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Neuer CFO bei Adler und neue Sorgen um Consus

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Adler bekommt einen neuen CFO und die Tochter des Konzerns hat schlechte Nachrichten zur vermelden. Foto: C.Castilla - stock.adobe.com
Adler bekommt einen neuen CFO und die Tochter des Konzerns hat schlechte Nachrichten zur vermelden. Foto: C.Castilla - stock.adobe.com

Die Adler Group hat einen neuen CFO gefunden: Thomas Echelmeyer übernimmt den Posten als Finanzchef bei dem krisengeplagten Immobilienkonzern ab dem 1. Juni – allerdings nur interimistisch. Die Suche nach einem dauerhaften CFO sei im Gange, vermeldete das Unternehmen am Dienstagmorgen. Echelmeyer stößt in einer schwierigen Zeit zu dem Immobilienkonzern. Erst verweigerte KPMG dem Konzern Ende April das Testat für den Jahresabschluss von 2021 und stellte einen Versagungsvermerk aus, dann nahm die Kanzlei Weisswert im Auftrag eines Anlegers Adler und ihre Wirtschaftsprüfer ins Visier. Wer ist der neue CFO, der das Ruder im Finanzressort in diesen turbulenten Zeiten übernehmen soll?

Adler-CFO Echelmeyer und Stefan Kirsten kennen sich

Der designierte CFO Echelmeyer war zuvor als Wirtschaftsprüfer und Steuerberater sowie als Partner bei EY und Arthur Andersen tätig. Von seiner Zeit bei Arthur Andersen kennt er Adler-Verwaltungsratschef Stefan Kirsten. Beide arbeiteten zur Beginn ihrer Karrieren 1986 bei der Wirtschaftsprüfung. Später saßen Echelmeyer und Kirsten acht Jahre gemeinsam im Aufsichtsrat von AVW Versicherungsmakler, wie das Manager Magazin berichtet. „Er ist dem Verwaltungsrat bestens bekannt und dank seiner umfassenden Expertise die perfekte Unterstützung in der jetzigen Phase“, kommentierte Kirsten die Ernennung.

Nach seiner Zeit als Wirtschaftsprüfer bekleidete Echelmeyer mehrere CFO-Ämter: Von 2007 bis 2017 war er Finanzchef bei der GWH Immobilien Holding, danach leitete er ab Oktober 2017 bis September 2019 die Finanzen von A&O Hostels und Hotels. Anschließend war er laut Linkedin Interim Manager und arbeitete von Februar 2021 bis August 2021 als Senior Strategy Finance Adviser bei FTI Touristik.

Adler setzt Restrukturierer PJT Partners ein

Adler beruft aber nicht nur einen neuen Interims-CFO, sondern auch neue Berater: Zum einen beauftragt der Verwaltungsrat von Adler das Big-Four-Haus PwC „mit der Analyse und der Entwicklung einer robusten Compliance-Funktion“. Der Forensik-Report von KPMG hatte erhebliche Compliance-Mängel bei dem Konzern aufgedeckt. Da will das Unternehmen nun  nacharbeiten.

Adler hat außerdem eine internationale Anwaltskanzlei beauftragt, weitere mögliche Rechtsansprüche gegen das Unternehmen und seine Organe zu klären. Um welche Kanzlei es sich dabei handelt, ist nicht bekannt. Bei der Prüfung ändert sich hingegen nichts: Bei der kommenden Hauptversammlung soll KPMG, die Adler unlängst das Testat verweigerten, wieder als Abschlussprüfer für den Jahresabschluss von 2022 bestellt werden. „Die sehr professionellen Gespräche mit KPMG sind im Gange“, so Adler.

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Zudem beauftragt Adler die Investmentbank PJT Partners als Finanzberater, „um das Unternehmen bei der vertieften Cashflow-Analyse sowie im intensiven Austausch mit seinen Finanz-Partnern und dem Kapitalmarkt zu unterstützen“. Neben strategischer Beratung ist PJT vor allem für Restrukturierungstätigkeiten bekannt und war etwa in die Fälle bei Steinhoff und Jack Wolfskin involviert. Die Beratung sollen künftig mit Kempen, dem langjährigen Berater von Adler, zusammenarbeiten.

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Adler-Tochter Consus nimmt Abschreibungen vor

Und dem Kapitalmarkt hat der Adler-Konzern weiterhin viel zu erklären. In der heutigen Mitteilung gibt das Unternehmen bekannt, dass der Verwaltungsrat auf der kommenden Hauptversammlung empfehlen wird, für das Geschäftsjahr 2021 keine Dividende auszuschütten. Grund dafür sei der „Disclaimer of Opinion“ des Wirtschaftsprüfers.

Gleichzeitig gibt es schlechte Nachrichten von der Adler-Tochter Consus Real Estate, ohnehin das Sorgenkind des Unternehmens. Consus kündigte an, „überwiegend wahrscheinlich“ Abschreibungen auf Beteiligungen und Ausleihungen an verbundenen Unternehmen vornehmen zu müssen. Das teilte das Unternehmen in der Nacht von Montag auf Dienstag mit. Durch den Verlust werde sich das bilanzielle Eigenkapital (HGB) der Gesellschaft auf weniger als die Hälfte des Grundkapitals belaufen, so Consus. Auf Basis der derzeitigen Berechnungen wäre das Eigenkapital der Gesellschaft zum Ende des Jahres 2021 negativ. Grund für die Abschreibungen seien gestiegene Baukosten und eine deutliche Reduzierung des erwarteten Projektentwicklungsvolumens.

Für Adler sind das schlechte Nachrichten, denn die Tochter Consus belastet die Geschäftszahlen schon länger. Laut Adler begründete sich der überwiegende Teil des negativen Jahresergebnisses für 2021 durch fast 1,1 Milliarden Euro an Abschreibungen auf das Development-Portfolio der Tochter. „Diese Akquisition war nicht der Hit“, sagte Kirsten Anfang Mai.

Kirsten will Consus sanieren

Heute äußerte sich Adler zu den Abschreibungen bei Consus in einer kurzen Mitteilung. Man sei sich der Verantwortung für das Tochterunternehmen bewusst und werde im Interesse aller
Stakeholder von Adler und Consus auf die Stärkung und Fortführung von Consus
hinwirken, so Adler. „Vor diesem Hintergrund ist Adler grundsätzlich bereit, Maßnahmen zur Stärkung des Eigenkapitals von Consus zu unterstützen,“ heißt es weiter.

In einer Telefonkonferenz am Dienstagmorgen, aus der die Nachrichtenagentur dpa zitiert, sagte Stefan Kirsten als Eigner von mehr als 90 Prozent werde man natürlich die Bilanz sanieren, die Sanierung dürfe aber mit Ausnahme von Transaktionskosten kein Geld kosten. „Ich schließe grundsätzlich bei Consus keine Maßnahmen ein oder aus – außer der Insolvenz“, sagte Kirsten.

Der Kapitalmarkt reagiert relativ gelassen auf die Ereignisse bei Consus. Der Aktienkurs von Adler brach am Morgen kurzzeitig ein, erholt sich allerdings schnell wieder auf rund 6 Euro pro Aktie.

eva.brendel[at]finance-magazin.de

Info

Eva Brendel ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Kommunikationswissenschaft, VWL und Politik in Bamberg und Jena studiert. Neben dem Studium arbeitete Eva Brendel als freie Nachrichtenmoderatorin bei einem Lokalsender und moderierte eine eigene Podcast-Reihe.