Daniel Pindur: Analytiker mit Sinn fürs Zwischenmenschliche

Daniel Pindurs bisheriger Karriereweg hätte kaum geradliniger verlaufen können: Seit 19 Jahren hält der Dealmaker CVC Capital Partners bereits die Treue. Mittlerweile bildet er im Frankfurter Büro als Managing Partner zusammen mit Alexander Dibelius die Führungsspitze. Dabei hat Pindur in den vergangenen Jahren sämtliche Höhen und Tiefen des Private-Equity-Geschäfts erlebt – sei es in der Deal-Anbahnung oder der Betreuung der Portfoliounternehmen. Über Goldman ins Private-Equity-Business Pindur, der in Augsburg aufgewachsen ist, hat den Grundstein für seine berufliche Laufbahn an der WHU Otto Beisheim School of Management gelegt. Später legte der Diplomkaufmann in Ulm mit einer Doktorarbeit nach. Deren Thema nahm seine spätere Arbeit ein Stück weit vorweg: „Wertschöpfung bei erfolgreichen LBOs“ und jene Faktoren, die aus Sicht von Eigenkapitalinvestoren die Wertschöpfung antreiben. Zunächst arbeitete Pindur aber von 2002 bis 2004 im Investmentbanking von Goldman Sachs. Dort lernte er in der M&A-Division die Welt der Private-Equity-Transaktionen kennen – und seine Neugier war geweckt, wie er im Gespräch mit FINANCE berichtet. Seine jetzige Arbeit im PE-Haus CVC unterscheide sich jedoch fundamental vom Investmentbanking, bei dem stets der Deal im Vordergrund stehe, meint Pindur. „Im Private Equity ist die Akquisitionstransaktion die notwendige Voraussetzung, aber nicht hinreichend“, sagt er. „Wir müssen Werte schaffen und werden am langfristigen Erfolg gemessen.“ Dealmaker brauchen IQ und EQ Entsprechend breit erachtet er die Eigenschaften, die ein Dealmaker braucht. Neben Durchhalte- und Urteilsvermögen setzt der Analytiker auch auf EQ, also emotionale Intelligenz und das Gespür fürs Zwischenmenschliche – vor allem, da er daran teilhatte, für CVC in Deutschland Partnerschaftstransaktionen zu entwickeln. „Unsere Partner entscheiden sich in der Regel für uns, um den verbleibenden Wert ihres Unternehmens zu steigern“, betont Pindur. „Nehmen Sie zum Beispiel unsere jüngste Transaktion mit Jörg Schweikart, dem Gründer von Sunday Natural. Gerade Gründer wie er, aber auch Familienunternehmer, sind mit ihren Unternehmen emotional verbunden. Da ist es wichtig, dass es menschelt.“ „Gerade Gründer, aber auch Familienunternehmer, sind mit ihren Unternehmen emotional verbunden. Da ist es wichtig, dass es menschelt.“ Daniel Pindur Für Pindur kann Private Equity nur dann gut funktionieren, wenn die Verantwortlichkeiten geklärt sind und alle Beteiligten gleich gerichtete Interessen verfolgen. Entsprechend sei es wichtig, Zeit in den Beziehungsaufbau und das Abstecken der Ziele zu investieren. „Es gibt natürlich Gesellschaftervereinbarungen, aber wenn man diese aus der Tasche ziehen muss, ist es im Grunde zu spät“, ist er überzeugt. Messer-Deal: Herausfordernd, komplex und lukrativ Eine erfolgreiche Beziehung auf Zeit war zuletzt vor allem der für CVC gewinnbringende Deal mit dem Industriegase-Konzern Messer. Mit diesem startete der Private-Equity-Fonds 2018 gemeinsam das Joint Venture Messer Industries, um das Gasegeschäft des Konkurrenten Linde in Nordamerika sowie einzelne Teile von Linde und Praxair in Südamerika zu übernehmen. 