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Young Professionals: Das erwartet die Finanzentscheider von morgen

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Das Future FINANCE Festival ist in die nächste Runde gegangen: Rund 250 Young Professionals diskutierten über die aktuellen Trends in der Finanzabteilung. Foto: F.A.Z. Business Media GmbH/R. Eckel
Das Future FINANCE Festival ist in die nächste Runde gegangen: Rund 250 Young Professionals diskutierten über die aktuellen Trends in der Finanzabteilung. Foto: F.A.Z. Business Media GmbH/R. Eckel

Technologische Innovation mit Künstlicher Intelligenz, Blockchain und Fintechs; „Mobile first“, sofortige Verfügbarkeit und Selbstbedienungsmöglichkeiten; ethisches Verhalten und Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung sowie individuelle Empfehlungen – all diese Erwartungen werden der Gen Z zugeschrieben.

Damit sind junge Mitarbeiter gemeint, die in den späten 1990er- und in den frühen 2000er-Jahren geboren wurden. Diese Generation tritt langsam auch in die Finanzabteilungen ein – heute noch der Nachwuchs, morgen vielleicht schon die Führungskraft.

Veranstaltung für Young Professionals

Einige, aber beileibe nicht nur Vertreter der Gen Z, waren beim zweiten „Future FINANCE Festival“ im Mai in Düsseldorf dabei. Die rund 250 Teilnehmer waren in der Regel jünger als 40 und noch nicht in einer Führungsrolle. Die Teilnehmer kamen aus verschiedenen Abteilungen, wie Treasury, Controlling, Accounting oder Investor Relations.

Ziel und Zweck des Events, das vom FINANCE-Magazin veranstaltet wird, ist es, eine Plattform für den Nachwuchs in der Finanzabteilung zu etablieren, da viele bestehende Veranstaltungen wie die „Structured FINANCE“ vor allem auf die heutigen Finanzentscheider – also CFOs oder Leiter Treasury – abzielen.

Das „Future FINANCE Festival“ (FFF) hebt sich von solchen „Entscheiderveranstaltungen“ deutlich ab. Beim FFF pflegen alle das Du, auch die Moderatoren und Referenten auf den Bühnen. Krawatten sind ohnehin passé, Sneaker statt Lackschuhe dominieren das Bild. Und der Frauenanteil ist deutlich höher als bei anderen Events. Dadurch setzt das FFF bereits optisch einen deutlich anderen Rahmen.

Neue Technologien als Oberthema

Auch inhaltlich muss sich die neue Generation noch stärker als früher mit Technologie auseinandersetzen. Das Hype-Thema schlechthin ist derzeit Künstliche Intelligenz (KI). Einen mitreißenden Vortrag dazu hielt der Internet- und KI-Unternehmer Fabian Westerheide. Für ihn ist die Botschaft klar: Deutschland investiere derzeit viel zu wenig in die neuartige Technologie. Selbst der Softwareriese SAP käme hinsichtlich KI nicht schnell genug voran. Ganz anders die Situation in China, wo der Staat Milliarden in die neuen Technologien investiere – allerdings mit unerwünschten Nebeneffekten, gleiche China doch in Teilen einem totalitären Überwachungsstaat aus George Orwells Roman „1984“.

Der KI-Unternehmer Fabian Westerheide hielt einen anregenden Vortrag über das Hype-Thema Künstliche Intelligenz. Foto: F.A.Z. Business Media GmbH/R. Eckel

Vorreiter in Sachen KI sind für Westerheide allerdings ganz klar die USA: Hier seien die größten KI-Unternehmen entstanden, nicht zuletzt der Chat-GPT-Erfinder Open AI, an dem Microsoft beteiligt ist – deshalb sei Microsoft derzeit wohl eines der spannendsten Unternehmen überhaupt.

Kann Deutschland da überhaupt noch nachziehen? Westerheide zieht einen Fußballvergleich: Es sei so, als ob Deutschland zur Halbzeitpause 0:4 zurückliege. Es gebe eine Chance für die Industrie – besonders weil viele Daten vorhanden seien –, deshalb müsse nun viel geschehen, um den Rückstand aufzuholen.

Westerheides Fazit für die Mitarbeiter im Finanzbereich: Sie sollten KI-Tools unbedingt nutzen, weil sie dadurch einen komparativen Vorteil gegenüber Unternehmen hätten, die keine KI einsetzen würden – getreu dem Titel seines Vortrags „Warum die Zukunft denen gehört, die Künstliche Intelligenz verstehen“.

Case Studies aus den Finanzabteilungen

Fast schon in Vergessenheit geraten ist der Metaverse-Hype.  Über den sprachen Julia Finkeissen, Gründerin des Unternehmens Vioventi Art, das sich digitaler Kunst im Metaverse verschrieben hat, und Marc Andre Mohn, Director Corporate Treasury bei Adidas.

Auch sie hatten eine klare Botschaft: Treasurer müssten sich mit dem – bisweilen schon abgeschriebenen – Metaverse beschäftigen, speziell dann, wenn es Business-relevante Ansätze dafür gebe. Mohn beschrieb im Workshop, wie der Sportartikelkonzern sich an das Thema angenähert hat – und wie das Treasury als Corporate-Funktion versuchen musste, die neuartigen Ideen umzusetzen.

Ein Thema der Breakout Sessions war die Digitalisierung im Avalgeschäft. Björn Hafner, Treasury Operations Specialist beim Hochtechnologieunternehmen Trumpf, David Kirn von der Deutschen Bank und Jonas Kemper von Digital Vault Services stellten einen Case vor und zeigten die Vorteile von digitalem Avalmanagement.

