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FINANCE-Resterampe: Die Bilanzkapriolen von Juventus Turin

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Der italienische Traditionsclub Juventus Turin soll seine Bilanzen frisiert haben. Foto: charnsitr - stock.adobe.com
Der italienische Traditionsclub Juventus Turin soll seine Bilanzen frisiert haben. Foto: charnsitr - stock.adobe.com

Bilanzmanipulation bei Juventus Turin

Während die Welt (oder zumindest große Teile davon) sich mit der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar beschäftigt, müssen die Italiener zu Hause bleiben. Doch das hält einen Traditionsclub nicht davon ab, Schlagzeilen zu schreiben. Der italienische Rekordmeister Juventus Turin wird ehrfürchtig „Die Alte Dame“ genannt. Und Juve hat in Bezug auf seine Buchführung augenscheinlich einige Eigenarten entwickelt. Denn wie Anfang der Woche bekannt wurde, war die Bilanzierung des börsennotierten Fußballvereins nicht auf Champions-League-Niveau.

Am Montagabend gab die Vereinsführung nach einer Verwaltungsratssitzung bekannt, dass alle Mitglieder dieses Gremiums inklusive Präsident Andrea Agnelli und dessen Vize Pavel Nedved (ehemaliger Weltklassespieler) ausgetauscht werden. Nur der Vorstandsvorsitzende Maurizio Arrivabene wurde gebeten, für eine Übergangszeit seinen Posten zu behalten.

Der spektakuläre Grund: Laut italienischen Medien ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Turin wegen möglicher Bilanzfälschung. Der Club befindet sich in finanzieller Schieflage, erzielte in der vergangenen Saison einen Rekordverlust von 254 Millionen Euro. Im Vergleich: Der aktuelle Jahresumsatz des Vereins liegt bei 443 Millionen Euro.

Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Juventus soll die Bilanzen mit fiktiven Gewinnen aufgebläht haben. Demnach seien Spielerwerte in der Bilanz zu hoch angegeben worden, insgesamt geht es dem Vernehmen nach um 115 Millionen Euro. 42 Transfers stehen Medienberichten zufolge unter Verdacht, gegen 16 Personen wird ermittelt.

An den Spekulationen scheint durchaus etwas dran zu sein: In seiner Pressemitteilung vom Montagabend räumt die „Alte Dame“ ein, dass es in den Geschäftsjahren 2019/2020 und 2020/2021 „Gehaltsmanöver“ (Original: „manovre stipendi“)mit Bewertungen der Spieler gab, die „buchhalterisch unterschiedlich interpretiert werden können“. Auch „Treueprämien“ müssten neu bewertet werden. Auswirkungen auf den Cashflow oder die Nettofinanzverschuldung habe das aber nicht. Auf den Ruf des Vereins aber freilich schon.

Schon wieder ein US-Manager im Knast

Fliegen wir über den großen Teich in die USA: Eigentlich gelten die Manager aus den Vereinigten Staaten ja als Vorbild für hiesige Vorstände: Die US-Kollegen seien moderner, eloquenter – und verdienen deutlich besser. Doch Vorbildcharakter scheinen nicht alle Manager zu haben: Nachdem der Beyond-Meat-Vorstand Doug Ramsey es mit einer abgebissenen Nase in die vergangene FINANCE-Resterampe geschafft hat, haben wir nun einen alkoholisierten Finanzchef im Angebot.

John R. Tyson, CFO des Fleischgiganten Tyson Foods und Ur-Enkel des Gründers des Unternehmens, wurde Anfang November mitten in der Nacht verhaftet und in eine Gefängniszelle in Fayetteville im US-Bundesstaat Arkansas eingeliefert. Der Vorwurf: Der angetrunkene Tyson soll in eine fremde Wohnung eingedrungen sein und sich dort schlafen gelegt haben. Als die Bewohnerin den 32-Jährigen fand, habe sie die Polizei gerufen.

Milliardenschwerer Bitcoin-Dieb gefasst

Dass Kryptowährungen doch nicht so verlässlich sind, wie zwischenzeitlich gedacht, haben die meisten wahrscheinlich schon mitbekommen. Immer wieder gehen größere Beträge verloren. Amerikanische Behörden haben jetzt gestohlene Bitcoin im Wert von 3,4 Milliarden US-Dollar bekanntgegebenen. Diese gehörten einem 32-jährigen Immobilienunternehmer.

Die Tat liegt schon einige Jahre zurück, 2012 hat der Täter die Bitcoin im Darknet geklaut, wie er selbst zugegeben hat. Der damalige Wert: gerade einmal 50.000 Dollar. Seinerzeit notierte ein Bitcoin noch zwischen 5 und 10 Dollar. Heute braucht man rund 17.000 Dollar, um einen Bitcoin zu ergattern. Zwischenzeitlich lag der Wert sogar bei über 60.000 Dollar.

Der Krypto-Kriminelle hat entsprechend massiv von der Wertsteigerung der Digitalwährung profitiert und ist durch seinen Diebstahl zum Milliardär geworden. Nun drohen ihm allerdings 20 Jahre Gefängnis.

Info

Jakob Eich ist Chef vom Dienst des Printmagazins FINANCE und arbeitet parallel für das Schwestermedium DerTreasurer. Beide Publikationen gehören zum Fachverlag F.A.Z Business Media, bei dem der gebürtige Schleswig-Holsteiner auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Erste journalistische Erfahrungen sammelte der Journalist in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost.