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Private Equity: Kommt die Aufhellung im Mid-Cap-Markt?

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Midmarket-Diskussionsrunde (Foto v.l.): Christoph Breithaupt (Act AC Tischendorf), Götz Meyer (Triton), Mara Stock (capiton AG) und Goetz Hertz-Eichenrode (Hannover Finanz) diskutierten mit Olivia Harder über die Aussichten für 2024 nach dem geringen Dealflow des Vorjahres. Foto: F.A.Z. Business Media/Andreas Varnhorn
Midmarket-Diskussionsrunde (Foto v.l.): Christoph Breithaupt (Act AC Tischendorf), Götz Meyer (Triton), Mara Stock (capiton AG) und Goetz Hertz-Eichenrode (Hannover Finanz) diskutierten mit Olivia Harder über die Aussichten für 2024 nach dem geringen Dealflow des Vorjahres. Foto: F.A.Z. Business Media/Andreas Varnhorn

Wie ist die Stimmung unter den Mid-Cap-Private-Equity-Investoren? Und wie schätzen sie die Entwicklung für das laufende Jahr ein, nachdem der Dealflow 2023 niedrig war und die Beteiligungsmöglichkeiten in der Breite weniger attraktiv? Das war eine der zentralen Fragen bei der „Deutschen Investorenkonferenz”, die FINANCE am vergangenen Donnerstag zum 21. Mal veranstaltet hat.   

„Die wenigen Transaktionen, die 2023 stattfanden und nicht gepullt wurden, waren für Top-Assets. Sie konnte man auch vergangenes Jahr gut verkaufen, auch für sehr gute Bewertungen“, erklärte Capiton-Partnerin Mara Stock bei der Midmarket-Runde. „Für mittelmäßige Assets gab es vergangenes Jahr – und ich würde sagen: auch noch dieses Jahr – keinen wirklichen Käufermarkt.“ Capiton selbst plant in diesem Jahr zwei Exits.  

Zeichen der Erholung, aber weiter Unsicherheiten 

Christoph Breithaupt von der Kanzlei Act AC Tischendorf beobachtet bei seinen Klienten derzeit ein geteiltes Stimmungsbild. Er rechnet aber ähnlich wie Stock damit, dass es 2024 wieder bergauf geht: „Wir sehen das Licht am Ende des Tunnels.“ Der Dealflow sei höher als 2023, aber die Qualität der Deals „noch nicht richtig gut“. Wegen größerer Bewertungsunsicherheiten dauerten die Deals zudem länger.   

„Eine der größten Herausforderungen bei aktuellen Transkationen ist es, die nachhaltige Ertragskraft und den Businessplan eines Unternehmens zu beurteilen“, erklärte Triton-Partner Götz Meyer. „Wir müssen in den Zahlen erst einmal die Verwerfungen durch die Effekte von Corona über Inflation und Supply Chain bis zu Auswirkungen aus den Krisengebieten verstehen.“ Für einen Finanzinvestor könne es daher möglicherweise schwieriger sein, all diese Parameter richtig einzuschätzen, als für einen Strategen. Was sich aus seiner Sicht als PE-Investor zuletzt positiv entwickelt hat: Bei kleineren Transaktionen seien Verkäufer jetzt häufiger zu Zugeständnissen bei den Multiples bereit, aber auch wieder zu risikoadäquateren Transaktionsstrukturen wie etwa Vendor Loans. Triton selbst sei „back to normal“, sagt Meyer: „Wir haben drei bis vier Transaktionen parallel in der Due Diligence mit dem Ziel, davon eine bis zwei in den nächsten sechs bis zwölf Monaten abzuschließen“.

Goetz Hertz-Eichenrode, Sprecher der Geschäftsführung bei der Hannover Finanz, sieht in den vergangenen Jahren zudem ein stärkeres Interesse an Minderheitsbeteiligungen, auch bei klassischen Mittelständlern. Die Gründe: Zinsumfeld, zurückhaltende Banken und gesunkenes Eigenkapital infolge der Krisen.  

Wie Robin Laik Restrukturierungsfälle managt  

Wer sich seit vielen Jahren mit Unternehmen in Krisensituationen auskennt, ist Robin Laik. Der Mutares-CEO hat zunächst als Restrukturierungsmanager gearbeitet, bevor er im Jahr 2008 den Turnaround-Investor Mutares mitgegründet hat. In seiner Keynote berichtete er von seinem Ansatz bei Portfoliounternehmen: „In der Krise direkt aufs Problem draufgehen“. Wichtig seien ihm ein bodenständiges Auftreten beim Target, eine klare Kommunikation über nötige Einschnitte und einfache Maßnahmen, die jeder versteht.  

