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Großaktionär Vonovia sagt „Nein“ zu Adler-Übernahme

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Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia verzichtet auf eine Übernahme der Adler Group. Foto: Vonovia
Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia verzichtet auf eine Übernahme der Adler Group. Foto: Vonovia

Vonovia hat heute seine Halbjahreszahlen präsentiert, die insbesondere durch einen 36-prozentigen Anstieg der für Immobilienkonzerne zentralen operativen Gewinnkennzahl (FFO) hervorstechen. Einer der ausschlagebenen Gründe für diesen Zuwachs ist die Übernahme der Deutschen Wohnen aus dem vergangenen Jahr.

Währenddessen legt der Bochumer Dax-Konzern seine Ambition, einen weiteren Konkurrenten zu schlucken, nun endgültig ad acta. Wie der Vorstandsvorsitzende Rolf Buch der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX mitteilte, wird Vonovia Adler nicht aufkaufen. „Die Märkte haben sich verändert und deswegen ist für uns die ursprüngliche Überlegung, die Adler Group zu übernehmen, definitiv vom Tisch“, erklärte der CEO. Nun muss er überlegen, was er mit der Beteiligung von 20,5 Prozent weiter verfahren soll.

Vonovia hält 20,5 Prozent an Adler

Die Gerüchte rund um eine Übernahme von Adler durch Vonovia nahmen ihren Anfang im Oktober vergangenen Jahres. Nur kurze Zeit nachdem die langwierige Deutsche-Wohnen-Übernahme für Vonovia endlich geklappt hatte, überschlugen sich die Ereignisse um den Berliner Immobilienentwickler Adler. Dieser wurde vom britischen Shortseller Fraser Perring attackiert, der dem Unternehmen Bilanzfälschung vorwirft.

Nur wenige Tage nachdem die Betrugsvorwürfe bekannt wurden, handelte Vonovia einen Deal mit Adler-Anteilseigner Aggregate Holding, hinter dem der österreichische Investor Günther Walcher steht, aus. Die Vereinbarung sah eine Kaufoption über 13,3 Prozent der Adler-Anteile vor, die sich Vonovia für 220 Millionen Euro hätte sichern können. Dazu kam es aber erst gar nicht, da Vonovia im Wege der Pfandverwertung einen Anteil von 20,5 Prozent an dem Konkurrenten übernahm.

Was hat Vonovia-CEO Buch mit dem Adler-Paket vor?

Diesen Anteil hält der Bochumer Konzern bis heute. Von der einstigen Überzeugung, dass es strategisch sinnvoll ist, bei Adler einen Fuß in die Tür zu bekommen, ist der Manager unlängst abgerückt. Im Mai dieses Jahres hatte er in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ gesagt, dass Vonovia keine weiteren Adler-Anteile kaufen werde und der Konzern perspektivisch eher für den Verkauf der Beteiligung bereit sei.

Zunächst werden die Bochumer Anteilseigner bei Adler bleiben, solange kein adäquates Kaufangebot Dritter vorliegt, wie eine Konzernsprecherin FINANCE auf Anfrage bestätigt. Wann dieser Zeitpunkt gekommen ist, will Vonovia aber nicht festlegen. Wohl aus gutem Grund: Am Kapitalmarkt ist Adler in Ungnade gefallen. Alleine seit dem Einstieg Vonovias im Februar hat die Adler-Aktie satte 72 Prozent an Wert verloren.

SdK verlangt BaFin-Sonderprüfung

Die Konzernsprecherin fügte hinzu, dass eine Akquisition zu dem jetzigen Zeitpunkt nicht sinnvoll sei. Durch den 18,2 Milliarden Euro schweren Merger mit der Deutsche Wohnen hat Vonovia mittlerweile auch einen Schuldenberg in Höhe von mehr als 68,6 Milliarden Euro angehäuft. Zwar konnte dieser leicht reduziert werden, wie im Halbjahresbericht nachzulesen ist. Ein Polster für M&A-Deals sieht allerdings anders aus.

Durch eine Übernahme der Adler Group würde sich Vonovia neben der finanziellen Last auch womöglich eine Menge Ärger ins Haus holen. Wie Anfang der Woche bekannt wurde, hat die BaFin einen fehlerhaften Konzernabschluss bei der Adler Real Estate für das Geschäftsjahr 2019 festgestellt. Konkret geht es hierbei um eine ihrer Ansicht nach zu hohe Bewertung eines Düsseldorfer Bauprojekts.

Als Reaktion daraufhin verlangt die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) nun eine Sonderprüfung durch die stattliche Aufsichtsbehörde. Ein entsprechender Antrag werde auf der Hauptversammlung des Unternehmens Ende des Monats eingereicht. Zuerst berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg darüber.

Wie geht es weiter mit Adler?

Die SdK befürchtet, „dass weitere Beanstandungen festgestellt werden könnten“, sagt SdK-Vorstandsmitglied Marc Liebscher. Die Gläubigervertretung forderte bereits vor der Mitteilung der BaFin eine Sonderprüfung. Die Adler Group hält derweil „die im Konzernabschluss mehrfach geprüfte und testierte Bewertung für ordnungsgemäß und korrekt“. Die Bafin-Prüfung ist noch nicht abgeschlossen.

Auch bei weiteren Geschäftsberichten von Adler gibt es Probleme. So veröffentlichte der Konzern im April seinen Geschäftsbericht für das Jahr 2021, allerdings ohne das Testat des Wirtschaftsprüfers KPMG. Über die Hintergründe spricht Adler-Verwaltungsratschef und Ex-Vonovia-CFO Stefan Kirsten exklusiv im FINANCE-Interview.

jan.schuermann[at]finance-magazin.de