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Adler-Bilanz rückt ins Visier der Bafin

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Nach Vorwürfen von Fraser Perring nimmt die BaFin die Adler-Bilanz ins Visier. Foto: Adler Real Estate
Nach Vorwürfen von Fraser Perring nimmt die BaFin die Adler-Bilanz ins Visier. Foto: Adler Real Estate

Die schweren Vorwürfe des Aktionärs-Aktivisten Fraser Perring gegen die Adler Gruppe haben für den Immobilienkonzern immer unangenehmere Folgen: Neben der vernichtenden Wirkung auf den Aktienkurs, der sich seit der Veröffentlichung von Perrings Dossier mit den Anschuldigungen im vergangenen Oktober halbiert hat, ruft die Kampagne des britischen Investors nun auch die Bafin auf den Plan. Die Finanzaufsicht hat ein Bilanzkontrollverfahren bei Adler eingeleitet, wie eine Bafin-Sprecherin auf FINANCE-Nachfrage bestätigt hat. Weitergehende Informationen gibt die Behörde aktuell nicht heraus. Zuerst hatte das „Handelsblatt“ darüber berichtet.

Die SDax-Aktie bricht daraufhin am heutigen Donnerstag erneut um über 4 Prozent ein und liegt jetzt so tief wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr. Bald droht Adler auch noch die Herausnahme aus dem SDax, weil das Unternehmen wegen einer sich hinziehenden forensischen Prüfung der Vorwürfe durch KPMG den Jahresabschluss wahrscheinlich nicht vor dem Stichtag Ende April wird vorlegen können.

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Die nun gestartete eigene Prüfung zeigt, dass die Bafin Perrings Vorwürfe tatsächlich so ernst nimmt, wie sie nach dem Auftauchen der Anschuldigungen behauptet hatte. Auf 61 Seiten behauptet Fraser Perring unter anderem, Adlers Immobilienportfolio sei bei weitem keine 8,85 Milliarden Euro wert, wie es der Konzern im Halbjahresbericht für 2021 ausgewiesen hatte. Außerdem moniert er fehlende Transparenz und dubiose Vorgänge im Gesellschafter- und Tochterfirmenkreis des Immobilienkonzerns.

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Adler hat sämtliche Vorwürfe zurückgewiesen. Mehrere Immobilienverkäufe zu Werten auf oder oberhalb des Bilanzwerts widerlegen nach Ansicht des Konzerns Perrings zentralen Vorwurf. Auch der attackierte Großaktionär Aggregate sieht sich ganz aktuell durch Nachforschungen der  Kanzlei Hogan Lovells entlastet.

Eine im Oktober angekündigte detaillierte Stellungnahme zu Perrings Vorwürfen hat Adler allerdings immer noch nicht vorgelegt. Auch zu der nun bekannt gewordenen Bafin-Untersuchung gibt das Unternehmen keinen Kommentar ab.

Allerdings ist die Kombination Bafin / Fraser Perring pikant. Als Perring Unregelmäßigkeiten bei Wirecard monierte, schlug sich die Behörde noch auf die Seite des Unternehmens und zeigte Perring an, was sich später als große Fehlentscheidung erwies, die Behördenchef Felix Hufeld zum Rücktritt zwang.

Sein Nachfolger Mark Branson will die Bafin zu einer deutlich schärferen Finanzaufsicht weiterentwickeln, jedoch ist dieser Prozess, der unter anderem die Einstellung Dutzender Bilanzforensiker vorsieht, gerade erst begonnen worden. Die Untersuchung bei Adler ist die erste prominente unter der Führung von Branson, durchgeführt von einer Gruppe, die gerade erst im Aufbau begriffen ist.

melanie.ehmann[at]finance-magazin.de

Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.

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