2023 folgte dann die Trennung, indem CVC seinen Anteil von 42 Prozent am Joint Venture an Messer verkaufte. Gleichzeitig holte sich der Industriegase-Konzern mit dem Staatsfonds GIC aus Singapur einen neuen Anteilseigner ins Boot. CVCs Anteile sollen laut FINANCE-Informationen für gut drei Milliarden Euro über den Tisch gegangen sein und damit für fast das Fünffache des Preises, den CVC 2018 bezahlt hatte. Doch die Allianz mit Messer war für Daniel Pindur nicht nur wegen des finanziell lohnenden Exits eine besondere: Einen Deal wie diesen bekomme man wohl nur einmal im Laufe seiner Karriere, sagt er. Das hängt mit den besonderen Umständen zusammen: Die Chance eröffnete sich durch die Fusion der Branchenriesen Linde und Praxair und damit verbundenen kartellrechtlichen Auflagen. Es folgten zweieinhalb Jahre komplexe Deal-Anbahnung – vom Ausloten einer möglichen Allianz mit Messer, über unterschiedliche Perimeter, für die geboten wurde, bis zum Zuschlag für das US-Geschäft, nachdem man beim Europageschäft das Nachsehen gehabt hatte. Zusammengefasst war das für Pindur eine „Achterbahnfahrt der Emotionen mit sehr erfolgreichem Ausgang“. Info Dieser Artikel ist der 9. Teil der zweiten Staffel unserer Serie „Deutschlands Top-Dealmaker“, in der wir Ihnen die Macherinnen und Macher hinter den spannendsten Deals in der Bundesrepublik vorstellen. Die Teile der ersten Staffel aus dem Jahr 2023 sowie alle künftigen Dealmaker finden Sie hier. Der holprige Börsengang von Douglas Weniger rund lief es bislang mit Douglas, das CVC schon seit 2015 im Portfolio hat. Zwar haben CVC und die seit 1969 investierte Familie Kreke die Parfümeriekette in diesem Jahr an die Börse gebracht, insgesamt verläuft das Investment aber holprig. „Das stimmt: Unser Engagement bei Douglas hatten wir vor neun Jahren anders geplant“, sagt Pindur frei heraus, wenn er darauf angesprochen wird. Dennoch hat er die Entwicklung des Kosmetikhändlers auf seiner Erfolgsliste stehen. Wie das? „Douglas war während der Corona-Zeit auf der Intensivstation und befand sich im Überlebensmodus, denn jede der fast 2.000 Filialen in Europa musste zu einem Zeitpunkt geschlossen werden“, erläutert Pindur. „Wir haben um das Unternehmen gekämpft. Drei Jahre später gab es dann ein Rekordergebnis. Allein, dass wir es geschafft haben, Douglas nach den Verwerfungen der Pandemie kapitalmarktfähig zu machen, ist ein enormer Erfolg.“ So ungetrübt ist der Blick auf die Lage der Parfümeriekette allerdings nicht: Vor dem IPO lag die Nettoverschuldung von Douglas bei etwa 4x Ebitda. Danach und nach einer umfangreichen Refinanzierung ist es noch das 2,7-fache. Auch CVC und die Familie Kreke haben frisches Kapital bereitgestellt. Goutiert wurde das vom Kapitalmarkt bisher nicht: Der Aktienkurs liegt derzeit in Größenordnung von etwa 25 Prozent unter dem Ausgabekurs. Douglas bleibt damit vorerst eines von derzeit sieben Unternehmen, die das deutschsprachige Team von CVC betreut. „Das Umfeld ist volatil; für CVC ist das eine relativ attraktive Zeit, um gute Deals zu machen.“ Daniel Pindur Regionale Verortung Damals, im Jahr 2005, habe er sich „sehr bewusst“ für das PE-Haus CVC entschieden wegen dessen regionaler Ausrichtung und dem Fokus auf Deutschland, erinnert sich Pindur. „Wir schauen uns im deutschsprachigen Markt jährlich 150 bis 200 Unternehmen an. Wenn wir am Ende zwei Transaktionen abschließen, war es ein erfolgreiches Jahr“, erklärt er. 2024 hat CVC bislang ein Closing vollzogen und sich am Berliner Nahrungsergänzungsmittelhersteller Sunday Natural beteiligt. Dieser setzte mit seinem D2C-Vertriebsmodell 2022 rund 100 Millionen Euro um. Gründer Jörn Schweikart hat sich im Zuge des Deals auch rückbeteiligt. Weitere Details sind nicht bekannt, wohl aber, dass Sunday Natural mit 800 Millionen Euro bewertet wurde. Ob in diesem Jahr auch noch eine zweite Transaktion gelingt? „Mal schauen“, sagt Pindur, schiebt aber hinterher, dass er ganz zuversichtlich sei. „Das Umfeld ist volatil; für CVC ist das eine relativ attraktive Zeit, um gute Deals zu machen.“

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