Was treibt den Small-Cap-Private-Equity-Markt um?

Nach wie vor dominieren die großen, internationalen Milliardenfonds die Private-Equity-Berichterstattung in Deutschland. Advent, Bain, CVC, Cinven, KKR und Co. sind wohl jedem aus der Corporate-Finance-Welt ein Begriff. Finanzinvestoren, die sich hingegen auf den Midmarket oder sogar auf den noch intransparenteren Small-Cap-Markt spezialisiert haben, sind jedoch in der Regel nur echten Branchenkennern bekannt. Doch auch sie haben in ihrem Segment mit eigenen Herausforderungen zu kämpfen – und erleben im Gegenzug mindestens genauso schöne Highlights wie die großen Fische im Private-Equity-Business. Welche das sind, haben wir zwei der aktivsten Player 2023 gefragt. Kreative Akquisitionsfinanzierungen gefragt Für den Private-Equity-Investor Auctus war 2023 ein „Ausnahmejahr mit außergewöhnlich hoher Unsicherheit“, wie es Partner Florian Buddemeier im Gespräch mit FINANCE beschreibt. Neben den häufig genannten Einflussfaktoren wie den gestiegenen Energiepreisen und Zinsen sowie der Inflation und den geopolitischen Krisen bringt Buddemeier zudem die Fortschritte im Bereich Künstlicher Intelligenz ins Spiel, und damit verbunden Überlegungen, „wie sich diese auf unsere Geschäftsmodelle auswirken“. Ähnlich wie in den anderen Größensegmenten spielte 2023 die mangelnde Finanzierungsverfügbarkeit auch im Small-Cap-Bereich eine wichtige Rolle bei geplanten M&A-Prozessen. Aber: „Bei Finanzierungen im einstelligen Millionen-Euro-Bereich findet man oft gangbare Lösungen, sei es ein Verkäuferdarlehen, Earn-out-Strukturen, ein höheres Equity Ticket oder eine Rückbeteiligung“, so Buddemeier. Schwieriger die Finanzierung bei Übernahmen von Unternehmen im Bereich zwischen 3 und 15 Millionen Euro Ebitda, da dort das Finanzierungsangebot geringer sei. Ab etwa 15 Millionen Euro Ebitda gebe es aber wieder „ein breites Angebot von Banken und Debt-Fonds“, sagt Buddemeier. Auch möglich sind dem Private-Equity-Investor zufolge initiale kleinere Finanzierungen für den Zukauf einer Plattform und anschließenden Deal-by-Deal-Finanzierungen für die Add-ons – wenngleich dies mit höherem Aufwand verbunden ist. Mehr zum Thema Private Equity im Krisenmodus Der mittelständische Private-Equity-Markt ist 2023 erneut stark eingebrochen. Einige sprechen hinter vorgehaltener Hand gar von einer handfesten Branchenkrise. Wie kommt Private Equity da wieder heraus? Mehr lesen Auctus stemmte 2023 über 35 Deals Trotz der schwierigen Finanzierungssituation hat Auctus im vergangenen Jahr eine ordentliche Deal-Traktion hingelegt und fünf Plattformen sowie 33 Add-ons zugekauft, darunter die zwei italienischen Firmen Déco und Comesvil. Zudem hat Auctus mit Dataciders und Zontal zwei Beteiligungen veräußert. Was dem Private-Equity-Investor, der auf die Sektoren IT, Business Services, Consumer, Bauwesen, erneuerbare Energien und Gesundheit spezialisiert ist, in die Karten spielt: „Je kleiner das Transaktionsvolumen ist, desto höher ist der Anteil an proprietären Deals“, berichtet Buddemeier. Die Münchener, die im vergangenen Jahr zehn neue Teammitglieder rekrutiert und ein Büro in Mailand eröffnet haben, kaufen in der Regel Plattformen ab einem Ebitda von rund 2 Millionen Euro, und Add-ons seien „manchmal sogar noch deutlich kleiner“. Klar ist: Je geringer der Wettbewerb um ein Zielunternehmen ist, desto höher sind die Erfolgsaussichten. Dennoch war Auctus nach eigener Aussage flexibel, was den Zustand der Assets anging: „Deals mit einem Schönheitsfleck schauen wir uns auch an, wenn die Bewertung stimmt.“ „Deals mit einem Schönheitsfleck schauen wir uns auch an, wenn die Bewertung stimmt.“ Florian Buddemeier, Partner bei Auctus Hinzu kommt: „Die Transaktionen, die wir 2023 über die Ziellinie gebracht haben, haben sich häufig über viele Jahre Kontakt mit dem Verkäufer angebahnt.“ Das ist eine Besonderheit des mittleren bis kleineren Private-Equity-Segments, denn größere Deals werden in der Regel von M&A-Beratern gesteuert. Die Beziehung zum Unternehmen spielt bei Large-Cap-Transaktionen daher eine weniger wichtige Rolle als im Small-Cap-Bereich oder Midmarket – beziehungsweise sie wird erst später im Prozess relevanter. Beyond Capital Partners will bei strategischen Themen begleiten Ähnliche Erlebnisse wie Auctus hat auch Beyond Capital Partners im vergangenen Jahr gemacht. Der Frankfurter Finanzinvestor ist vor allem auf Situationen spezialisiert, in denen der Unternehmer auch nach dem Verkauf – zumindest für eine gewisse Zeit – weiterhin operativ im Unternehmen tätig bleiben möchte, meistens drei bis fünf Jahre. „Wir treffen oft Unternehmensgründer, die bemerken, dass sie nicht genügend Zeit dafür haben, das Unternehmen strategisch auf die nächste Stufe zu heben. Sei es mit Blick auf die Produkte, die Expansion oder die Förderung der Mitarbeiter“, sagt Christoph Kauter, Gründer von Beyond Capital Partners. „Für diese Unternehmer möchten wir mit Kapital und Know-how da sein.