Nachdem vor etwa einem Monat gravierende Mängel in der Bilanzierung von Voltabox die Konzernmutter Paragon erschütterten, musste der Automobilzulieferer am vergangenen Freitag selbst die vollständige Liste der eigenen Fehler veröffentlichen. Denn auch bei Paragon entdeckte die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) gleich mehrere Bilanzierungsfehler.
Der DPR zufolge hat Paragon im Geschäftsbericht für das Jahr 2017 unter anderem bei den Ertragssteuern Bilanzierungsfehler gemacht. So seien die passiven latenten Steuern und der Steueraufwand um jeweils 2,7 Millionen Euro zu hoch und die aktiven latenten Steuern und das Eigenkapital ebenfalls um jeweils 3,2 Millionen Euro zu hoch ausgewiesen worden. Der berichtete Steueraufwand im Geschäftsjahr 2017 sei mindestens um 1,1 Millionen Euro zu niedrig ausgewiesen.
Paragon hat Voltabox-Börsengang falsch bilanziert
Hinzu kommt, dass Paragon auch bei den Anteilen nicht beherrschender Anteilseigner Fehler gemacht hat. Der Vorsteuergewinn wurde laut DPR um 1,6 Millionen Euro zu hoch ausgewiesen. Der Grund: Die Transaktionskosten rund um den Börsengang der Tochter Voltabox im Oktober 2017 über 9,4 Millionen Euro seien zum Teil falsch erfasst worden.
Im der Mitteilung folgen weitere Punkte, in denen Paragon im Zusammenhang mit der Tochter Voltabox falsch bilanziert hat: Die Anteile nicht beherrschender Anteilseigner wurden zum Beispiel um 4 Millionen Euro zu niedrig angesetzt, da ihnen zu wenig Eigenkapitalzugang aus dem Börsengang von Voltabox zugeordnet wurde.
Darüber hinaus sind einige Fehler genannt, in denen kein direkter Bezug zu Voltabox hergestellt wird. Der Konzerngewinn ist zum Beispiel um rund 600.000 Euro zu hoch ausgefallen, weil Währungsverluste aus einem Fremdwährungsdarlehen nicht aufwandswirksam, sondern im sonstigen Ergebnis erfasst wurden. Zudem machte Paragon der DPR zufolge keine Angaben darüber, wie viel Brigitte Frers aus dem Anstellungsverhältnis bei Paragon verdient. Da sie jedoch die Ehefrau von CEO und Hauptanteilseigner Klaus Dieter Frers ist, wäre dies erforderlich gewesen.
Paragon hat Fehler bereits korrigiert
Der Automobilzulieferer hat diese Befunde der Bilanzpolizei bereits im Anfang April veröffentlichten Bericht für das Geschäftsjahr 2018 berücksichtigt und im Anhang erläutert. Das Unternehmen verzichtete darauf, gegen eine Veröffentlichung der festgestellten Fehler vorzugehen. Trotzdem musste Paragon die Bilanzierungsfehler nun noch einmal einzeln und gesondert auflisten.
Kursachterbahn bei Paragon (Einjahres-Chart)
Die Paragon-Aktie gab am Freitagnachmittag nach Veröffentlichung des Befunds nur leicht nach und sank um rund 1 Prozent unter die 25-Euro-Marke. Nach dem Bekanntwerden des Bilanzskandals bei Voltabox war die Paragon-Aktie vor einem Monat bereits um 17 Prozent auf rund 24 Euro abgestürzt, hat sich danach aber zwischenzeitlich wieder etwas erholt. Vor dem Börsengang der Voltabox-Tochter notierte die Paragon-Aktie noch bei über 90 Euro.