Im heutigen anspruchsvollen Wirtschaftsumfeld stehen mittelständische Unternehmen oft vor der Herausforderung, geeignete Finanzierungsquellen zu finden. Während viele von ihnen neben Bankkrediten und Asset-Finanzierungen den Schuldschein und allenfalls Private Debt in Erwägung ziehen, gibt es für Crossover-Gesellschaften – also jene Firmen, die sich im Bereich zwischen höherem Sub-Investmentgrade und tieferem Investmentgrade befinden – eine weitere Alternative: die kleinere Anleihe zwischen 20 Millionen und 100 Millionen Euro beziehungsweise Schweizer Franken.
Keine einengenden Covenants
Die eingangs genannten Finanzierungsformen dominieren nach wie vor die Finanzierungslandschaft für mittelständische Unternehmen, obwohl sie oft mit engen Financial Covenants, Sicherheiten, langwierigen Verhandlungen und operativen Einschränkungen verbunden sind. Kleinere Anleihen hingegen kennen diese Finanzierungsnachteile nicht und sind in einer ganzheitlichen Betrachtung auch sehr kosteneffizient.
Darüber hinaus müssen kleinere Anleihen lediglich ein Mindestvolumen von 20 Millionen Euro oder Schweizer Franken aufweisen. Das macht sie für viele mittelständische Unternehmen zugänglich, die möglicherweise nicht die Größe und Stabilität im Geschäftsmodell haben, um größere Anleihen zu emittieren. Die Vorab-Zusage bestimmter Banken zur Festübernahme dieser Anleihen vor der Platzierung bei Investoren sorgt zudem für zusätzliche Sicherheit bei der emittierenden Gesellschaft.
Die Möglichkeit dieser bankenunabhängigen Sockelfinanzierung ist besonders relevant für Unternehmen im höheren Sub- oder tieferen Investmentgrade-Bereich. Diese Unternehmen können von den flexiblen Bedingungen und der Unabhängigkeit profitieren, die kleinere Anleihen bieten. Sie sind so nicht nur in der Lage, ihre Finanzierungskosten zu optimieren, sondern auch ihre Abhängigkeit von Banken zu reduzieren. Außerdem muss das aufgenommene Kapital erst am Ende der drei- bis sechsjährigen Laufzeit an die Investoren zurückgezahlt werden.
Wolffkran platzierte erfolgreich kleinere Anleihe
Ein aktuelles Beispiel für diese Finanzierungsalternative ist die Wolffkran Gruppe. Das Unternehmen, ein führender Anbieter von Turmdrehkranen, hat im Juni dieses Jahres erfolgreich eine Anleihe mit einem Volumen von 38 Millionen Schweizer Franken platziert. Mit einem Kupon von 5 Prozent konnte Wolffkran so seine Kapitalbasis stärken und gleichzeitig von den Vorteilen einer flexiblen und bankenunabhängigen Finanzierung profitieren. Damit konnte das Unternehmen schlussendlich auch seine Finanzierungsquellen bestehend aus Bankkrediten und Leasingfinanzierungen weiter diversifizieren.
Diese Transaktion verdeutlicht, wie mittelständische Unternehmen im Crossover-Bereich durch die Emission kleinerer Anleihen Zugang zu Kapital erhalten können, ohne die typischen Einschränkungen traditioneller Finanzierungsformen wie Sicherheiten und Financial Covenants in Kauf nehmen zu müssen.
Autor
Rolf Weilenmann
Dr. Rolf Weilenmann ist Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter Corporate Finance bei der Helvetische Bank AG in Zürich.