“ Im Visier hat der Private-Equity-Investor Unternehmen mit Umsätzen zwischen 10 und 50 Millionen Euro sowie einem durchschnittlichen Ebitda zwischen 1 und 5 Millionen Euro. Mit Blick auf die Sektoren fühlt sich Beyond Capital Partners mit Asset-light-Geschäftsmodellen in den Branchen B2B-Services, IT-Services, Software, Healthcare, Well Being, Lifestyle und Entertainment wohl. Dabei müssen die Unternehmen außerdem die SFDR-Kriterien nach Artikel 8+ erfüllen. Der „Plus“-Zusatz bedeutet, dass der PE-Fonds sich dazu verpflichtet, einen gewissen Anteil seines Geldes in nachhaltige Unternehmen zu investieren. Mehr zum Thema Private-Equity-Midmarket rutscht auf Corona-Niveau ab Der deutsche Private-Equity-Midmarket muss nun schon das zweite Jahr in Folge empfindliche Rückgänge verkraften, zeigt die heute frisch veröffentlichte, exklusive FINANCE Buy-out-Liste. Alle Zahlen im Detail. Mehr lesen BCP setzt auf geringen Leverage und All-equity-Deals „Das sind natürlich dankbare Nischen“, findet Kauter, und spielt dabei auf den geringen Kapitalbedarf der Unternehmen an. Wenn sich dazu noch zweistellige Ebit-Margen gesellen, erleichtere das die Akquisitionsfinanzierung ungemein. Darüber hinaus bedient sich Beyond Capital Partners auch eines Kniffs, den mit dem Aufkommen des jüngsten Gegenwinds im Finanzierungsmarkt auch einige Large-Cap-Häuser genutzt haben: All-equity-Finanzierungen. „Wir machen das gern und das ist bei uns auch Standard“, sagt Kauter, und fügt hinzu: „Für uns ist der Leverage zum Zeitpunkt der Akquisition auch nicht allesentscheidend. Uns ist wichtiger, Ideen zur Weiterentwicklung des Unternehmens zu präsentieren, die sich mit den Vorstellungen des Verkäufers decken – und dann gemeinsam daran zu arbeiten.“ Für Fremdfinanzierungen arbeitet Beyond Capital Partners dann aber sowohl mit Banken als auch mit Debt-Fonds zusammen, wobei erstere den größeren Anteil einnehmen. Beyond Capital Partners besteht auf frühe Exklusivität Neben All-equity-Finanzierungen ist ein weiteres Erfolgskriterium der Frankfurter die Exklusivität im M&A-Prozess. „Wir lassen uns früh, oft schon vor Abgabe des Binding Offers, Exklusivität zusichern“, betont Kauter. Was auch Druck auf Verkäuferseite auslösen kann, funktioniert für Beyond Capital aber gut: 2023 hat der Finanzinvestor, der aktuell aus dem frisch geschlossenen, 180 Millionen Euro schweren dritten Fonds investiert, vier Plattformen und fünf Add-ons zugekauft. Zu den jüngsten Zukäufen gehören die Baumschule Holger Grelck sowie die Marketingagentur ECD International. „Wir lassen uns oft schon vor Abgabe des Binding Offers Exklusivität zusichern“ Christoph Kauter, Gründer von Beyond Capital Partners „Die Themen Aufforstung und Dekarbonisierung sind ein nachhaltiger Makrotrend, den wir mit der Beteiligung an den Holger Grelck Forstbaumschulen begleiten werden. Im deutschen Wald besteht aktuell nach letzten Studien allein durch Waldschäden ein Aufforstungsbedarf von rund 1,6 Milliarden Bäumen. Professionelle Forstbaumschulen wie HGF helfen kontinuierlich, diesen Bedarf zu bedienen“, begründete Kauter den für Private Equity ungewöhnlichen Zukauf im September 2023. Einige BCP-Beteiligungen sind Exit-ready Gestemmt hat Beyond Capital Partners die Deals aus dem neuen Büro im Skyper-Turm in Frankfurt, das der Private-Equity-Investor im vergangenen Juli mit seinem Team bezogen hat, das mittlerweile auf 15 Personen angewachsen ist. Aber auch bei Beyond Capital Partners war 2023 nicht nur von Erfolg gekrönt. „Trotz einem ‚all-time high‘ bei der Anzahl der vorgestellten Unternehmen waren wir 2023 sehr selektiv und haben einige mögliche Add-on-Transaktionen schlussendlich nicht vollzogen“, gesteht Kauter. Für das bereits angelaufene Jahr ist Kauter aber zuversichtlich: „Es wird deutlich mehr los sein, allein bis heute haben wir schon über 100 potentielle Zielunternehmen gesichtet.“ Als einen großen Trigger für M&A-Deals erachtet der Private-Equity-Manager die von vielen Marktteilnehmern erwarteten Zinssenkungen. Diese dürften in der Folge die Exit-Bereitschaft von Private Equity wiederaufleben lassen, auch bei Beyond Capital Partners. „Bei einer Beteiligung haben wir das Ebitda innerhalb von drei Jahren nahezu verdreifacht. Dort bereiten wir den Verkaufsprozess vor“, berichtet Kauter – ohne natürlich den Unternehmensnamen zu verraten.

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