Mit Mutares selbst will er in den kommenden Jahren weiter wachsen durch weltweite Expansion und ein diversifiziertes Portfolio. Insgesamt soll dadurch der Holding-Umsatz von 4,7 Milliarden Euro und einem Jahresüberschuss von 103 Millionen Euro im Jahr 2023 auf 10 Milliarden Umsatz und 200 Millionen Jahresüberschuss hochgeschraubt werden. 2023 habe Mutares 16 Akquisitionen abgeschlossen.  

Strategien der LPs, ESG und Diversität  

Foto v.l.: Detlef Mackewicz (Mackewicz & Partner), Markus Geiger (Oddo BHF) und Philipp Kellersmann (Zusatzversorgungskasse Köln) diskutierten mit dpn-Chefredakteur Guido Birkner über die Anlageklassen Private Equity oder Private Debt. Foto: F.A.Z. Business Media/Andreas Varnhorn

Welche Anlageklasse für LPs langfristig die Nase vorn hat – Private Equity oder Private Debt – diskutierte dpn-Chefredakteur Guido Birkner mit Markus Geiger (Oddo BHF), Philipp Kellersmann (Zusatzversorgungskasse Köln) und Detlef Mackewicz (Mackewicz & Partner). 

Mathias Makowski, der als Head of Sustainability & ESG bei der Deutschen Private Equity aktiv ist, wiederum plädierte in seinem Vortrag zu den Potentialen von ESG und Impact dafür, die zunehmenden Berichterstattungspflichten nicht nur als administrative Last zu verstehen, sondern als Anlass, die Portfoliounternehmen kennenzulernen und vor allem zu verstehen, wie sie operativ funktionieren. Dadurch erkenne man Optimierungs- und Wertschöpfungspotenziale.     

Inna Gehrt (Mindful Capital Partners), Annette Matzke (Financial Communicators AG) und Jennifer Regehr (Sophora Unternehmerkapital) dagegen traten beim Elevator Pitch mit ihren Vorschlägen gegeneinander an, wie man Frauen für Private Equity gewinnt. In der Branche ist der Frauenanteil besonders gering, und jene, die einsteigen, gehen auf dem Karriereweg verloren: In Deutschland ist nur ein Bruchteil der Senior- und Partnerpositionen weiblich besetzt, gleichzeitig legen Studien aber nahe, dass die Buyout-Leistung bei PE-Deals in diversen Teams besser ist. Am Ende überzeugte Jennifer Regehr das Publikum mit in ihrem Blick auf ihr Managing-Partner- und Mutter-Sein und pragmatischen Vorschlägen, wie sich beides besser verbinden lässt – wenn PE-Häuser das wollen.  

Foto v.l.: Jennifer Regehr (Sophora Unternehmerkapital), Annette Matzke (Financial Communicators AG) und Inna Gehrt (Mindful Capital Partners) traten beim Elevator Pitch gegeneinander an. Foto: F.A.Z. Business Media/Andreas Varnhorn

Achtung: Rechtliche Fallstricke bei M&A-Prozessen 

Ergänzt wurden die Diskussionsrunden wie üblich um praxisnahe Vorträge der Mitveranstalter. Philipp Jansen, Rechtsanwalt und Partner bei Heuking, berichtete über vorvertragliche Aufklärungspflichten bei M&A-Deals, damit verbundene Haftungsrisiken und ein wegweisendes Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) aus dem Herbst 2023. Der BGH hat darin festgestellt, dass das bloße Bereitstellen von Informationen in den Datenraum nicht in allen Fällen ausreichend ist, damit der Verkäufer seine Aufklärungspflicht erfüllt. Unter Umständen kann er noch eine gesonderte Aufklärungspflicht haben. In welchen Fällen ein Verkäufer worauf gezielt hinweisen muss, um Haftungsrisiken zu vermeiden, spielte Jansen mit dem Publikum in verschiedenen Fallbeispielen durch. 

Auch Johannes Joepgen, Matthias Krankowsky und Tobias Weiss von RSM Ebner Stolz präsentierten aktuelle Fallstricke in M&A-Prozessen. Dazu gehören die Unternehmensbewertungen, die schwieriger und aufwendiger geworden sind, weil viele Sondereffekte durch die weltweiten Krisen sowie die Marktvolatilität die Lage komplex machen. Aber auch Steuerthemen, unter anderem wie man richtig mit nicht werthaltigen Gesellschafterdarlehen umgeht, und die Legal Due Diligence standen auf der Agenda.  

Lena Scherer ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Publizistik, Anglistik und Komparatistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz studiert und nebenbei für verschiedene Redaktionen gearbeitet. Bevor sie zu FINANCE kam, war sie mehr als acht Jahre lang beim Branchen-Fachdienst buchreport aktiv, zuletzt als Co-Chefredakteurin. Dort hat sie unter anderem Marktanalysen vorgenommen sowie die Bereiche Fachinformation, Recht/Wirtschaft/Steuern und Digitales betreut.