Auch die Transaktion bei Wittur hatte sich lange abgezeichnet. Mehr zum Thema Wittur steht am Rande des Abgrunds Moody’s hat das Rating von Wittur erneut herabgestuft, der Aufzugzulieferer von Bain Capital ist nun unmittelbar ausfallgefährdet. Es ist nicht das einzige PE-finanzierte Unternehmen, bei dem die Hütte brennt. Mehr lesen Weniger Beachtung erhielt indes die Schlüsselübergabe bei der Berlin Brands Group, hinter der die Finanzinvestoren Ardian und Bain Capital stehen. Bei dem D2C-Unternehmen nahm HPS Investment Partners die Zügel in die Hand. Verkäufer der Anteile war Unternehmensgründer Peter Chaljawski, der das Unternehmen kürzlich verlassen hat. Offen bleibt, warum die Anteile an Private Debt gingen und nicht an die bestehenden Investoren. Der Debt-Equity-Swap bei dem Glasfaserspezialisten Soli Infratechnik, einem Portfoliounternehmen von Maender Capital, wird auch in dem Research aufgeführt. Kontrollierender Debt-Fonds ist hier mittlerweile Kartesia. Darüber hinaus musste auch VR Equitypartner einen Debt-Equity-Swap verkraften. Die Frankfurter reichten das IT-Unternehmen Ostertag im Juni 2023 an Apera weiter. Info Laut der Kanzlei Proskauer betrug die durchschnittliche Ausfallrate in Private-Credit-Portfolios im vierten Quartal 2023 1,6 Prozent, was einem leichten Anstieg im Vergleich zum Vorquartal (1,41 Prozent) entspricht. Die Default-Rate ist dabei bei mittelständischen Firmen mit einem jährlichen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zwischen 25 und 49,5 Millionen US-Dollar im Schnitt höher (2,2 Prozent). Zwischen 2018 und 2022 traf es in Deutschland außerdem Flabeg, ein ehemaliges Portfoliounternehmen von Sun European Partners, das an Cordet ging, den Messedienstleister E3, der nun Pemberton gehört, die Ex-Charterhouse-Beteiligung Bartec, die an Bridepoint ging, sowie den Autozulieferer Tekfor. Diesen konnte KKR Credit im Frühjahr 2022 zu einer Unternehmensbewertung von 125 Millionen Euro an American Axle & Manufacturing verkaufen.

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