Im Speed-Networking konnten sich die rund 250 Teilnehmer untereinander austauschen. Foto: F.A.Z. Business Media GmbH/R. Eckel

„Investor Relations Reloaded: Schnittstelle zwischen Unternehmen und Kapitalmarkt im tiefgreifenden Wandel“ lautete der Vortrag von Christoph Greitemann aus dem Investor-Relations-Team der Deutschen Telekom.

Investor Relations werden immer mehr geprägt von einem zunehmenden Wettbewerb um die Aufmerksamkeit der Investoren. Um die Aufmerksamkeit der Zielgruppen zu erlangen, setzt die Deutsche Telekom verstärkt auf neue Formate wie Soziale Netzwerke und Videos. Die Abteilung müsse in Echtzeit reagieren und kommunizieren. Um Reichweite zu generieren, setzt der Dax-Konzern außerdem auf Kooperationen mit sogenannten Finfluencern.

Ganz klar: Sehr viele Finanzbereiche befinden sich im tiefgreifenden Wandel. Diesen zu begleiten, dafür müssen sich die Nachwuchs-Finanzspezialisten rüsten. Zu diesem Zweck – und speziell für den Austausch – gab es im Programm auch ein Speed Networking, bei dem sich die angehenden Finanzspezialisten unter freiem Himmel in der warmen Mai-Sonne austauschen konnten.

Agile Transformation im Controlling

Pia Burkath von der Signal Iduna sprach über die Rollenveränderung im Controlling. F.A.Z. Business Media GmbH/R. Eckel

Um die Transformationen umzusetzen, braucht es Agilität und Flexibilität in der Finanzabteilung. Darüber – speziell mit dem Fokus auf das Controlling – sprach Pia Burkarth, Abteilungsleiterin Kostencontrolling beim Versicherer Signal Iduna. Sie zeigte auf, wie die Transformation gelingen kann – und wie Controller stärker zum Business Partner werden. Auf dem Weg dorthin spielt Burkarth zufolge vor allem ein agiles Mindset eine signifikante Rolle.

Aufbauarbeit leistet auch Celine Eich unter der Ägide von Treasurer Dirk Schreiber bei Biontech. Nach dem Erfolg mit dem Corona-Impfstoff wurde der Konzern mit Cash geflutet – schnell musste ein State-of-the-Art-Treasury mit den entsprechenden Systemen eingeführt werden. Das machten die Mainzer erfolgreich – und gewannen dafür auch den Award „Treasury des Jahres 2023“. Eich unterstützte den Prozess damals zum Teil noch als Werkstudentin, wie sie berichtete.

Eine Treasury-Abteilung hat auch Christian Schmahl aufgebaut, und zwar beim Essenslieferdienst Delivery Hero. Zusammen mit Patrick Lindstädt, Head of Tech Industry Coverage, blickte er auch die Tech-Branche: Wie hat sie sich entwickelt? Wie können skalierbare Prozesse umgesetzt werden?

Auch die eigene Karriere durfte auf der Veranstaltung nicht zu kurz kommen. Wie die Finanzentscheider von morgen einen Karriere-Boost erhalten und worauf es bei einem guten Arbeitgeber sowie einer guten Führungskraft ankommt, das und mehr verriet Wirtschafts-Influencer und Personalberater David Döbele im On-Stage-Interview auf dem diesjährigen FFF.

ESG als Zukunftsthema

Eine spannende Diskussionsrunde um Green Finance bildeten Finn Marten Körner (Head of Capital Markets and Pension Asset Management bei Henkel), Dominik Paschinger (Group Treasury & Risk Management bei Mann+Hummel), Juliane Beckmann (Vice President, Head of Corporate Finance, Fresenius Group) und Stefan Zeller (Head of Sustainable Finance Germany, ING).

Alle Unternehmen haben bereits nachhaltige Finanzierungen abgeschlossen. Doch als Selbstläufer entpuppten sich diese nicht. ESG-Rating oder KPI? Use-of-Proceeds-Ansatz oder ESG-linked? Zur Not müsse man eine „normale“ Finanzierung aufsetzen, lautete der Konsens. Es zeigte sich aber auch, dass die Diskussionsteilnehmer an die nachhaltigen Finanzierungen glauben und sich damit auseinandersetzen wollen.

Annahita Esmailzadeh räumt mit gängigen Klischees in der Arbeitswelt auf. Foto: F.A.Z. Business Media GmbH/R. Eckel

In der Abschluss-Keynote des Festivals wollte Annahita Esmailzadeh (Head of Customer Success, Account Management, Microsoft) mit gängigen Klischees aufräumen. „Verurteilst Du noch oder lebst Du schon?“ lautete ihre Frage.

Die sehr homogenen Finanzabteilungen deutscher Unternehmen könnten noch etwas mehr Diversität brauchen – nicht nur hinsichtlich des Geschlechts, sondern auch mit Blick auf Hautfarbe und Herkunft. Sie riet dazu, bei Personalentscheidungen nicht nur „Mini-Mes“ einzustellen, sondern bewusst auch andere Charaktere, um das Team zu bereichern. Sich dabei hin und wieder andere Meinungen und Sichtweisen einzuholen könne hilfreich sein.

Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.

Jasmin Rehne ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die Themen Controlling, Gehalt und Personal. Sie hat in Marburg Sprache und Kommunikation studiert. Neben ihrem Studium arbeitete Jasmin Rehne bereits als studentische Hilfskraft bei FINANCE.